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Umgestaltung des halleschen Steintors Umgestaltung des halleschen Steintors: Zweifel an engen Kontakten zwischen Stadt und Händlern

Von Michael Tempel 12.08.2015, 19:41
Das Steintor wird umgebaut. Die Kreuzung soll übersichtlicher und der Platz vor dem Varieté (grüne Fassade) zur Fußgängerzone werden.
Das Steintor wird umgebaut. Die Kreuzung soll übersichtlicher und der Platz vor dem Varieté (grüne Fassade) zur Fußgängerzone werden. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Beim Umbau des Steintors in Halle, einem der wichtigsten Infrastrukturprojekte der Stadt, gibt es offenbar Nachholbedarf bei der Zusammenarbeit zwischen Händlern und Verwaltung. Und dabei haben einige der Ladenbetreiber nach eigenen Angaben seit Baubeginn große Umsatzeinbußen zu verkraften und könnten Hilfe durchaus gebrauchen.

Der Vorschlag des CDU-Stadtratsfraktionschefs Bernhard Bönisch, die Stadt möge in Not geratene Steintor-Händler mit zinsgünstigen Krediten unterstützen, trifft im Rathaus nicht auf Gegenliebe. Auf MZ-Anfrage teilte die Verwaltung mit, dass man lediglich Darlehen vermittele.

Erklärtes Ziel des Rathauses und des Nahverkehrsbetriebs Havag, der den Bau koordiniert, ist es, mit einem Hilfs- und Beratungsangebot die Belastungen für Anlieger so gering wie möglich zu halten. Man stehe in „engem Kontakt“ mit den Händlern, teilte Petra Sachse von der Wirtschaftsförderung im Rathaus mit. Auf mehrfache Anfrage der MZ, wie diese Unterstützung konkret aussehe, äußerte Sachse am Mittwoch nun, das man mit den 34 gewerblichen Anliegern am Steintor „mehrere Gespräche“ geführt habe. Eine genaue Zahl nannte sie nicht. Zu Gesprächsinhalten wollte sie sich wegen geltender Vertraulichkeit ebenfalls nicht äußern.

Das als Anlaufpunkt eingerichtete Baubüro werde von den Anliegern gut angenommen, so Sachse. Zum Hilfsangebot gehöre die Suche nach Ausweich-Gewerberäumen und Unterstützung bei Verhandlungen mit Vermietern über Mietminderungen. Zudem werde zu Kurzarbeit von Beschäftigten, zur Inanspruchnahme von Arbeitslosengeld II und zur Aufnahme zinsgünstiger Kredite beraten.

Zweifel am engen Kontakt

Schilderungen einiger Händler nähren indes Zweifel am vermeintlich engen Kontakt. „Mit mir hat von der Stadt und von der Havag niemand gesprochen, zu mir ist niemand gekommen“, sagte Blumenhändler Michael Raue. Der 66-Jährige hat kurz nach Baubeginn sein fast 80-jähriges Familiengeschäft am Steintor vorübergehend geschlossen und verkauft in seiner Filiale in der Geiststraße weiter. Nach dem Umbau will Raue, wie auch drei weitere geschlossene Geschäfte, am Steintor wieder aufmachen. Der Blumenhändler räumte aber ein - genau wie die weiter am Steintor präsenten Möbelhändler Thomas Kunert und Uhrmachermeister Frank Weber - nicht aktiv auf Stadt oder Havag zugegangen zu sein, um mögliche Probleme im Zusammenhang mit den Bauarbeiten zu lösen.

Schlechte Erreichbarkeit für Kunden

Laut Raue hätte dies am Hauptgrund für seine Schließung, nämlich die schlechte Erreichbarkeit für Kunden sowie die Sattelauflieger der Lieferanten, eh nichts geändert. „An den Realitäten, die mit dem Umbau verbunden sind, kämen wir mit Reden auch nicht vorbei“, meinte auch Kunert. So bleibe sein Geschäft an der Ecke Steinstraße/Ludwig-Stur-Straße bis zum Abschluss der Arbeiten Ende 2015 ebenfalls für Zuliefer-Lkw unerreichbar. Übereinstimmend erklärten die Geschäftsleute zudem, die wichtigsten Informationen rund um das Steintor-Projekt bereits bei den Info-Veranstaltungen im Vorfeld erhalten zu haben. Von der Stadt und der Havag sei darüber hinaus in den Geschäften bislang niemand vorstellig geworden.

Lücken in der Öffentlichkeitsarbeit?

Von Hilfe und Beratung will auch Winfried Luppe, Mitinhaber des Geschäfts „Steintor-Elektronik“, bislang nichts gehört haben. Ob es möglicherweise Lücken in der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt gegeben hat, konnte am Mittwoch nicht geklärt werden. „Aber die einzige wirkliche Hilfe wäre eine finanzielle Entschädigung für entstehende Verluste“, sagte Luppe.

Im Baubüro am Steintor ist dienstags 15 bis 17 Uhr und donnerstags 8 bis 10 Uhr Sprechzeit. Sonst erreicht man telefonisch und per E-Mail Ansprechpartner: 0345/2 21 47 77; [email protected]. (mz)