Uni-Klinik Uni-Klinik Halle: Mediziner hilft Kindern bereits im Mutterleib

Halle (Saale) - Der Direktor der halleschen Universitäts- und Poliklinik für Geburtshilfe, Prof. Michael Tchirikov, hat für die Behandlung von Kindern im Mutterleib ein amerikanisches Patent erhalten. Tchirikov beschäftigt sich seit über 20 Jahren intensiv mit dem Thema der Fetalchirurgie – auch in der Forschung. „Es ist unerlässlich, die Methoden der modernen Medizin mit weiterführenden Innovationen stetig zu verbessern“, so Tchirikov.
Für seine Entwicklungen hat er innerhalb kurzer Zeit bereits mehrere Patente erhalten: Jüngst das dritte US-Patent für einen Ballonkatheter für die Behandlung der Harnröhrenklappen eines Kindes noch im Mutterleib. Tchirikov ist damit aktuell der einzige Mediziner an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dieser Anzahl an Patenten.
Patente in den USA und Europa
Zuvor hatte er in diesem Jahr für sein sogenanntes „Double Bubble“-Ballonkathetersystem Patente in den USA sowie in Europa erteilt bekommen. Das System wird verwendet, um beispielsweise die Gebärmutter mit zwei Ballons von beiden Seiten zu verschließen.
Bei einer Verengung der Harnröhre beim Fetus wird im Zentrum für Fetalchirurgie mit Laser-Technik die verengte Stelle noch im Mutterleib geöffnet. Die alte Methode, das Einsetzen eines sogenannten „Pig-tail“-Katheters ohne Ballons am Ende, wird deutlich seltener angeboten, weil der Fetus in der Lage ist, den Katheter selbst aus der Harnblase herauszuziehen. Mit dem neuen verbesserten Katheter mit einem Ballon an dem Ende, das in der Harnblase des Babys verbleibt, wird die Lageveränderung des Katheters und somit auch eine Unterentwicklung der fetalen Harnblase vermieden.
Ein weiteres US-Patent hat Tchirikov im letzten Jahr für die Entwicklung einer Lösung erhalten, die hauptsächlich als Fruchtwasser-Ersatz im Falle eines vorzeitigen Blasensprungs Verwendung findet. Dadurch kann ermöglicht werden, in den meisten Fällen die extreme Frühgeburt (vor der 28. Schwangerschaftswoche) zu verhindern. Die von Tchirikov entwickelte neue Methode über ein unter der Haut der Mutter implantiertes Portsystem ermöglicht eine kontinuierliche Gabe der Fruchtwasser-Ersatzlösung nach dem vorzeitigen Blasensprung. Kurz zusammengefasst besteht die Methode aus der Implantation eines sehr dünnen Katheters.
Katheter mit Anker-System
Der Katheter wird mit einer kleinen Titan-Kapsel verbunden, die unter der Haut implantiert wird. Über die Kapsel kann das künstliche Fruchtwasser kontinuierlich über den Katheter verabreicht werden. Nach einigen Anwendungen stellte sich aber heraus, dass der bisher verwendete Katheter aus der Gebärmutter oft herausrutschte. Deshalb wurde der Katheter mit einem Anker-System weiterentwickelt.
Ebenfalls im letzten Jahr erhielt Tchirikov zudem im Ausland einen Forschungsauftrag für die kontinuierliche Amnioinfusion beim vorzeitigen Blasensprung und Fruchtwassermangel (Amhydramnion) bei Patientinnen zwischen der 22. und 28. Schwangerschaftswoche für eine internationale Studie, die bereits in fünf Ländern begonnen wurde. Bis Ende 2017 soll die Suche der Patientinnen abgeschlossen sein. „Dann ist es möglich, über sichere Vorteile der Methode zu sprechen“, sagt Tchirikov. (mz)