Umsonstlädchen in Halle Umsonstlädchen in Halle: Gratis, aber nicht umsonst

Halle (Saale) - Vor der Ludwigstraße 21 steht nicht irgendein Kleidercontainer. Der Container, der hier steht, ist nämlich bunt bemalt, hat eine Gebrauchsanweisung und ist vor allem eines: ein Umsonstladen. Oder besser gesagt ein Teil davon. Denn zu dem Container gehört auch noch eine ganze Garage direkt daneben. Seit gut einer Woche hat Halle mit dem „Umsonstlädchen“ von Karoline Schönhardt das dritte seiner Art.
Die Idee dazu kam der gebürtigen Salzburgerin, die schon seit Jahren in Halle lebt, aus recht praktischen Gründen: „Oftmals, wenn ich daheim ausgemistet hab, hatten die Umsonstläden in der Stadt gerade nicht offen und die Tüten standen dann bei mir rum“, erzählt Schönhardt. „Und in so einen Container kann man eben rund um die Uhr einwerfen.“ Also schaute sie sich im Internet um und wurde auf einer Kleinanzeigen-Plattform fündig.
Umsonstlädchen Halle: Container wurde von einer Gemeinde ausgemustert
„Der Container wurde von einer Gemeinde ausgemustert, weil er oben etwas verbogen ist. Ich hab ihn dann für rund 200 Euro gekauft.“ Gemeinsam mit ihren Kindern malte sie den „arbeitslosen“ Kleidercontainer an und stellte ihn vor ihrem Haus auf. Einzige Einschränkung: In den Container darf nichts zerbrechliches eingeworfen werden, dass soll besser zu den Öffnungszeiten von Montag bis Donnerstag von 9 bis 10 Uhr abgegeben werden.
An diesem Mittwoch ist für Schönhardt wieder so ein bisschen Weihnachten: Etwas Schlüsselgeklimper, ordentlich Armkraft und dann ist der Container offen. „Na sieh mal an, wieder zwei Tüten mit Altkleidern“, freut sich die 50-Jährige. Die werden nun in die Regale und Kartons in der benachbarten Garage eingeräumt - und warten dort auf jemanden, der sie noch gebrauchen kann. Egal wen übrigens: „Mir ist es egal, wer die Sachen mitnimmt. Hauptsache, sie werden weiterverwertet. Meinetwegen kann hier auch jemand mit dem Porsche vorfahren und sich neu einkleiden“, sagt Schönhardt und lacht.
Umsonstlädchen Halle: Müll vermeiden und Freude schenken
Denn darum geht es der Frau: „Müll vermeiden und Freude schenken“, ist das Motto des Lädchens. „Schenke deinen geliebten Dingen ein zweites Leben. Alles was gut erhalten ist, hat eine zweite Chance verdient“, steht auf den Flyern. Und das ist in nur gut einer Woche schon so einiges. Kleidungsstücke, Kindersachen, Schuhe, Taschen, Deko, Geschirr, Kissen, Bücher und Haushaltsartikel füllen die Regale. Mitnehmen kann jeder so viel, wie er möchte und braucht - nach Augenmaß freilich.
„Ich fände es natürlich nicht toll, wenn die Sachen weiterverkauft oder doch weggeworfen werden.“ Nachhaltigkeit ist für Schönhardt ein großes Thema, sieht hat in der Vergangenheit auch jahrelang im Umsonstladen des Postkult-Vereins mitgearbeitet und freut sich, dass es mit dem Laden im „Hasi“ in der Hafenstraße seit einer Weile auch noch einen weiteren in Halle gibt. Wer ein schlechtes Gewissen hat, so viel gratis mitzunehmen, kann auch eine Spende in die Caritas-Dose werfen.
Umsonstlädchen Halle: Das Projekt hier läuft als Liebhaberei
Selbst Geldspenden oder gar Zahlungen annehmen kann Schönhardt nicht. „Das Projekt hier läuft als Liebhaberei, dazu hat mir das Finanzamt geraten.“ Dabei muss sie keine Bücher führen oder Abgaben leisten, Voraussetzung ist aber, das nicht ein einzelner Cent an Geld fließt. Aber darum geht es ihr ja ohnehin nicht - sondern lediglich darum, unnötigen Müll zu vermeiden und Sachen, die noch ein zweites Leben verdient haben, vor der Tonne zu retten.
››Das „Umsonstlädchen“ ist online unter umsonstladenhalle.wordpress.com oder bei Facebook unter „Umsonstlädchen“ zu finden. (mz)