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Übernachtungstest Übernachtungstest: MZ-Redakteurin testet Jugendherberge in Halle

Von Diana Dünschel 15.09.2019, 13:00
Zum Doppelzimmer in der Jugendherberge in Halle gehört auch ein großes Bad mit Dusche.
Zum Doppelzimmer in der Jugendherberge in Halle gehört auch ein großes Bad mit Dusche. Katrin Sieler

Halle (Saale) - Schon bei der Buchung am Telefon sagt mir Mathias Große, der Leiter der Jugendherberge in Halle, dass ich mit alten Vorurteilen aufräumen kann. Jugendherberge, das bedeute nicht mehr Schlafsaal, von allen benutzte Waschräume und Duschen und lauwarmen Pfefferminztee, wie bei meinen Klassenfahrten, die zugegebenermaßen ein paar Jährchen zurückliegen. Ich bin beruhigt, als er mir ein Doppelzimmer zur Alleinbenutzung reserviert und gleich sagt, dass dazu auch ein Bad nur für mich gehört.

Aber meine größten Bedenken gegenüber dieser Art der Übernachtung hatte eigentlich schon der Blick auf die Internetseite der halleschen Jugendherberge aus dem Weg geschafft. Was ich sah, war ein offensichtlich renoviertes großes Backsteingebäude, das ich zunächst für eine frühere Fabrik hielt. Tatsächlich war es die Steintorschule, die dann lange leer stand.

Vom Riebeckplatz aus in Richtung Steintor, dann links ab

Von der Eröffnung der Jugendherberge nach der umfangreichen Sanierung 2015 war da die Rede. Und so neu sah alles auf den Bildern auch aus. Dazu waren von bisherigen Nutzern doch recht viele Sterne vergeben worden. Auch die schriftlichen Kommentare hörten sich gut an. Kaum einer, der das Haus nicht weiterempfahl. Und dazu gehörten den Fotos nach keineswegs nur junge Erwachsene.

Die Anfahrt ist einfach. Vom Riebeckplatz aus in Richtung Steintor, dann links ab. Alles ist sehr gut ausgeschildert. Ich lande praktisch mitten im Stadtzentrum. Markt, Geschäfte, Kneipenviertel, Oper - alles wäre zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar. Doch in der kleinen Seitenstraße ist es total ruhig. Um einen Parkplatz muss ich mich nicht kümmern. Den gibt es hinterm Haus. Er ist videoüberwacht. Für die Schranke bekomme ich an der Rezeption die Zugangskarte.

Ich erhalte meinen Schlüssel zu einem Zimmer im zweiten Stock

Dass die Jugendherbergen heutzutage im Deutschen Jugendherbergswerk zusammengeschlossen sind und es sich dabei um einen Verein handelt, habe ich vorher nicht gewusst. Auch nicht: Nur wer Mitglied ist, darf rein. Aber kein Problem, ich fülle ein Formular aus, erhalte eine Mitgliedskarte und werde so für ein halbes Jahr Teil einer Gemeinschaft von zwei Millionen Mitgliedern. Dann steht meiner Nacht hier nichts mehr im Weg.

Ich erhalte meinen Schlüssel zu einem Zimmer im zweiten Stock. Neben dem Fahrstuhl steht ein großer Wäschecontainer mit Bettwäsche-Sets, also jeweils einem Laken, einer Bettdecke und einem Kopfkissenbezug. Denn mein Bett beziehen muss ich heute selber. Da bleibe ich gleich in Übung. Der zart lindgrüne Anstrich des Flurs ist zwar nicht mein Geschmack. Aber sonst bleibt der positive Eindruck. Das Zimmer ist natürlich einfach eingerichtet. Schrank mit abschließbaren Türen, Doppelbett, Tisch, Stuhl, Hocker.

Das Bad ist groß. Alles ist sauber.

Das Bad ist groß. Alles ist sauber. Eine Besonderheit sind - dem ursprünglichen Baustil geschuldet - recht hohe Decken. Ich öffne das Fenster. Die Häuserfront vor mir lindert den Straßenlärm enorm. Die Abendsonne scheint herein. Ich verbringe eine geruhsame Nacht. Wenn nötig, wäre auch an der Rezeption immer ein Ansprechpartner da, hat man mich informiert.

In der modernen Cafeteria, die vielleicht ein klein wenig an eine Mensa erinnert, ist am nächsten Morgen das Frühstücksbüfett aufgebaut. Das gibt es zur Übernachtung inklusive. Jetzt werde ich wirklich überrascht. Denn es fehlt wie im Hotel an nichts. Besonders fällt mir der reich gedeckte Obstteller auf. Nicht nur ich gerate ins Schwärmen. Andere Gäste bestätigen meinen Eindruck. Da ist die junge Familie mit Baby, die gern wiederkommt. Gleiches gilt für einen Mann mittleren Alters und seine Mutter, Ex-Hallenser, die nach 25 Jahren gucken wollen, wie die alte Heimat heute so aussieht. Ihnen gefällt es ganz wunderbar.

Mathias Große hört das gern. Er leitet hier ein 20-Mann-Team, ist Herr über 240 Betten in Zwei- bis Vier-Bett-Zimmern. Jeder einstige Klassenraum entspricht heute zwei Zimmern, erzählt er mir. Gäste hierher locken will er unter anderem mit freiem W-LAN, Barrierefreiheit, als fahrradfreundliches Haus und Tagungsort. Denn die ehemalige Turnhalle ist zu einem Seminarhaus umgestaltet worden.

››Infos im Internet unter: www.jugendherberge-halle.de (mz)

Früher war das Gebäude die Steintorschule. Seit 2015 ist es Jugendherberge.
Früher war das Gebäude die Steintorschule. Seit 2015 ist es Jugendherberge.
Katrin Sieler