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Unfall in Wettin Unfall in Wettin: Rettung für «Ritter Runkel»

Von Ralf Böhme 11.01.2002, 19:10

Wettin/MZ. - Ein tierisches Drama hat sich an der Saale in Wettin abgespielt. Tragischer Held: ein junger Schwan. Der Vogel erlitt einen schweren Flugunfall. Einwohner retteten den Vogel. Tierschützer hatten "Ritter Runkel", so der Spitzname des gebeutelten Schwanes, schon aufgegeben. Den Namen entlehnten die Wettiner einer bekannten DDR-Comic-Figur, die eine Mischung aus Mut und und Glück im Unglück verkörperte.

Berichten von Augenzeugen zufolge verunglückte der Schwan bei einem seiner Übungsflüge. Unterwegs müsse er im Übereifer gegen eine Stromleitung oder einen Mast geprallt sein, sagte Susanne Zametschnik, die Tochter des Fährmannes,. "Als das Tier entdeckt wurde, hatte sich sein weiße Gefieder schon rotverfärbt." Dem Schwan schwanden zusehends die Kräfte - rasche Hilfe war notwendig. Peter Schulze, der sich seit langem für die Natur im Saale-Tal engagiert, informierte deshalb den Tierschutz in Halle. "Dort versprach man umgehend Hilfe", so der Retter. Um so größer war der Schreck, als nach zwei Stunden ein Jäger eintraf. Sein Auftrag: Abschuss des Tieres, um die Leiden zu beenden.

So hatten sich aber weder Zametschniks noch Schulzes die Unterstützung vom Amt vorgestellt. Kurz entschlossen packten sie eine große Strohladung ins Auto, betteten "Ritter Runkel" darauf und eilten nach Halle. Per Funktelefon suchte und fand man einen Tierarzt, der den Schwan sofort operierte. Ärztliche Kunst versagte erst am völlig lädierten Flügel. Eine Amputation war nach Ansicht des Fachmannes nicht abzuwenden. Ein hoher Preis, allein gerechtfertigt durch die größere Chance auf Lebensrettung. Die Arztkosten für den insgesamt zweistündigen Eingriff - mehr als 200 Mark - bezahlten die Retter aus Wettin. Peter Schulze gewährte "Ritter Runkel" in seinem Hause einen unbefristeten Genesungsurlaub mit Vollverpflegung.

Steigt die Temperatur über den Gefrierpunkt an, wagt sich der Recke mittlerweile schon bis in den Garten. Ende gut - alles gut? Reinhard Zametschnik beobachtete, dass die anderen sechs Schwäne an der Fähre vorerst nichts mit "Ritter Runkel" zu tun haben wollen. Muss sich der Schwan künftig als Einzelgänger durchschlagen? Weitere Futtergaben seien kein Problem, so Peter Schulze. "Das Verhalten der Tierschützer aber bleibt fragwürdig." Auch auf eine MZ-Anfrage gibt es bisher keine Reaktion.