Verwaltungsgericht Halle Verwaltungsgericht Halle: 3.867 offene Verfahren warten auf die neue Präsidentin

Halle (Saale) - Kristina Maria Kubon ist keine Frau, die Abwechslung im Berufsleben meidet: Die 47-jährige Juristin ist seit Kurzem die neue Präsidentin des Verwaltungsgerichts Halle. Zuvor war sie auch am Oberverwaltungsgericht Magdeburg, am Sozialgericht Magdeburg, in der Staatskanzlei und sogar 2004 auch schon einmal am Verwaltungsgericht Halle tätig.
Hat sie jetzt ihren Traumjob als Präsidentin erhalten? „Ich habe bisher alle vier bis fünf Jahre etwas Neues gemacht. Es ist ein großes Glück, eine solche Aufgabe zu bekommen“, sagt die Wahl-Magdeburgerin. „Aber nichts ist für die Ewigkeit. Ich bin nicht festgelegt“, so Kristina Maria Kubon.
Neubesetzung der Präsidentenstelle im Verwaltungsgericht Halle
Mit der Neubesetzung der Präsidentenstelle, die nach der Pensionierung des langjährigen Chefs des Verwaltungsgerichts, Ulrich Meyer-Bockenkamp, im Oktober 2017 frei wurde, hat sich etwas im Justizzentrum an der Thüringer Straße geändert: Mit Kristina Maria Kubon ist eine weitere Frau an der Spitze der Justizbehörden gerückt. Im Haus haben weiter auch Heike Geyer als leitende Staatsanwältin, Bettina Bartels-Meyer-Bockenkamp beim Arbeitsgericht Halle und am Landesarbeitsgericht Kathrin Thies als Präsidentinnen das Sagen.
„Damit ist der Nutzerbeirat des Justizzentrums jetzt paritätisch mit Männern und Frauen besetzt“, fasst Kristina Maria Kubon die Lage zusammen - wie sich die Zusammenarbeit mit den anderen Chefs gestaltet, müsse sich nun zeigen.
Kristina Maria Kubon brennt für das Verwaltungsrecht
Für ihren Bereich ist klar, was ansteht: jede Menge Arbeit. Wobei das nicht das Problem für die Juristin ist. Sie brennt für das Verwaltungsrecht: „Weil man es da immer mit Menschen zu tun hat.“ Egal ob es um Schulrecht, den Anspruch auf einen Kindergartenplatz oder Numerus-Clausus-Verfahren geht, „wir überprüfen immer die Rechtmäßigkeit der Verwaltungsentscheidungen dem Bürger gegenüber.“
So gesehen sei das Verwaltungsrecht, das manche als staubtrocken abwerten, immer ein „lebensbegleitendes Recht“. Schon im Studium in Mainz und Glasgow hatte Kristina Maria Kubon Spaß an diesem Rechtszweig gefunden und war nach ihrem zweiten Staatsexamen 2001 an das Landgericht Magdeburg als Richterin auf Probe gekommen. Auch nach dem Wechsel an das Verwaltungsgericht Halle bleibt die 47-Jährige in der Landeshauptstadt wohnen und pendelt - denn ihre Familie lebt in Magdeburg, Mann und Kind seien der Stadt sehr eng verbunden. Unter anderem engagiert sie sich mit ihrem Mann im Verein „Songtage“ für eine Musikveranstaltung in Magdeburg.
3.867 offene Verfahren sind am Verwaltungsgericht Halle anhängig
Für die nächste Zeit stehen nun große Herausforderungen an: 3.867 offene Verfahren sind am Verwaltungsgericht anhängig, davon fast die Hälfte Asyl-Klageverfahren. Zwar ist die Zahl der Richter von 23 auf 27 erhöht worden, um eine schnellere Abarbeitung der Verfahren zu ermöglichen. Doch gleichzeitig kamen 2017 mit über 2 200 neuen Fällen doppelt so viele wie noch 2016 herein. „Zunächst sind die leichteren Fälle erledigt worden, um den Berg abzuschmelzen“, erklärt die Präsidentin. Nun liegen die schwierigeren Fälle an, deren Erledigung länger dauert.
Eine weitere Herausforderung ist, dass drei Kammern des Verwaltungsgerichts keinen Vorsitzenden Richter haben, so dass drei Richter parallel in zwei Kammern als Kammerpräsident arbeiten müssen. Das funktioniere eben auch nur eine gewisse Zeit. „Doch das ist ein Problem, das viele Gerichte betrifft“, relativiert Kristina Maria Kubon. (mz)