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Verwaiste Flächen  Verwaiste Flächen : Wie ein Kleingartenverein in Halle versucht, neue Pächter zu finden

Von Michael Tempel 28.10.2018, 12:32
Im „Außendienst“: Frank Fichtner-Erb hält mit dem Rasenmäher einen verlassenen Nachbargarten in Schuss. Damit soll Wildwuchs in der Parzelle vermieden werden und das Gesamtbild der Gartensparte ansehnlich bleiben.
Im „Außendienst“: Frank Fichtner-Erb hält mit dem Rasenmäher einen verlassenen Nachbargarten in Schuss. Damit soll Wildwuchs in der Parzelle vermieden werden und das Gesamtbild der Gartensparte ansehnlich bleiben. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Kleingartenanlage „Unser Garten“ in Halle ist Deutschlands zweitgrößte Sparte. Das behaupten die Mitglieder mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein. „Wir haben 589 Parzellen“, sagt der stellvertretende Vereinsvorsitzende, Frank Fichtner-Erb. Und da die größte Kolonie eine in den alten Bundesländern sei, ist das 28 Hektar große Areal an der Gottfried-Keller-Straße in Halle damit das größte seiner Art in Ostdeutschland.

Die große Anlage hat allerdings - wie mehrere weitere Sparten in der Stadt und der Region auch - ein ebenso großes Problem: zahlreiche leerstehende Parzellen. Doch dem will man nun entgegentreten.

Gartenfreunde sollen sich neben ihren eigenen Schollen um die verwaisten Flächen kümmern

Das Zauberwort: Patenschaften. Gartenfreunde sollen sich neben ihren eigenen Schollen um die verwaisten Flächen kümmern. „Damit kann dort der Bewuchs wie Rasen, Bäume und Büsche kurz gehalten und ein unansehnlicher Zustand vermieden werden“, erläutert Fichtner-Erb. Das Kalkül: „Gärten, die noch nicht so verwildert sind, lassen sich besser wieder verpachten. Und außerdem ist es für ein neues Mitglied, das eine solche Parzelle übernimmt, leichter, alles auf Vordermann zu bringen.“

Gelockt werden sollen Paten damit, dass sie ihre Pflicht-Arbeitsstunden in den aufgegebenen Gärten ableisten können. Und da sich Patenschaften vor allem dann anbieten, wenn der Nachbargarten verlassen ist, könnten die Engagierten ihre Pflichtstunden in höchst eigener Sache ableisten: indem sie den Wildwuchs, der über den Gartenzaun überzugreifen droht, eindämmen. Auch ohne Patenschaft müssten sie irgendwann tätig werden. „Wir bieten den Paten auch an, in den Pflegegärten Obst und Gemüse anzubauen“, so Fichtner-Erb. „Diese Kulturen müssten aber unter Umständen wieder beseitigt werden, wenn ein neuer Nutzer kommt.“

Kleingartenanlage „Unser Garten“ in Halle: 163 Parzellen stehen leer

Das Ganze ist ein anspruchsvolles Konzept: Schließlich stehen in der Anlage 163 Gärten leer, das ist knapp ein Drittel. Und Paten gebe es bisher erst acht. Fichtner-Erb selbst betreue nebenher sechs Gärten. Der Vize, Vorsitzender Steffen Voigt und Grün-Fachberater Wolfgang Rausch als drittes Vorstandsmitglied wollen deshalb bei den Mitgliedern intensiv die Werbetrommel für die Idee rühren.

Nicht „Du und dein Garten“, wie die frühere DDR-Fernsehsendung, sondern „Du und der fremde Garten“. Damit allein lässt sich eine Neuverpachtung verwaister Gärten aber nicht fördern. Und so soll eine höhere Attraktivität der Sparte in Gänze neue Nutzer locken: So wird in den kommenden Wochen der Spielplatz am Vereinsheim mit weiteren Spielgeräten ergänzt und verschönert.

Gartenanlage in Halle: Bis Sommer 2019 soll Vereinsheim-Terrasse instand gesetzt werden

Bis Sommer 2019 soll zudem die Vereinsheim-Terrasse instand gesetzt werden. Kostenpunkt: rund 17.000 Euro. Fichtner-Erb: „Wir haben bislang aber keine Baufirma finden können. Durch den Bauboom sind die Unternehmen alle gebunden.“ Die Terrasse ist ein gutes Angebot an Familien oder Gesellschaften, an die Räume im Vereinsheim für Feiern vermietet werden. Für 8.000 Euro ist das Heim erst kürzlich durch einen neuen Außenanstrich aufgehübscht worden.

Der 51-jährige Vereinsvize Fichtner-Erb hofft auf eine Aufbruchstimmung unter den Mitgliedern. An Möglichkeiten, sich beim Vorstand zu melden, mangelt es indes nicht - auch, wenn die Mitglieder des Gremiums mal nicht greifbar sind. Der Verein kann sich sogar den Luxus einer festen Büroangestellten leisten: Erika Woitschach hat im Vereinsheimbüro dienstags, donnerstags und samstags Sprechtag. (mz)

Im „Außendienst“: Frank Fichtner-Erb hält mit dem Rasenmäher einen verlassenen Nachbargarten in Schuss. Damit soll Wildwuchs in der Parzelle vermieden werden und das Gesamtbild der Gartensparte ansehnlich bleiben.
Im „Außendienst“: Frank Fichtner-Erb hält mit dem Rasenmäher einen verlassenen Nachbargarten in Schuss. Damit soll Wildwuchs in der Parzelle vermieden werden und das Gesamtbild der Gartensparte ansehnlich bleiben.
Silvio Kison