Bürgerpreis Verein in Halle sorgt mit Engagement für Akzeptanz Schwuler, Lesben und Transsexueller
Lea Polzer, Stefan Fiebig und Mirko Rische , Vorstandsmitglieder des Vereins „Beratungs- und Begegnungszentrum Lebensart“ (BBZ) sind für die Auszeichnung „Der Esel, der auf Rosen geht“ vorgeschlagen.
Halle (Saale)/ MZ - Es gibt Männer, die Männer lieben und Frauen, die sich in ihrem Körper nicht wohl fühlen und eigentlich ein Mann sind. Es gibt Menschen, die Frauen und Männer gleichermaßen lieben. Und es gibt noch viele weitere Arten der sexuellen Identität. Eines ist ihnen oft noch gemein: dass es Vorurteile gegen sie gibt. Dagegen kämpfen Lea Polzer, Stefan Fiebig und Mirko Rische seit Jahren an. Die Vorstandsmitglieder des Vereins „Beratungs- und Begegnungszentrum Lebensart“ (BBZ) in Halle sind für ihr Engagement für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ vorgeschlagen.
Mit Bildungsarbeit und Austausch untereinander in verschiedenen Gruppen wie etwa für Transgender oder für schwule und lesbische Gläubige, Angehörige und Eltern will das BBZ Vorurteile abbauen und für Akzeptanz sorgen. Lea Polzer, Stefan Fiebig und Mirko Rische übernehmen dabei einen in vielen Vereinen nicht gerade sehr beliebten Job: Sie erledigen die bürokratischen Dinge von der Antragstellung bis zur Organisation des Christopher Street Days. Dafür opfern die drei, die alle voll berufstätig sind, nicht nur jeden Dienstagabend bis spät in die Nacht für eine Beratung, sondern sie sind auch unterwegs zu Vernetzungstreffen, Arbeitskreisen und Kooperationspartnern.
„Engagement ist Arbeit für andere Menschen".“
Eigentlich ein Vollzeitjob, meint Mirko Rische. Aber: „Das BBZ ist unser Kind. Wir hängen an diesem Beratungsladen.“ Das Engagement sei Arbeit für andere Menschen - die Hilfe brauchen. Unter anderem koordinieren sie die Anfragen von Schulen in Halle und dem Saalekreis, in denen die rund 20 ehrenamtlichen Helfer des Vereins über die unterschiedlichen Arten der sexuellen Orientierung kind- und jugendgerecht aufklären. Dafür stehen beispielsweise auch Klassensätze von Kinderbüchern in der Bibliothek des Vereins zur Verfügung - etwa „König und König“, in dem der junge Prinz sich nicht in eine der ihm vorgestellten Prinzessinnen verliebt, sondern in einen Prinzen.
Wichtig ist dem Verein dabei, bei der Aufklärungsarbeit wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln. Dabei arbeiten sie mit dem Lehrstuhl für Sexualwissenschaften und sexuelle Bildung der Hochschule Merseburg zusammen. „Wichtig ist uns aber auch eine Sensibilisierung der Mitschüler. Es ist beispielsweise für die Betroffenen belastend, wenn sie sich immer wieder erklären müssen, wenn sie etwa von dem jungen Mann zur jungen Frau werden“, ergänzt Lea Polzer. Auch mit dem Christopher Street Day (CSD), der für den 10. September auf dem halleschen Marktplatz geplant ist, will das Trio mit Aufklärungsarbeit Akzeptanz schaffen. „Wir organisieren einen sehr politischen CSD, es ist ein großes Bürgerfest, mit dem wir die Massen ansprechen wollen“, sagt Stefan Fiebig. Fördermittel hierfür seien beantragt, aber noch nicht bewilligt.
Finanzielle Förderung reicht nicht aus
Wie auch an vielen anderen Stellen der Vereinsarbeit fehle oft das Geld. „Ehrenamt braucht Hauptamt“, ist die Meinung von Mirko Rische, der sich mehr Förderung durch das Land wünscht. Viele Anfragen von Schulen müssten zurückgewiesen werden, weil die Ressourcen fehlten. So etwa auch für eine Stelle eines Bundesfreiwilligen, für den der Verein auch einen Grundbeitrag zuschießen müsste. Trotzdem schmälert das nicht das Engagement des Trios. „Wir hoffen, in der Gesellschaft etwas verändern zu können und wollen Verantwortung tragen“, betont Stefan Fiebig.