Nominiert für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Unter Pfadfindern in Landsberg: „Ich bin der Leitwolf“
Bianca Zelisinski ist für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert. Sie hat in Landsberg einen Pfadfinderstamm mitgegründet und betreut seit fünf Jahren die Wölflinge.
Landsberg/MZ - Im Gemeinderaum neben der Stadtkirche St. Nikolai in Landsberg sitzen sieben Kinder im Grundschulalter in einem Stuhlkreis und sollen für einen Moment ganz still sein. Dann fragt Bianca Zelisinski: „Was habt ihr gehört in der Minute?“ Ziel der Übung ist es, auf die Umgebung zu achten. So ist selbst im Gemeindesaal das Zwitschern der Vögel draußen zu hören.
Anschließend geht die Gruppe wie zu Beginn jedes Treffens die Gruppenregeln durch. Allerdings wird dabei kein Regelkatalog vorgelesen. Vielmehr wirkt es, als schwört die Gruppe sich aufeinander ein. „Wir sind ein Rudel und wir halten zusammen“, rufen die Kinder. Und: „Wir tun uns nicht weh.“
Die Kinder im Gemeinderaum sind Wölflinge. So heißen die jüngsten Pfadfinder. Und seit fünf Jahren leitet Bianca Zelisinski diese Gruppe. Für ihr ehrenamtliches Engagement ist die 31-Jährige für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ vorgeschlagen worden.
Landsberger Pfadfinder sind die „Trollfürsten“
Sie selbst hat den Pfadfinderstamm „Trollfürsten“ in Landsberg, der zum Verband Christlicher Pfadfinder*innen (VCP) Mitteldeutschland gehört, zusammen mit dem Pfarrer Werner Meyknecht gegründet. Beide kennen sich von früher. Bianca Zelisinski stammt aus dem Burgenlandkreis, wo Meyknecht vor mehr als zehn Jahren schon einen Stamm gegründet hatte, dem sie dann beigetreten war. Nach einigen Jahren hat sie auch dort die Wölflinge geleitet. Mit Meyknechts Anstellung als Pfarrer in Landsberg kreuzten sich ihre Wege wieder.
Pfadfinder zu sein, das ist laut Bianca Zelisinski „irgendwie chaotisch“. Es bedeute, viel draußen zu sein. Und zu lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Sie selbst hat ihre ersten Auslandsreisen ohne Eltern mit den Pfadfindern gemacht. Es ging nach Lettland und Schweden. Ihr gefällt auch der Gedanke, „Teil von etwas Großem zu sein“. Schließlich gebe es Pfadfinder in fast allen Ländern der Welt.
Für das Gemeinschaftsgefühl sorgt auch das Outfit. Die Landsberger Kinder tragen blau-graue Hemden und gestreifte Tücher um den Hals, die vor der Brust zusammengeknotet sind.
Das soziale Miteinander fördern
Trafen sich die Wölflinge anfangs einmal die Woche, kommen sie inzwischen nur noch alle zwei Wochen zusammen, dafür länger. Hinzu kommen die Ausfahrt im Sommer und Extratermine etwa anlässlich des Friedenslichts. Das wird in Betlehem entzündet, mit dem Flugzeug nach Wien geflogen und von dort durch Pfadfinder nach Deutschland gebracht. Alle paar Jahre finden zudem Bundes- und Landeslager der Pfadfinder statt.
Bei den Wölflingen geht es derweil noch nicht so sehr darum, Feuer zu machen oder ein Zelt aufzubauen. Es wird laut Bianca Zelisinski mehr Wert auf das soziale Miteinander gelegt. Es gehe darum, wie man miteinander, mit der Natur sowie mit Gott beziehungsweise mit der Welt umgeht.
Praktisch bedeutet das dann: „Es wird viel gespielt.“ So nutzt der VCP eine Spielidee, die sich an die Geschichte des Dschungelbuchs anlehnt. Und die Gruppenleiterin sagt: „Ich bin der Leitwolf.“
Leitungswechsel steht bevor
Jedes Gruppentreffen muss aber auch vorbereitet, es muss Material besorgt und gepflegt werden. Bianca Zelisinski lebt in Leipzig und arbeitet in Halle als Referentin beim queeren Jugendnetzwerk Lambda. Ein fordernder Hauptjob, wie sie sagt, noch dazu mit sehr unregelmäßigen Arbeitszeiten. Und obwohl „ich die Kinder alle gern habe“, sei daher ein Leitungswechsel bei den Wölflingen vorgesehen. Ein älterer Pfadfinder soll künftig die Leitung der Wölflinge übernehmen.
Die Dankbarkeit der Eltern ist Zelisinski längst gewiss. Manche haben inzwischen schon ihr zweites Kind in ihre Hände gegeben.