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Verbrechen in Sachsen-Anhalt Verbrechen in Sachsen-Anhalt: Fall Mariya N. und weitere Morde ungeklärt

Von Katrin Löwe und Steffen Könau 05.02.2015, 18:27
Mariya Nakosvka wurde im Februar 2014 in Halle getötet.
Mariya Nakosvka wurde im Februar 2014 in Halle getötet. privat Lizenz

Halle (Saale) - Sie sorgen für Entsetzen und lösen riesige Ermittlungen aus. Doch nicht immer steht an deren Ende ein Ergebnis: Mehrere Dutzend Morde sind in Sachsen-Anhalt seit 1990 ungeklärt geblieben. Einer der jüngsten Fälle ist der Mord an der bulgarischen Studentin Mariya N. in Halle, deren Todestag sich zum ersten Mal jährt.

Der Mord an der Studentin Mariya N. in Halle ist Bestandteil der mittlerweile 488. Folge von „Aktenzeichen XY ungelöst“. In mehr als vier Jahrzehnten hat es in der Sendung einige Aufsehen erregende Fälle gegeben. Dazu gehörte der Mord an vier Bundeswehrsoldaten. Eine Wahrsagerin gab nach der Sendung 1969 den entscheidenden Hinweis. 2011 wurde durch Aktenzeichen der Fall Lolita Brieger geklärt. Sie war 1982 spurlos verschwunden. Während der Sendung belastete ein Anrufer einen Bekannten, die Frau getötet zu haben. Ein Gericht wertete den Fall als mittlerweile verjährten Totschlag.

Die meisten Fälle wurden nach einer 2007 veröffentlichten Bilanz aus Nordrhein-Westfalen gesendet: 588. Schlusslicht war Mecklenburg-Vorpommern (12). Sachsen-Anhalt lag mit 23 Fällen auf Rang zwölf.

Eduard Zimmermann, gestorben 2009, war als Gründer der Sendung bis 1997 auch ihr Moderator. Dann übernahmen Tochter Sabine und Butz Peters. Seit 2002 moderiert der ehemalige Eiskunstläufer und heutige Sportreporter Rudi Cerne die Sendung

Die Leiche der 29-Jährigen war am 7. Februar 2014 in einem Nebenarm der Saale gefunden worden, ein Unbekannter hatte Mariya N. vergewaltigt und erwürgt. Bis heute hat die Polizei nicht nur 4200 Handydaten von Männern ausgewertet, die in der Nähe gewesen sein müssen, sondern auch 2130 Speichelproben. 400 weitere DNA-Proben sollen folgen, bisher haben sich 30 Männer verweigert. Eine heiße Spur gibt es nicht. Die Ermittlungen laufen weiter, unter anderem bei Kommilitonen des Opfers, die wieder im Ausland sind.

Auch in anderen ungelösten Mordfällen ist die Arbeit der Kripo nicht eingestellt. Mord verjährt nicht. Die Akten „verschwinden nicht in den Archiven“, wie der hallesche Staatsanwalt Klaus Wiechmann betont. „Sie bleiben immer in Reichweite.“ Herangezogen werden sie nicht nur, wenn es ähnliche Fälle gibt. In gewissen Abständen würden die Unterlagen auch von Kriminalisten durchgesehen, die in die Ermittlungen bisher nicht involviert waren. Sie suchen dann mit ungetrübtem Blick nach losen Enden. „Mit einem ungeklärten Tötungsverbrechen ist jeder Ermittler fürchterlich unzufrieden. Immerhin läuft ein Mörder draußen frei herum“, so Wiechmann.

Neun ungeklärte Mordfälle

Im Osten von Sachsen-Anhalt gelten derzeit neun Mordfälle als ungeklärt. „Der letzte stammt aus dem Jahr 2001“, so der Dessauer Polizeisprecher Ralf Moritz. In ähnlichen Dimensionen bewegen sich Fallzahlen auch im Norden und Süden - eine Extra-Statistik gibt es nicht. Im Norden wurden zuletzt unter anderen Akten zu einem Mord an einem Magdeburger neu durchforstet, der 2006 mit aufgeschnittener Kehle in seiner Wohnung lag - oder zu einem Mord aus dem Harz, dem 2011 eine junge Frau zum Opfer fiel.

Auch nach langer Zeit hoffen die Ermittler auf den Durchbruch. Sie setzen dabei zum Beispiel auf neue Untersuchungsmethoden. So konnte 2005 der Mörder eines siebenjährigen Mädchens aus Haldensleben (Börde) nur dank einer neuartigen DNA-Untersuchung überführt werden - immerhin zehn Jahre nach der Tat. Im vergangenen Jahr wurde ein 15 Jahre alter Mordfall aus Aschersleben für die ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY ungelöst“ verfilmt. Die Hoffnung: Vielleicht hat sich der Täter damals jemandem anvertraut und der Mitwisser ist nun bereit zu reden. (mz)

Mit diesem Plakat bittet die Polizei um Mithilfe im Fall der toten Studentin in Halle.
Mit diesem Plakat bittet die Polizei um Mithilfe im Fall der toten Studentin in Halle.
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