Veranstalter sehen Rot Veranstalter sehen Rot: Lange hält der Kulturbetrieb die Krise nicht mehr durch
Halle (Saale) - Noch einmal Licht an und dann wird es dunkel? Schotten dicht und Laden zu? Vor diesem Szenario hat am Montag die Veranstaltungsbranche mit einer deutschlandweiten Aktion gewarnt und dafür das rote Warnlicht angeschaltet. Bei der „Night of Light“ wurden in Halle, Magdeburg und 250 weiteren Städten, große wie kleine Veranstaltungsstätten von 22 bis 1 Uhr nachts beleuchtet.
Der Initiator Tom Koperek aus Essen zählt sogar schon die Zeit herunter: „Die nächsten 100 Tage übersteht die Veranstaltungswirtschaft nicht.“ Klar ist: Die Branche war als Erste von den Corona-Einschränkungen betroffen und wird als Letzte heraus kommen. Sie machte seit März quasi keinen Umsatz. Und anders als im produzierenden Gewerbe können weggefallene Umsätze nicht nachgeholt, kann der erlittene Verlust nicht kompensiert werden.
Veranstaltungen unter den aktuellen Auflagen kaum bis gar nicht rentabel
Inzwischen sind Veranstaltungen zwar wieder möglich, unter den aktuellen Auflagen aber kaum bis gar nicht rentabel. So dauert die Krise der Branche an. Betroffen sind nicht nur Veranstalter, sondern Spielstätten, Zulieferer und Dienstleister jeder Art und Größe. Darunter Bühnenbauer, Ausstatter, Caterer, Sicherheitsleute und nicht zuletzt die Künstler.
„Es ist eine ganze Nahrungskette“, sagt Christina Weise. Sie betreibt die Eventgalerie f2 in Halle gegenüber der Burg Giebichenstein und ist selbst Veranstalterin. Noch im Januar sei der Ausblick auf 2020 vielversprechend gewesen. Der Veranstaltungskalender war gefüllt, private Feiern waren gebucht. Dann kam Corona.
„Im März ging der Schalter von hundert auf null“
„Im März ging der Schalter von hundert auf null“, sagt Christina Weise. Und im Moment, erklärt sie, „buttert man in sein Unternehmen rein.“ Sie selbst greife auf private Reserven zurück, um über die Runden zu kommen. Zudem arbeite sie wieder stundenweise im alten Job in einem Ingenieurbüro. Das größte Problem laut Christina Weise ist die fehlende Perspektive.
Das große Problem laut Ulf Herden ist die Ungleichbehandlung. Herden ist einer der Geschäftsführer der Händelhalle-Betriebsgesellschaft. „Die Gaststätten sind voll, überall gibt es Möglichkeiten, sich wieder zu treffen“, sagt er und appelliert an die Behörden, gegenüber seiner Branche nicht nur Einschränkungen zu formulieren.
Diese Gebäude erstrahlten rot
Er sieht absolut ein, dass in die Händelhalle aktuell nicht die möglichen 1.450 Besucher gelassen werden können. Doch gestattet seien unter den derzeitigen Bedingungen gerade einmal 250 Besucher. Bei so wenigen brauche eigentlich erst gar nicht geöffnet werden, so Herden. Dann verweist er auf Flieger der Lufthansa, in denen Menschen inzwischen wieder dicht an dicht sitzen.
Ulf Herden und Christina Weise wollten nun ein Zeichen setzen. Ebenfalls rot erleuchtet waren in Halle: das Steintor Varieté, der Studentenclub Turm, Rockpool, Schorre und Klub Drushba, sowie Gebäude der Uni. (mz)