Veranstaltungen in Händel-Halle Veranstaltungen in Händel-Halle: Scheitert die Vergabe?

Halle/MZ - Zuspitzung im Vergabepoker um die Händelhalle: Drei Bieter sind im Rennen um die Konzession für Halles einzige große Mehrzweckhalle. Sie ist die Spielstätte der Staatskapelle, auch andere Konzerte, Kongresse und Messen finden hier statt. Jetzt erhebt der bisherige Betreiber, die Event-net GmbH, schwere Vorwürfe gegen die Stadtverwaltung und verlangt, das Abstimmungsverfahren in den Stadtratsausschüssen zu stoppen. Man werde in den Stadtratsvorlagen schlechter dargestellt als es das der Stadt gemachte Angebot hergebe, so Rudenz Schramm, Co-Geschäftsführer von Event-net und selbst parteiloser Stadtrat in der Linksfraktion. Die Firma, die ebenfalls Betreiberin des Steintor-Varietés ist, hat einen Anwalt eingeschaltet, der auch rechtliche Schritte nicht ausschließt.
Die Konzession soll von 2014 bis 2023 gelten. Neben Event-net bewerben sich auch die Konzertveranstalter Ulf Herden und Matthias Winkler mit einem gemeinsamen Angebot sowie die Halle Messe GmbH. Das Verfahren findet, um die Interessen der beteiligten Unternehmer zu schützen, hinter verschlossenen Türen statt. Bekannt ist, dass eine Jury der Stadt den Zuschlag an Herden/Winkler geben möchte , vor allem wegen des künstlerischen Konzepts.
Wirtschaftlich gesehen landet Event-net nach Rechnung der Stadt sogar auf dem letzten Platz - und genau das bestreitet die Firma. Dokumente, die der MZ vorliegen, legen nahe, dass die Stadt den Eigenanteil, den Event-net in die Infrastruktur der Halle investieren will, nicht berücksichtigt hat. Dagegen hat Schramms Kompagnon Sascha Sachse bereits im März in einem Schreiben an die Stadt protestiert. Das Ergebnis eines letzten Bietergesprächs am 24. Januar sei nicht berücksichtigt worden. Laut Schramm stünde Event-net bei korrekter Darstellung des Angebots um rund zwei Millionen Euro besser da - und damit in etwa auf einer Stufe mit Herden/Winkler.
Die Stadtverwaltung will trotz mehrmaliger Nachfrage gegenüber der MZ keine Stellung nehmen. Sie verweist darauf, dass der ganze Vorgang nicht öffentlich sei. Man dürfe sich gar nicht äußern. Die Vorwürfe dürften in der nicht-öffentlichen Sitzung des Kulturausschusses in der letzten Woche dennoch eine Rolle gespielt haben. Event-net hatte alle Fraktionen im Vorfeld informiert. Dennoch stimmten die Räte nach MZ-Informationen mehrheitlich für Herden/Winkler. Nächste Woche tagen der Finanz- und der Vergabeausschuss.
Für Event-net ist nun Rechtsanwalt Andreas Silbersack in der Spur. Er hat die Stadt aufgefordert, das Verfahren in den Ausschüssen umgehend zu stoppen und die Vorlagen zu korrigieren. Ein erstes Schreiben von Mitte März sei ohne Antwort geblieben, letzte Woche folgte der zweite Versuch. „Wir gehen davon aus, noch in dieser Woche eine Reaktion zu erhalten“, so Silbersack. Sonst ziehe man vor die Vergabekammer des Landesverwaltungsamts und zur Not vor Gericht.
Eigentlich soll nach den Ausschüssen noch im April der Stadtrat entscheiden. Eine zügige Vergabe soll einem möglichen neuen Betreiber die Chance geben, noch rechtzeitig Veranstaltungen für 2014 einzuwerben. Doch das steht nun auf der Kippe.