Volleyball Volleyball: Weniger Punkte gemacht und doch gewonnen
SPERGAU/MZ. - Nicht mitspielen zu dürfen, ist für einen wie Artur Agustyn eine Strafe. Und obwohl es dem Volleyballer unglaublich schwer fällt, tatenlos anzusehen, wie seine Teamkollegen vom CV Mitteldeutschland auf dem Parkett der Spergauer Jahrhunderthalle gegen Rottenburg um Bundesligapunkte kämpfen, wollte sich der verletzte Pirat zumindest die Zuschauerrolle nicht nehmen lassen. Gezeichnet von seiner Leisten-OP tags zuvor saß der 28-Jährige am Samstag auf der Bank und sprach seinen Mitstreitern Mut zu. Schließlich waren die vier Niederlagen zuvor in Serie - der Pokalerfolg über Gotha einmal ausgeklammert - nicht ohne Folgen geblieben.
"Natürlich nagt so etwas an einem. Es wäre gelogen zu sagen, in so einer Situation schleichen sich keine Selbstzweifel ein", sagt CVM-Manager Peter Kurzawa. Umso wichtiger war Augustyns aufrüttelnder Auftritt. "Er ist ein sehr emotionaler Typ, von dem es im Volleyball ja ohnehin nicht all zu viele gibt", sagt Kurzawa.
Die Piraten jedenfalls zeigten sich vom Teamgeist und Engagement ihres Mitspielers beeindruckt: Mit 3:2 rangen sie Rottenburg nieder. Und stoppten die Talfahrt, die sie in den Tabellenkeller bis auf Platz elf gebracht hatte. Immerhin zwei Plätze konnten sie mit den zwei Siegpunkten gut machen. Nicht weniger wichtig ist das Erfolgserlebnis für das Selbstvertrauen. Sogar die Playoffs - bis einschließlich Platz acht - sind wieder ein Thema.
"Das war ein Verdienst der gesamten Mannschaft", meinte Kurzawa nach dem Spiel, aber auch "ein Kraftakt, zweifellos." Schon der Schlagabtausch in den ersten beiden Sätze verlangte den CVM-Spielern alles ab. "Unsere Männer mussten wirklich bis an ihre Grenzen gehen für das 27:25 und 30:28", sagte er. Fast erwartbar verloren die Spergauer dann die nächsten beiden Abschnitte. Und das klar mit 14:25 sowie 19:25. Diese zwei deutlichen Ergebnisse hatten zur Folge, dass die Gastgeber trotz des Gesamtsieges am Ende des Spiels mit 105 Punkten sieben Zähler weniger als der Gegner erzielt hatten.
Der Erfolg, so stellten die Spieler klar, war ein Sieg des Teamgeistes. Bestes Beispiel: Als beim auswahlerfahrenen Mark Siebeck die Kräfte schwanden, sprang Enrico Ehrhardt ein. Angefeuert von seiner fast komplett angereisten Verwandtschaft führte der Leipziger sein Team zum Sieg und machte sich selbst damit wohl das schönste Geschenk zum 27. Geburtstag. Auch Peter Mayer konnte sich in den Schlussminuten des bis zuletzt spannenden Fünf-Satz-Spiels auszeichnen. Hatte sich zuvor der Rottenburger Falko Steinke kaum stellen lassen, so scheiterte dieser nun gleich dreimal am Ein-Mann-Block Peter Mayer - das war das 15:9 im Tiebreak.
Zum wertvollsten Spieler - wie üblich nach jedem Erstligamatch gewählt - wurde vom gegnerischen Trainer Hans-Peter Angstenberger allerdings CVM-Kapitän Jiri Stolfa auserkoren. "Zurecht", befand Kurzawa. "Er war in den fünf Sätzen insgesamt der Beste. Und er war mental sehr stabil, von seiner Körpersprache, wie mit er seinen Nebenmännern sprach, ein echter Kapitän eben."
Diese mentale Stärke wird auch in den nächsten zwei Wochen vonnöten sein. Denn die nächsten beiden Male ist Bottrop der Gegner. Zuerst nächsten Sonntag im Pokal, dann sechs Tage später im Punktspiel. Beide Male auswärts. Darüber ist man auf Seiten des CVM alles andere als glücklich. Der Aufwand ist enorm, der Kostenfaktor nicht unerheblich. "Aber leider hat es die Pokalauslosung so gewollt", sagt der Manager.
Dass der Tabellenfünfte letzten Mittwoch Rottenburg unterlegen war, darauf gibt Kurzawa nicht viel: "Überkreuzvergleiche sind ein Muster ohne Wert." Aber zumindest zeigt dieser, dass in dieser Saison jeder jeden schlagen kann. "Das Niveau ist so ausgeglichen, dass es wohl bis zuletzt spannend bleiben wird", sagt Kurzawa.