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Türkei-Urlaub Türkei-Urlaub: Reisewarnung für Lehrer

Von Oliver Müller-Lorey 26.07.2017, 07:00
Das Wahrzeichen Istanbuls, der größten türkischen Metropole, ist die weltberühmte Moschee Hagia Sophia. Im Hintergrund ist der Bosporus, die Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer, zu sehen.
Das Wahrzeichen Istanbuls, der größten türkischen Metropole, ist die weltberühmte Moschee Hagia Sophia. Im Hintergrund ist der Bosporus, die Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer, zu sehen. dpa

Halle (Saale) - Mehrere hallesche Reisebüros warnen Türkei-Urlauber davor, sich vor Ort politisch zu äußern oder raten einzelnen Berufsgruppen sogar ganz von einer Reise dorthin ab. So empfiehlt Jörg Lumpe, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros am Uniring, Lehrern und Politikern, lieber nicht in die Türkei zu fahren.

Seine Warnung sei in den Äußerungen von Staatspräsident Recep Tyyip Erdogan gegenüber der „Intelligenz“, wie Lumpe sagt, begründet. „Der will die intelligente Klasse vernichten“, so der Reisebüro-Chef.

„Lehrer oder Politiker schicke ich deshalb nicht dorthin.“ Vor allem die Drohungen Erdogans nach dem Putschversuch 2016 hätten ihn bewegt, bestimmte Berufsgruppen vor einer Türkei-Reise zu warnen. Rentnern und Familien empfehle er das Land am Bosporus aber weiterhin.

Reisebüros: Politische Meinung in der Türkei für sich behalten

Andere Reisebüros raten auch ganz normalen Badetouristen dazu, ihre politische Meinung über die höchst umstrittenen Vorgänge in dem Land für sich zu behalten. So wie Juliane Wiede vom Reisebüro Mahlich-Tours an der Turmstraße. „Wenn sich Urlauber in der Türkei aufhalten, halten wir sie an, sich nicht politisch zu äußern“, sagt sie.

Auch andere Reisebüros geben ihren Kunden mit auf den Weg, sich in Gesprächen mit anderen Touristen oder Einheimischen uninteressiert für die politische Lage zu geben.

Das auswärtige Amt hatte in der vergangenen Woche seine Reisehinweise für die Türkei verschärft. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe der drastischeren Reisewarnung, die bislang noch nicht ausgesprochen wurde. Grund seien willkürliche Verhaftungen auch von Deutschen in der letzten Zeit.

„Personen, die aus privaten oder geschäftlichen Gründen in die Türkei reisen, wird zu erhöhter Vorsicht geraten“, so das Auswärtige Amt. Präsident Erdogan fährt einen harten Kurs gegen Oppositionelle und Journalisten, die schnell wegen des Vorwurfs der Terrorunterstützung aus dem Verkehr gezogen werden, so wie der Welt-Journalist Deniz Yücel.

Zahl der Türkei-Urlauber in Halle geht zurück

Auch wenn die meisten Hallenser zur reinen Erholung in die Türkei fahren und nichts mit der Politik Erdogans zu tun haben, gehen die Buchungen dennoch zurück. So schätzt etwa Jörg Lumpe, dass die Zahl der Urlauber in seinem Reisebüro seit 2015, als die Lage noch nicht so angespannt war, um etwa 30 Prozent zurückgegangen ist.

„Die Hotels sind entweder halbleer oder voll mit Russen“, so der Reise-Experte. Johannes Maass vom LCC Reisebüro Reuter in der Großen Steinstraße bekommt die Zweifel der Hallenser ebenfalls mit.

„Wir haben noch Buchungen aber wir merken auch einen Rückgang“, sagt er. Die Reiseveranstalter hätten noch nicht reagiert. Vereinzelt hätten Kunden gefragt, ob sie ihre Reise in die Türkei stornieren könnten, aber nach einen Gespräch seien sie doch bei ihrem ursprünglichen Reiseziel geblieben.

Türkei-Urlaub nicht einfach stornieren

Darauf, dass man einen Türkei-Urlaub nicht einfach stornieren kann, solange es noch keine amtliche Reisewarnung gibt, weist Juliane Wiede von Mahlich-Tours hin. Wer sich noch vor der Buchung gegen die Türkei entscheidet, dem empfehle sie als Alternative Bulgarien.

Andere Büros raten auch zu Griechenland, Spanien und selbst Marokko. Doch Spanien sei teuer und Marokko werde auch nicht überall gut angenommen, heißt es.

Reisen in andere muslimische Länder seien ebenfalls zurückgegangen, heißt es vom halleschen L’Tur-Reisebüro. „Ägypten geht schleppend und Tunesien ist komplett eingebrochen“, sagt eine Mitarbeiterin. Und selbst innerhalb der Türkei gebe es Regionen, die mehr verlieren als andere.

Städtereisen nach Istanbul würden so gut wie gar nicht mehr gebucht, auch die Ägäis, wo Flüchtlinge nach Griechenland übersetzen würden, sei nicht mehr beliebt. Dagegen halte sich der Rückgang an der türkischen Riviera in Grenzen. (mz)