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Umzug der Uni-Medizin Umzug der Uni-Medizin: Alte Zahnklinik wird verkauft

Von Michael Falgowski 13.11.2015, 19:24
1883 wurde die Zahnmedizin in Halle eröffnet, damals in der Neuen Residenz. Im Jahr 1936 wurde das ehemalige Bankhaus in der Großen Steinstraße (Foto) zur Zahnklinik.
1883 wurde die Zahnmedizin in Halle eröffnet, damals in der Neuen Residenz. Im Jahr 1936 wurde das ehemalige Bankhaus in der Großen Steinstraße (Foto) zur Zahnklinik. Michael Falgowski Lizenz

Halle (Saale) - Über dem Portal der Universitäts-Zahnklinik in der Großen Steinstraße steht in goldenen Lettern: „L. Lehmann / In uns ist die Macht, mit Gott wollen wir Thaten thun. / Anno 1867.“ Was für ein Palast! Das große Gebäude strahlt eine selbstbewusste Eleganz aus. Schließlich war es mal das Bankhaus Lehmann, seinerzeit in jeder Hinsicht das erste Geldhaus am Platze. Das große Eckhaus ist den Hallensern als ein Ort bekannt, den viele nicht mit angenehmen Erinnerungen verbinden: Seit 1936 ist das Gebäude Großen Steinstraße 19 Halles Zahnklinik.

Generationen von Patienten aus der ganzen Region wurden in der Universitätsklinik zahnmedizinisch versorgt. Nicht nur stationär, sondern auch bei Notfällen oder in der Nacht. Nicht zuletzt haben in diesen Jahrzehnten Tausende Zahnmediziner hier studiert, Lehre und Forschung der halleschen Zahnheilkunde haben sich in Jahrzehnten deutschlandweit einen guten Ruf erarbeitet. Doch das 80. Jubiläum als Zahnklinik im nächsten Jahr wird auch das letzte sein. Im Frühjahr 2017 schließt die Zahnklinik in der Großen Steinstraße.

Umzug in Magdeburger Straße

Dann wird die Uni-Medizin mit diesem Fachbereich samt 220 Studenten auf den Campus in der Magdeburger Straße 16 umgezogen sein. In der ehemaligen Universitäts-Frauenklinik haben die Rohbauarbeiten im Sommer begonnen. Dort werden 36 Behandlungsplätze aufwendig installiert, davon müssen 34 neu gekauft werden. Denn für die bisherigen Behandlungsplätze aus den 1990er Jahren gibt es keine Ersatzteile mehr. Der laufende Betrieb wird derzeit sichergestellt, indem Teile von Bestandsanlagen verwertet werden.

Und was geschieht mit dem stadtgeschichtlich doch bedeutenden ehemaligen Bankhaus? „Das Gebäude Große Steinstraße 19 wird dann von der Universitätsmedizin nicht mehr benötigt und soll veräußert werden“, so Jens Müller, Sprecher der Universitätsmedizin. Zum Verkauf steht das Grundstück mit etwa 4.000 Quadratmetern inklusive eines Parks. 1000 Quadratmeter entfallen auf das Haus. Der künftige Käufer entscheidet dann, wie das Gebäude genutzt wird.

Wasserschaden war der Auslöser

Bau und Umzug in die Magdeburger Straße kosten rund zehn Millionen Euro. Auslöser dafür war ein eigentlich simpler Wasserschaden: 2012 hatte es an einem Gerät, das zur Herstellung von Zahnprothesen benötigt wird, einen Defekt gegeben. Dies geschah ausgerechnet an einem Freitagabend, so dass während des gesamten darauf folgenden Wochenendes Wasser ungehindert austreten konnte.

Die Folge: Ein kompletter Gebäudeflügel wurde vom Obergeschoss aus durchnässt. Die Konsequenzen spüren Mitarbeiter und Studenten bis heute. Das Zahntechniklabor musste ausgelagert werden und befindet sich seither in sechs Containern auf dem Hof der Klinik. Weil durch den Wasserschaden der sogenannte Bestandsschutz weggefallen ist, wäre eine Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes für eine Zahnklinik mit all ihren technischen und genehmigungspflichtigen Anforderungen zu teuer. Die Sanierung für Wohnungen oder Büros aber ist möglich.

Auch andere traditionsreiche Gebäude der Universitäts-Zahnmedizin werden nach dem gemeinsamen Umzug der Stomatologen auf den Medizin-Campus veräußert. Dazu gehören die Große Steinstraße 24 und das Haus in der Johann-Andreas-Segner-Straße 12. Für das von der Stomatologie genutzte Gebäude am „Harz“ gibt es bisher eine Anfrage des Studentenwerkes. Dort prüfe man, so ein Sprecher, das Hinterhaus neben der Harz-Mensa als Wohnheim zu nutzen, so wie bereits im Vorderhaus praktiziert. Es wäre ein besonderes Innenstadt-Wohnheim mit loftartigen Zimmern. (mz)