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Verkehrsidee für Halle Verkehrsidee für Halle: Schnellstraßen für Radfahrer?

Von Robert Briest 22.09.2016, 07:00
Kreuzungsfrei durch die Stadt: Im Ruhrgebiet sind die Pläne schon weit gediehen.
Kreuzungsfrei durch die Stadt: Im Ruhrgebiet sind die Pläne schon weit gediehen. Animation: Regionalverband Ruhr

Halle (saale) - Auf einem breiten Radweg weitgehend störungsfrei nach Neustadt, Ammendorf oder gar Leipzig radeln. Diese Idee hat die Linksfraktion für die Zukunft des halleschen Radverkehrs. Für die kommende Ratssitzung hat sie einen Antrag eingebracht, der die Verwaltung beauftragt, die Möglichkeiten sogenannter Fahrradschnellwege zu prüfen.

Ein weiterer Prüfauftrag befasst sich zudem mit der Schaffung von Fahrradstraßen. „Wir wollen den Radverkehr schneller und attraktiver machen“, begründet Rudenz Schramm den Vorstoß seiner Fraktion. Letztlich sei das Ziel, so den Radverkehr in Halle zu erhöhen. Der hat derzeit einen Anteil von elf Prozent am Gesamtverkehr.

Fahrradschnellwege und Fahrradstraßen

Fahrradschnellwege und -straßen sind zwei unterschiedliche Ansätze. Erstere sind nach Möglichkeit kreuzungsfreie Radwege mit breiten Spuren für beide Fahrtrichtungen. Auf ihnen sollen Radfahrer schnell und ungefährdet Strecke machen können. Vorbild ist der RS1 ihm Ruhrgebiet. Der soll in seiner finalen Ausbaustufe über 101 Kilometer von Hamm über Essen nach Duisburg führen, teils über eine stillgelegte Bahnstrecke. Ein erster kreuzungsfreier Teilabschnitt zwischen Essen und Mühlheim an der Ruhr kann seit November 2015 bereits befahren werden.

„Eine typische Strecke für einen solchen Schnellweg wäre etwa nach Neustadt entlang der Mansfelder Straße“, sagt Schramm. Dorthin gebe es viele Pendler. Schramm kann sich solche Routen aber auch nach Ammendorf oder sogar über die Stadtgrenze hinaus in Richtung Merseburg oder Leipzig vorstellen. „Eben dort, wo ich auch mal fünf Kilometer überbrücken will. Mit der umgebauten Hafenbahn gibt es ja schon einen schönen Ansatz, den man ausbauen sollte.“

Zunahme von E-Bikes

Mittlerweile sind die Schnellwege auch durch die Zunahme von E-Bikes in den Fokus der Bundesregierung gerückt. So sollen für das kommende Jahr erstmals 25 Millionen Euro für den Bau solcher Schnellwege in den Haushalt eingestellt werden. Auch in den Bundesverkehrswegeplan, den Merkels Kabinett im August verabschiedete, hat die Förderung der Fahrradtrassen Eingang gefunden.

Fahrradstraßen müssten hingegen nicht neu errichtet, sondern nur entsprechend beschildert werden. Steht am Straßenbeginn ein viereckiges Verkehrszeichen mit weißem Fahrrad auf blauem Kreis, ist die Fahrbahn vorrangig für Radler reserviert. Andere Verkehrsteilnehmer dürfen dort dann nur entlang fahren, wenn entsprechende Zusatzzeichen dies erlauben. Für alle gilt dann Tempo 30 als Limit.

Radfahrer privilegiert

„Eine Fahrradstraße ist relativ niederschwellig, man muss ja nur ein Schild aufstellen“, argumentiert Schramm. Er würde gern einige Straßen in der Innenstadt, in denen mit entsprechend vielen Radfahrern zu rechnen ist, umwidmen lassen, damit die Radfahrer privilegiert von A nach B kommen. Autos könnten in die Straßen ja dennoch hineinfahren und parken, müssten sich allerdings nach den Radlern richten.

Bisher gibt es in Halle drei solcher Fahrradstraßen: Am Riveufer, in der Mauerstraße und im Franzosenweg. Zu Erfahrungen mit diesen wollte sich die Verwaltung auf Anfrage nicht äußern. Anders die Stadt Leipzig, in der es fünf solcher Straßen gibt. Die Stadt zieht eine positive Bilanz: „Die Fahrradstraßen werden von Radfahrern gut angenommen und stellen eine gute Kombination zwischen Radverkehrsinfrastruktur und Marketing für den Radverkehr dar“, sagt Sprecher Christoph Sorger. Leipzig prüft deshalb gerade bei knapp 40 Wegen, ob sich diese als Fahrradstraßen eignen. (mz)