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Udo Sträter Udo Sträter: Der König des Uni-Löwen

Von Katja Pausch 09.11.2015, 16:29
Er kämpft wie ein Löwe für seine Universität. Deshalb schaut Udo Sträter auch gerne mal beim Uni-Löwen vorbei.
Er kämpft wie ein Löwe für seine Universität. Deshalb schaut Udo Sträter auch gerne mal beim Uni-Löwen vorbei. SILVIO KISON Lizenz

Halle (Saale) - Stapel von Akten, aufgetürmt auf einem hellen Sideboard an der Wand des Rektoratszimmers, säumen den Weg bis zum Schreibtisch, und auch dieser selbst ist voll von Mappen, Büchern, Unterlagen und Dokumenten. „Ich arbeite viele Sachen parallel ab“, sagt Udo Sträter. Und auch wenn es für Außenstehende vielleicht nicht so aussehen mag - „ich finde alles wieder“. Hier also hat der Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seinen Arbeitsplatz: mitten im lichtdurchfluteten, schnörkellosen Raum ein Konferenztisch, der Blick aus dem Fenster geht hinaus auf den Campus und auf das Löwengebäude.

Spiritus Rector der halleschen Universität

Der Westfale - 1952 in Bottrop geboren - ist seit 2010 in zweiter Amtszeit quasi der Spiritus Rector der halleschen Universität. Einer, für den die wörtliche Übersetzung des lateinischen Begriffs im besten Sinne zutrifft: führender, lenkender Geist. Denn Sträter ist nicht nur für seine ebenso besonnene wie gründliche Art, Probleme anzugehen, bekannt. Sein Geist birgt zudem einen beneidenswerten Wissens- und Zitatenschatz, den er seinen Zuhörern nicht vorenthält: Der Rektor würzt seine Reden und Ansprachen gern mit geistvollen Sprüchen, Bonmots und Sprachbildern - oder auch mal mit seinem bei der täglichen Zeitungslektüre gefundenen und für den Tag zutreffenden Horoskop. „Ich mag keine langweiligen Reden, und so möchte ich auch selbst keine halten“, erklärt Sträter. Doch bei aller Unterhaltsamkeit - natürlich sind seine Reden, vor allem, wenn es um wichtige Universitäts- oder Wissenschaftsthemen im politischen Kontext geht, gründlich vorbereitet.

Als Rektor halte er ja keine Vorlesungen mehr. Leider, bedauert Sträter, der zunächst Geschichte, Germanistik und Evangelische Theologie studierte, 1985 in Bochum im Fach Kirchengeschichte promovierte und sich 1991 im gleichen Fach habilitierte, ein wenig. Als er ein Jahr später dem Ruf auf die Professur für Kirchengeschichte an die hallesche Uni folgte, hatte er bei seinen Vorlesungen Unmengen an Jahreszahlen und Daten im Kopf. „Heute erschrecke ich manchmal schon, was ich nicht mehr weiß“, sagt der Professor, der gerne beim Spazierengehen an der Saale die Gedanken sortiert.

An den Quellen der Forschung

Die Amtszeit als Rektor, während der Sträter bis 2018 wichtige Eckpunkte wie die derzeitige Strukturdiskussion und die künftige Finanzierung der halleschen Uni zu klären hat, erlaube ihm nur in seiner ohnehin knappen Freizeit, wissenschaftlich zu arbeiten. Er wolle sich langfristig weiter der Pietismusforschung und dem Theologen Philipp Jakob Spener widmen. „Das Thema hat mich schließlich vor 23 Jahren nach Halle geführt - ich sitze hier ja sozusagen an den Quellen meiner Forschung“, so Sträter, der nach seiner Amtszeit auch an einer neuen Francke-Biographie arbeiten will.

Doch zunächst stehen dem Rektor mit dem Jahr 2017 gleich mehrere Jubiläen ins Haus: das Reformationsjubiläum, die 200. Wiederkehr der Vereinigung der Universitäten Halle und Wittenberg - und Sträters 65. Geburtstag. Überhaupt scheint die Universität den Wissenschaftler auf seinem Lebensweg auf besondere Weise zu begleiten: Zu Sträters 50. Geburtstag im Jahr 2002 wurde die hallesche Alma Mater genau 500 Jahre alt. (mz)