Kritik an Pflicht zum Testangebot Unternehmen in Halle gegen strikte Regelung
Halle (Saale) - Nun ist die Testangebotspflicht für Arbeitgeber nach einigem politischen Hin und Her also beschlossen. Wie blicken hallesche Unternehmen auf diese Entwicklung? Als am Mittwoch die Nachricht vom Beschluss auf den Titelseiten prangte, erhielt Pumpenhersteller KSB seine erste Lieferung von Corona-Selbsttests.
Das Unternehmen prüft zwar seit Anfang des Jahres seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – allerdings ist es erst durch die Selbsttests möglich, den knapp 400 vor Ort Tätigen am Produktionsstandort Halle verlässlich einen Test pro Woche anzubieten. Auch wenn die Lieferung der Tests etwas langwierig war, macht man sich bei KSB keine Sorgen um den Nachschub. „Hier hat keiner feuchte Hände, die nächste Lieferung ist schon unterwegs“, sagt Pressesprecher Wilfried Sauer.
Bei der KSB kalkuliert man mit etwa 55 Euro
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) rechnet bis Ende Juni mit Test-Kosten für Firmen von 130 Euro je Arbeitnehmer, der nicht von zu Hause arbeitet. Bei der KSB kalkuliert man dagegen optimistischer mit etwa 55 Euro.
Doch gerade in der Kostenfrage mahnt Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle, zur Vorsicht. Die Preise für Schnelltests seien an Angebot und Nachfrage gebunden. Das fließe – ebenso wie erhöhte Entsorgungskosten – wohl nicht in die Schätzung des Ministers mit ein. Gerade auf Friseure oder Kosmetiker könnten hohe Kosten zukommen. Neben den Ausgaben beanstandet Neumann, dass „massiv in die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit des Unternehmers eingegriffen“ werde.
Empörung über den Eingriff in das freie Unternehmertum
In die Empörung über den Eingriff in das freie Unternehmertum stimmt Kathi-Geschäftsführer Marco Thiele, mit ein. Bei dem halleschen Hersteller von Backmischungen würden die 90 Mitarbeiter bereits seit Jahresbeginn bei Bedarf getestet. „An oberster Stelle steht für uns der Schutz der Mitarbeiter, deshalb ist Testen für uns nichts Neues“, sagt Thiele. Bei der Kostenfrage geht er bei Heils Kalkulation mit. Für das Kathi-Werk, das der systemrelevanten Lebensmittelbranche zugehört, seien die Kosten „schon verhältnismäßig“. Aber es gebe eben auch Unternehmen mit weniger sicherer Auftragslage, die „am Existenzminimum krabbeln“.
Angesichts all dessen überwiegt bei Thiele der Frust über die Bundesregierung, der seit dem Durcheinander um die Maskenpflicht letztes Jahr beständig wächst. „Mehr als bedenklich“ nennt er das Krisenmanagement der Regierung. Wenn er als Unternehmer in einer Krise so schlecht kommunizieren und entscheiden würde, ginge er in kürzester Zeit bankrott. (mz/Phillip Kampert)