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Turnen  Turnen : Löst Nick Klessing Matthias Fahrig als Halles Vorzeigeturner ab?

Von Petra Szag 16.11.2016, 19:53
Matthias Fahrig
Matthias Fahrig Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. „Ach was“, frotzelt Halles Turn-Oldie Matthias Fahrig und lacht seinem jungen Trainingspartner Nick Klessing frechfröhlich ins Gesicht, „du hättest doch eh keine Chance gegen mich.“

Der Angesprochene lässt sich nicht aus der Reserve locken. Klessing, das spürt man, hätte sich am Samstag nur allzu gern in der Bundesliga mit seinem prominenten Vereinskollegen gemessen.

Denn beim letzten Vorrunden-Teamvergleich der Saison stehen sich die beiden Ligavereine der halleschen Turner gegenüber. Fahrig kämpft aushilfsweise für den Siegerländer KV, Klessing wiederum für den KTV Obere Lahn.

Erster Weltcup-Einsatz bei Männern

Doch der Youngster hat nun andere Verpflichtungen. Höhere sozusagen. Wenn die Nationalmannschaft ruft, müssen die Ligavereine ihre Interessen zurückstecken. Und Klessing ist in das Weltcupteam berufen worden, dass ab dem heutigen Donnerstag in Cottbus international punkten will.

Für den 18-Jährigen kommt das einem Ritterschlag gleich. „Mein erster großer Wettkampf bei den Männern wird das“, erklärt der Junioren-Europameister. Da kann er schon mal verschmerzen, dass aus dem Duell mit Fahrig nichts wird. Und auch danach geht es für Klessing international weiter. Denn er kämpft im Dezember für Schwarz-Rot-Gold beim Toyota-Cup, in Japan, dessen Turner zur Weltspitze zählen.

Die Strategie der Verantwortlichen im Verband ist erkennbar: Der nun dem Juniorenalter entwachsene Klessing soll Fuß fassen in der neuen Altersklasse, sich etablieren auf jenen Bühnen, die bislang noch von erfahrenen Männern wie Fabian Hambüchen oder Marcel Nguyen beherrscht werden.

Auch Fahrig hatte lange Zeit in vorderster Reihe mitgeturnt. „In Cottbus war ich acht Mal dabei und habe auch gewonnen, wie übrigens auch den Toyota-Cup“, sagt der mittlerweile 30-Jährige. Doch zuletzt fehlte er bei WM und Olympia - nicht zuletzt wegen diverser Verletzungen.

Vergangene Woche in der Liga wiederum musste er wehen eines Infektes passen. Doch seit Montag steht er wieder auf der Matte und ist zuversichtlich, dass sein Siegerland-Team die durch Klessings Ausfall geschwächte Obere-Lahn-Riege wegputzt und damit in das kleine Finale einzieht.

Duell nun beim National-Team-Cup

Die Ligawettkämpfe - insgesamt sieben in acht Wochen - haben den Routinier sehr gefordert. Für die internationale Aufgaben gerade nicht berücksichtigt zu werden, kann er deshalb verschmerzen.

Demnächst, so berichtet er, kommen auch noch die Platten aus dem Kiefer, die ihm nach seinem doppelten Bruch vor einem Jahr eingesetzt worden waren. Zum National-Team-Cup im März will er dann wieder fit sein und sich den Jungen - einschließlich Klessing - stellen.

„Meine Ausgangswerte sind höher als seine“, sieht Fahrig sich im Vorteil, die Übungen sind also schwieriger. Klessing wiederum turnt meist sauberer, was für hohe Noten auch ein Faustpfand ist. An den Ringen hat der angehende Sportschul-Abiturient den Sportsoldaten schon überholt - dieses Gerät lässt Fahrig wegen Schulterproblemen sogar aus.

Es ist augenscheinlich: Die Rivalität tut den beiden gut. Und das gemeinsame Training, da sind sie sich einig, sowieso. „Es ist ausgesprochen schwierig, allein in der Halle zu sein, ich hatte das in den Ferien auch schon vier Wochen am Stück“, erzählt Fahrig.

Jetzt haben sie es Schwarz auf Weiß: Auch wenn die Turner im Zuge der Leistungssportreform um ihren Status als Bundesstützpunkt fürchten müssen, bleiben sie in Sachsen-Anhalt doch Schwerpunktsportart der Kategorie zwei. Damit ist die Finanzierung ihrer Trainer gesichert. „Unsere Turner werden weiter betreut von einem Landestrainer, drei Pool-Trainern und einem so genannten PLP-Trainer, der auch für die Sportschüler zuständig ist“, sagte Martin Scheller, Geschäftsführer des Landesturnverbandes.

Da pflichtet ihm Klessing bei. Es lernt sich leichter an der Seite des doppelten Europameisters von 2010. Fahrigs Stärken - die Geräte Sprung und Boden - sind nun auch seine.

Auf der Bodenmatte misst Klessing sich in Cottbus mit der internationalen Konkurrenz, dazu an den Ringen. „Wenn es dumm läuft für ihn beim Weltcup, wird es ja vielleicht doch noch was mit unserem Duell in der Liga“, witzelt Fahrig. „Patzt er in der Qualifikation am ersten Tag, dann kann er am Samstag auch zu uns kommen.“ Davon aber gehen beide nicht aus. (mz)