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Von den Absurditäten des Alltags Von den Absurditäten des Alltags: Rüdiger Hoffmann kommt mit neuem Programm nach Halle

28.09.2017, 09:04
Rüdiger Hoffmann „sprüht“ vor ostwestfälischem Temperament.
Rüdiger Hoffmann „sprüht“ vor ostwestfälischem Temperament. Nadine Dilly

Halle (Saale) - Wohl kaum jemand kann so unschuldig gucken wie Rüdiger Hoffmann. Darum nimmt man dem Comedian den Titel seines neuen Programms gern ab: „Ich hab’s doch nur gut gemeint“. Doch ganz so harmlos dürfte es nicht werden, wenn der Ostwestfale am 6. Oktober in Halle gastiert. In angemessenem Tempo zwar, aber mit gewohnt trockenem Humor will sich Rüdiger Hoffmann dann seinen Mitmenschen widmen und von Absurditäten des Alltags berichten. „Ja, hallo erstmal. Ich weiß nicht, ob Sie es schon wussten ...“ heißt es um 20 Uhr im Steintor-Varieté. Vorab hat Rüdiger Hoffmann MZ-Redakteurin Kornelia Noack einige Fragen beantwortet.

Herr Hoffmann, Ihr neues Programm heißt „Ich hab’s doch nur gut gemeint“. Das klingt ja fast wie eine Entschuldigung. Was haben Sie denn angestellt?

Der titelgebende Spruch beschreibt sehr schön die Rolle, die ich im neuen Programm verkörpere. Da spiele ich einen, der sich nach außen hin positiv darstellt, hintenrum aber andere Interessen damit verbindet. Seine eigenen nämlich. Beispielsweise will ich einem Bekannten helfen, seinem Singledasein zu entfliehen und eine Frau kennen zu lernen und dann möchte ich die Frau für mich selbst.

Rüdiger Hoffmann in Halle: Von Alltagsdramen und Experimenten

Sie wollen in Halle von „absurden Alltagsdramen und verblüffenden Experimenten“ Ihrer Mitmenschen berichten. Was sind denn Ihre neuesten Beobachtungen?

Zum Beispiel, dass Selbstoptimierung scheinbar nur auf Kosten anderer Menschen geht. Und auch die aktuelle Situation in Deutschland wurde beobachtet. Es geht um Dinge, die mich beschäftigen. Deshalb spreche ich sie an. Ich mache das aber sehr charmant und witzig. Den erhobenen Zeigefinger überlasse ich gern anderen. Den erhobenen Mittelfinger übrigens auch (lacht).

Was verbinden Sie mit Halle?

Auch bei früheren Auftritten hatte ich schon das Vergnügen, in Halle zu Besuch zu sein. Mir gefällt die Stadt sehr gut. Und ich erinnere mich gern an die tollen Abende, die das Publikum und ich im Steintor-Varieté zusammen hatten. Bald steht wieder so ein Abend an und ich freue mich schon sehr darauf.

Gibt es Themen, über die Sie keine Witze machen würden?

Über die Religion würde ich mich nie lustig machen. Dabei ist es eigentlich sehr leicht, darüber Witze zu machen. Aber Religion ist etwas sehr, sehr Persönliches. Außerdem würde ich nie Gags über Minderheiten machen. Außer natürlich über Westfalen (lacht).

Worüber beziehungsweise über wen können Sie selbst besonders lachen?

Gerhard Polt ist jemand, den ich sehr mag und verehre. Er macht ein tolles Programm, das ich sehr schätze. Wenn ich Gerhard Polt sehe, liege ich quasi schon am Boden, bevor er überhaupt den Mund aufmacht. Sein trockener Humor gefällt mir. Darüber kann ich lachen.

››Die MZ verlost 2×2 Eintrittskarten für den Abend in Halle (zum Abholen an der Abendkasse). Schreiben Sie bis zum 29. September, 12 Uhr, eine E-Mail an [email protected]. Die Gewinner werden unter Ausschluss des Rechtsweges ermittelt und benachrichtigt.

Kaum einer kann so unschuldig, aber auch verschmitzt gucken wie Sie: Mussten Sie das eigentlich lange üben?

Ich hatte schon als Kind den Schalk im Nacken.

Auf der Bühne sprühen Sie nicht gerade vor Temperament, sondern setzen auf die Langsamkeit und gut platzierte Pointen. Woher nehmen

Sie nur diese Selbstbeherrschung?

Ach, ich bin auch privat eher introvertiert und ein ruhiger Charakter. Ostwestfale eben. Wir sind keine Hektiker. Die westfälische Ruhe kommt mir als Künstler sehr gelegen. Diese Gelassenheit brauche ich auf der Bühne für meine Geschichten. Die brauchen eine gewisse Zeit und Ruhe, um sich richtig im Kopfkino der Zuschauer entfalten zu können.

Was Rüdiger Hoffmann wütend macht

Sie wirken bei Ihren Auftritten auf der Bühne ganz wie die Ruhe selbst. Was macht Sie denn aber mal so richtig wütend?

Ich versuche, selbst solchen Situationen noch was Gutes abzugewinnen. Die Endlos-Schlange im Supermarkt beispielsweise bringt manchen so richtig auf die Palme. Ich nutze so eine Situation, halte die Augen offen und finde so oft Inspirationen für meine Programme.

Ihre Sätze „Ja, hallo erstmal. Ich weiß gar nicht, ob Sie es wussten“ sind legendär. Wie kamen Sie eigentlich darauf?

Ich habe damals nach der schlechtesten Begrüßung überhaupt gesucht, mit der man einen Comedy-Abend eröffnen kann. Heraus kam dann „Ja, hallo erstmal. Ich weiß gar nicht, ob Sie es wussten, aber ich bin jetzt so ein bisschen nervös und falls Sie jetzt in dem Moment merken, dies ist jetzt doch nicht so die Art von Unterhaltung, die Sie sich vorgestellt haben, dann könnte ich es verstehen, wenn Sie noch etwas anderes machen wollen.“ Ich habe nach einem Anfang gesucht, mit dem ich das Publikum irritieren kann. Einen richtigen Anti-Anfang. Die Leute haben diesen Anfang trotzdem – oder vielleicht auch deswegen – geliebt. So wurde er dann zu meinem Markenzeichen.

Und wie oft werden Sie mit Ihrem Satz „Ja, hallo erstmal ...“ angesprochen?

Hin und wieder kommt das schon mal vor. Und dann antworte ich freundlich und denke: „Was für nette Leute hier.“ (mz)

Kartenverkauf: 0345/202 97 71