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Überfälle im Zentrum von Halle Überfälle im Zentrum von Halle: Bringt die Videoüberwachung doch nichts?

Von Silvia Zöller 14.11.2017, 05:00
Der Marktplatz bei Nacht - dank Videoüberwachung sollte es hier eigentlich sicher sein.
Der Marktplatz bei Nacht - dank Videoüberwachung sollte es hier eigentlich sicher sein. Webcam

Halle (Saale) - Diese Szenen möchte niemand erleben: Ende September wurde ein 33-Jähriger Passant auf dem Markt bei dem Versuch schwer verletzt, einen Streit unter mehreren Männern zu schlichten. Tatzeit: 22.45 Uhr. Eine vierköpfige Mädchengang sorgte Anfang November mitten in der Nacht für Angst und Schrecken in der Innenstadt - auf dem Marktplatz überfielen die Vier im Alter von 13 und 15 Jahren einen Betrunkenen und raubten ihn aus.

Tatzeit: Mitternacht. Völlig unvermittelt wurde nur wenige Tage später ein Mann von zwei Unbekannten auf dem Markt geschlagen und mit einem Messer bedroht. Tatzeit: 20.20 Uhr.

Marktplatz in Halle wird seit 2000 mit Videokameras überwacht

Dabei wird der Marktplatz nach langem Hin und Her im Stadtrat seit dem Jahr 2000 mit Videokameras überwacht. Der Grund damals war die erschreckend hohe Kriminalität, die die Polizei eben gerade dort feststellen musste. Damals ging man davon aus, dass nur alleine durch die Kamerapräsenz die Zahl der Straftaten um die Hälfte zurückgeht.

Diese Erfolgsquote wurde damals nicht ganz erreicht - aber die Zahl ging in den ersten beiden Jahren von 265 Straftaten sehr deutlich um etwa 38 Prozent auf 166 zurück. Gibt es nun in den letzten Monaten einen erneuten Anstieg?

Mehr als 150 Mal in sechs Monaten auf dem Marktplatz in Halle im Einsatz

In den letzten sechs Monaten war die Polizei mehr als 150 Mal auf dem Marktplatz im Einsatz, berichtet Polizeisprecher Ralf Karlstedt. „Bei diesen Einsätzen wurden auch verschiedene Straftaten bekannt. Insbesondere spielten hier Diebstahlsdelikte wie Taschendiebstahl, Fahrraddiebstahl sowie Körperverletzungsdelikte eine Rolle.“ Diese Delikte machen laut Karlstedt einen Anteil von etwa 80 Prozent an den dort bekannt gewordenen Straftaten aus.

Und: Gerade die Kameraüberwachung hilft der Polizei. Wie, erklärt Karlstedt: Denn drei Überwachungskameras übertragen Übersichtsaufnahmen rund um die Uhr direkt in das Polizeirevier. Dort ist ebenfalls rund um die Uhr ein Polizeibeamter eingesetzt, der sich diese Aufnahmen sich auf einem Monitor anschaut und bewertet.

Polizeisprecher: „Personen können zunächst so nicht identifiziert werden“

„Personen können zunächst so nicht identifiziert werden“, macht Karlstedt klar - aber wenn der Verdacht besteht, dass eine Straftat begangen wird oder sich eine Gefahrensituation entwickelt, kann der Beamte auf Zoom stellen und so Personen identifizieren.

Was passiert dann mit den Aufnahmen? Die in das Polizeirevier Halle übertragenen Bilder werden aufgezeichnet und für 72 Stunden gespeichert, erläutert Karlstedt. „Danach werden diese automatisch durch Überspielen gelöscht, sofern nicht Aufnahmen für die Verfolgung von Straftaten benötigt werden.“

Polizei: „Subjektives Sicherheitsempfinden“ der Bürger wird erhöht

Das Ganze wird in der Polizeidirektion als effektives Mittel angesehen. Auch, weil dadurch das „subjektive Sicherheitsempfinden“ der Bürger erhöht würde - und auch, weil sich die Videoüberwachung als Ergänzung zu anderen Maßnahmen bewährt habe.

Mehr Kameras sind nach Auffassung der Polizei deshalb überhaupt nicht nötig: „Die vorhandenen Kameras sind aus hiesiger Sicht ausreichend. Weitere Kameras dort anzubringen ist somit nicht erforderlich.“

Strenge Gesetze bei der Vido-Überwachung von Plätzen

Das treffe auch für die anderen Überwachungskameras zu, die zum Beispiel am Riebeckplatz oder am Neustädter Treff angebracht sind: Sie haben sich aus Polizeisicht bewährt. Karlstedt erinnert aber auch daran, dass die Video-Überwachung von öffentlichen Plätzen nur nach strengen Gesetzeskriterien erlaubt ist.

Im Landesgesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung heißt es ausdrücklich, dass dies nur möglich ist, wenn es tatsächlich Anhaltspunkte gibt, dass Straftaten begangen werden. „Dies wird wiederkehrend rechtlich überprüft“, betont Polizeisprecher Karlstedt.

Doch auch wenn sich die Überwachung als solche für die Polizei bewährt hat, so stimmt der Eindruck, dass Straftaten allgemein auf dem Marktplatz angestiegen sind. „Für den Bereich wurden letztes Jahr über 100 Straftaten erfasst“, sagt Karlstedt. Aktuelle Zahlen für 2017 würden jedoch erst im nächsten Jahr mit der Kriminalstatistik bekannt gegeben. Jetzt stehe jedoch schon fest, dass sich der Anstieg „im zweistelligen Bereich“, so Karlstedt, bewegen werde. (mz)

Der Marktplatz wird seit Jahren videoüberwacht. Das hat Räuber und Schläger eine Zeit lang abgeschreckt. Momentan jedoch weniger.
Der Marktplatz wird seit Jahren videoüberwacht. Das hat Räuber und Schläger eine Zeit lang abgeschreckt. Momentan jedoch weniger.
Lutz Winkler