Über eine Million Euro Fördermittel Über eine Million Euro Fördermittel: Ältestes Gasthaus der Stadt "Rose" hat Zukunft

Halle (Saale) - Er wünsche, schrieb der Ex-Außenminister Deutschlands und gebürtige Hallenser Hans-Dietrich Genscher beim Tag des offenen Denkmals 2010 ins Gästebuch der „Goldenen Rose“, „dem Haus mit einer großen Geschichte eine große Zukunft“. Ob sie groß wird, muss abgewartet werden. Aber immerhin: Es gibt wieder eine Zukunft für das älteste Gasthaus der Stadt als Künstlerhaus.
Über eine Million Euro für „Goldene Rose“
18 Künstler, zwölf Vereine, eine Musikschule und ein freies Theater nutzen die historischen Räume in der Rannischen Straße bereits. Ab Herbst steht nun eine Sanierung an. Der Fördermittelbescheid über eine Million Euro ist jetzt beim Besitzer des Hauses, der gemeinnützigen GmbH „Goldene Rose“, eingetroffen. Mit diesem Geld wird die energetische Sanierung realisiert, unter anderem durch den Einbau einer Fußbodenheizung, Überarbeitung der Fenster, Erneuerung der Elektrik und der Reparatur des Daches.
Danach soll das Haus durch Umbauarbeiten einen Wandel durchleben. Fußböden werden erneuert, die Räume im Obergeschoss vergrößert, ein barrierefreier großer Veranstaltungsraum eingerichtet, der Dachboden ausgebaut. Im Kellergeschoss soll ein weiterer Saal für öffentliche Veranstaltungen entstehen. Das 1000 Quadratmeter große Hofgrundstück soll, ummauert von historischen Feldsteinen, zu einem Hof- und Sommergarten werden.
2021 sollen die Arbeiten beendet sein. Eine weitere Million Euro ist für diese Arbeiten veranschlagt. Die Kosten für die Mieter, versichert Stephan Schirrmeister, Gesellschafter der gGmbH, werden sich nicht erhöhen: „Sie zahlen dann immer noch zwischen 3,50 und fünf Euro pro Quadratmeter.“
Hans-Dietrich Genscher speiste hier
Wer in dem alten Gemäuer nicht schon alles gefeiert hat! Mozart soll 1789 in der „Rose“ eine fröhliche Nacht verbracht haben; Felix Graf Luckner soll gerne eingekehrt sein; Hans-Dietrich Genscher speiste hier mit den Außenministern Amerikas, Frankreichs, Russlands und Englands. Urkundlich erwähnt wurde ein Gasthaus an der Stelle in der heutigen Rannischen Straße erstmals 1479; einem gewissen Cyriakus Eckard wurde damals das Schankrecht verliehen. Das Haus, wie es heute steht, wurde laut Portalinschrift 1596 erbaut, die Lage in der Nähe der Handelsstraße am Alten Markt sorgte für reges Leben im Ausspannhof.
Bis zu 200 Fuhrwerke fanden in den Ställen hinter dem Gasthof Platz. Um des starken Verkehrsaufkommens Herr zu werden, wurden sogar zwei Wege in den Hof gebaut, eine Ein- und eine Ausfahrt. Während in den oberen Etagen zunächst Gästezimmer und später, nach dem Abflauen des Salzhandels, Wohnungen eingerichtet wurden, war das Erdgeschoss immer Gastwirtschaft. Nachdem das Haus im 18. Jahrhundert nicht mehr komplett für Gäste genutzt wurde, vermietete der Besitzer die Räumlichkeiten an hallesche Geschäftsleute.
Zu DDR-Zeiten und nach der Wende lange vernachlässigt
Zu DDR-Zeiten wurde das Gebäude so vernachlässigt, dass es wegen akuter Einsturzgefahr 1970 baupolizeilich gesperrt werden musste. Schließlich übernahm es 1984 der VEB Wohnungsbaukombinat Halle, um es als Klub für seine Werktätigen herzurichten. Der Anbau auf dem Hof wurde komplett abgebrochen und durch einen Stahlbetonbau ersetzt. Das historische Kerngebäude aber wurde mit großem Aufwand saniert. 5,2 Millionen DDR-Mark seien, so Schirrmeister, in das Objekt geflossen.
Nach der Wende, das Wohnungsbaukombinat gab es nicht mehr, kam das Übliche: Verkauf, zerschlagene Pläne, Alteigentümer mit Rückübertragungsansprüchen. Und schließlich ein Pächter, der 1994 entnervt das Licht ausmachte und die Türen verschloss. Zwar schmiedete der damalige Besitzer noch Sanierungspläne, die sich aber durch die Finanzkrise zerschlugen.
„Haushalten e.V.“ engagiert sich für die „Rose"
Dann trat „Haushalten e.V.“ auf den Plan: Der Verein wollte die „Rose“ als sogenanntes Wächterhaus übernehmen, die Nutzer sollten Instandhaltungs- und Aufräumarbeiten leisten. Als der Vereinsvorsitzende Stephan Schirrmeister die Tür aufschloss, fand er folgendes vor: „Spuren von Einbrüchen und Sturmschäden, Moose, Farne und Graffiti im ganzen Haus.“
Aber auch kostbare historische Elemente: das Renaissanceportal mit den beiden Köpfen - vermutlich der Bauherren - in den Bogenzwickeln; die Bohlenstube mit ihrer barocken Wandbemalung; eine originale Holzdecke; ein gotisches Türgewände, ein Kellergewölbe aus dem 13. Jahrhundert. Eineinhalb Jahre dauerten die Arbeiten des Vereins, bis er die „Goldene Rose“ als Künstlerhaus eröffnete. Inzwischen gehört das Haus der „Goldene Rose GmbH“. (mz)