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Uni Halle  Uni Halle : Zukunftspläne statt Abgesang an der MLU

Von Robert Briest 18.08.2016, 06:16
Die Strukturen ändern sich, im Alltag werden die Studenten davon jedoch wenig merken.
Die Strukturen ändern sich, im Alltag werden die Studenten davon jedoch wenig merken. dpa

Halle (Saale) - Kaum ein Thema mobilisierte in den vergangenen Jahren so viele Hallenser wie die Kürzungen an der Martin-Luther-Universität (MLU). Mehrfach versammelten sich Tausende, um gegen die Pläne der Landesregierung zu protestieren. Mit Erfolg. Die Kürzungen wurden abgemildert. Folgenlos sind die angedrohten Streichungen jedoch nicht geblieben, sie mündeten nun in eine der größten Umstrukturierung der MLU der jüngeren Vergangenheit, die sie am Mittwoch verkündete. In deren Zuge sollen zum Wintersemester zwei Institute neugegründet, zwei wegfallen und ein drittes aufgespalten werden.

Im Zentrum der Umbauten steht die Philosophische Fakultät II, konkret die Medien- und Kommunikationswissenschaften, die sich bisher ein Institutsdach mit der Sportwissenschaft teilten. Eine abenteuerliche Kombination, die im Zuge der großen Umstrukturierungswelle 2004 entstand und eher der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben geschuldet war, als inhaltlichen Überlegungen. Diese wenig fruchtbare Zwangsehe wird nun aufgehoben. Die Sportwissenschaften erhalten ein eigenständiges Institut mit Schwerpunkt auf die Lehrerausbildung, die Medienwissenschaftler fusionieren mit der Musik- und der Sprechwissenschaft, die dafür von der Slawistik getrennt wird, zu einem neuen Institut. Zudem werden die Ingenieurswissenschaften endgültig geschlossen. Alle Schritte sind bereits vom Akademischen Senat abgenickt.

Musik, Medien- und Sprechwissenschaften an der Uni Halle

Ein eher unproblematischer Akt, denn die Ideen für die Umstrukturierungen kamen aus der Fakultät selbst. Deren Dekan Georg Maas. spricht von Synergieeffekten, die durch die Schaffung des neuen Instituts für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften entstehen könnten. In den Fächern gebe es viele gemeinsame Themen und schon jetzt Kooperationen, so etwa die Filmmusiktage. Maas schweben auch Brückenprofessuren vor, die jeweils in zwei der Disziplinen verankert sind.

Das Zentrum für Ingenieursingenieurswissenschaften wird zum 30. September geschlossen. Das ist keine Überraschung, war es doch schon seit Längerem als Auslaufmodell deklariert. Das entsprechende Etikett erhielt es im Zuge der großen Spar- und Umstrukturierungsrunde 2004.

Die Entscheidung, die technische Ausbildung an der Uni Magdeburg zu konzentrieren, führte dazu, dass seit nunmehr zwölf Jahren keine neuen Studenten mehr in Halle immatrikuliert wurden. Alle zuvor Eingeschriebenen haben mittlerweile ihren Abschluss. Der letzte Professor geht nun in den Ruhestand.

Geblieben sind lediglich einige Promotionsstudenten. Sie können ihre Forschungsprojekte künftig an einem neu geschaffenen „Interdisziplinären Zentrum für Transferorientierte Forschung“ fortsetzen. Dieses soll sich nach Plan der MLU auch um die Kooperation mit Fachhochschulen kümmern. (rob)

Trotz Synergien und Brückenprofessuren sollen keine Stellen wegfallen. Keine Selbstverständlichkeit, stand doch gerade die Zukunft der Medien-, Musik- und Sportwissenschaftler im Zuge der Kürzungsdebatten vor drei Jahren auf der Kippe. Ein Umstand, der nicht nur Anstoß für die Massendemonstrationen war, sondern auch für eine interne Strukturdebatte, wie Maas einräumt: „Es ist schon motivierend, wenn du vor einem Abgrund stehst und entweder hineinfallen kannst oder einen neuen Weg suchst.“ Die unsichere Zukunft führte auch dazu, dass alle drei Professuren der Medienwissenschaftler bis heute vakant sind.

Chance für Studenten der Uni Halle?

Dass eine davon bereits ausgeschrieben ist und nun auch das neue Institut komme, gebe Sicherheit, sagt Susanne Vollberg, kommissarische Leiterin der Medienforscher: „Es ist eine große Chance, dass wir nun eine bundesweit einzigartige Kombination haben.“ Sie erhofft sich davon eine größere Attraktivität für Studieninteressierte. Schon jetzt würden ihre Studenten als Nebenfach oft Musik- oder Sprechwissenschaft belegen.

Für die bereits Immatrikulierten, da sind sich alle Beteiligten einig, werde sich durch die neue Institutskombination wenig verändern. Außer dass sie ab Sommersemester neue Lehrangebote erwarten, wie etwa ein Modul zu Filmmusik, sagt Maas, der noch keinen Schlussstrich unter das Thema Strukturreform ziehen will. Für die nun durch den Weggang der Sprechwissenschaften alleinstehende Slawistik suche man in verwandten Bereichen einen Partner. In Frage kämen etwa andere philologische Disziplinen wie die Anglistik/Amerikanistik. Spruchreif, betont der Dekan, sei allerdings noch nichts. (mz)