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Trend Trend: Foodtrucks erfreut sich großer Beliebtheit in Deutschland

Von Antonie Städter 22.07.2016, 16:41
Im „Bewaffel dich“ kommen Waffel-Enthusiasten auf ihre Kosten
Im „Bewaffel dich“ kommen Waffel-Enthusiasten auf ihre Kosten Bewaffel dich!

Halle (Saale) - Schon mal Allgäuer Spätzle mit Käse von der Bio-Käserei aus einem ehemaligen DDR-Campingwagen probiert? Oder eine rein pflanzliche Curry-„Vurst“ mit Guacamole aus einem silberglänzenden Kleinlaster?

Alles ist möglich in Zeiten des Foodtruck-Trends, in denen der Snack auf der Straße nicht mehr nur schnell satt machen soll. Fast Food ja, aber nicht irgendwas! Gern gesund, exotisch, ausgefallen. Auf jeden Fall frisch zubereitet auf die Hand - und das aus einem coolen Gefährt, muss auch kein echter Truck sein.

Heißer Trend aus den USA

Foodtrucks sind angesagt, keine Frage: ob der „Heisse Hobel“ (Allgäuer Käsespätzle) aus Berlin, „Vincent Vegan“ (veganes Fast Food) aus Hamburg oder „Die intolerante Isi“ aus München, an deren Foodtruck Essen für Menschen mit Lebensmittel-Intoleranzen (etwa ohne Weizen oder Milch) zu haben ist.

In den USA entstanden, schwappte der Trend vor einiger Zeit in deutsche Großstädte und ist in Mitteldeutschland in Form von Essensmobilen oder Events ebenfalls zu entdecken - wenn auch nicht in der Fülle. Allen gemein ist: Hierzulande darf man nicht einfach am Straßenrand halten und Speisen verkaufen. Deshalb sind die umfunktionierten Fahrzeuge vor allem auf Märkten und Festivals, auf Privat- oder Firmengeländen (statt Kantine) zu finden.

Hallenser Waffeln fahren um die Welt

Tim Fritzsche hat vor dieser Sommersaison etliche Stunden mit einem alten Wohnanhänger von 1970 verbracht: „Der Vorbesitzer hatte schon eine Verkaufsklappe angebaut, aber wir brauchten noch Dinge wie Tresen, Arbeitsflächen, Strom, Wasser, Abwasser...“, erzählt der Mitinhaber der beliebten Waffelbäckerei „Bewaffel dich“ aus Halle.

Die Arbeit hat sich gelohnt: „Jetzt haben wir alles, was wir brauchen, in dem Anhänger - vom Kühlschrank bis zum Waffeleisen“, so Fritzsche, der auch festgestellt hat: „Auf Festivals sind immer mehr Foodtrucks und -anhänger unterwegs.“

Die Waffelbäcker machen mit ihrem Foodtrailer, wie Experten die Anhänger nennen, und ihren Kreationen ebenfalls regelmäßig auf Veranstaltungen Halt - etwa nächstes Wochenende beim Streetfood-Festival in Halle, genauer am Saaleufer gegenüber vom Ausflugslokal „Krug zum grünen Kranze“.

Was Foodtrucks so beliebt macht

Voriges Jahr haben auch die Macher von „Handbrotzeit“ aus Leipzig, die mit ihren gefüllten Broten immer im Sommer auf Festen und Festivals und im Winter auf Weihnachtsmärkten zugegen sind, teils vom gewöhnlichen Stand auf Foodtruck umgestellt - „dafür haben wir ein gebrauchtes Fahrzeug umbauen lassen“, so Andreas Dietze, einer der Geschäftsführer. Der Foodtruck komme sehr gut an, „es gibt ständig Nachfragen von Veranstaltern, darunter ganz viele Streetfood-Märkte“. Er betont aber: „Das Wichtigste ist nicht ein schöner Truck, sondern das Essen.“ Die Handbrote werden „vom Teig bis zum fertigen Produkt“ frisch zubereitet, sagt er - ob unterwegs oder im Laden in Leipzigs Innenstadt.

So vielfältig die Speisen sind, so einig scheinen die Vertreter der neuen mobilen Gastrokultur in einem Anspruch: Frische. Streetfood, die „Straßenküche“, meint kein gewöhnliches Imbiss-Essen, sondern Gerichte, die nicht überall zu haben sind - ob nun bodenständig oder exotisch.

Die Hotdogs von Hotdog.de aus Leipzig werden mit dänischer roter Wurst und auf speziellen Wunsch der Veranstalter auch mal mit Ziegenkäse und Feigensenf zubereitet. Wobei Christoph Kilz, der Gründer, beobachtet hat: „Meist sind die Klassiker am beliebtesten.“ Wichtig sei vor allem, dass die Qualität stimme und die Speisen gut präsentiert würden. „In vielen Foodtrucks werden regionale Zutaten verwendet - bei uns kommt zum Beispiel das Grillfleisch vom Gut Noitzsch aus dem sächsischen Krostitz“, so Kilz, der zudem mit einer Internetfirma sein Geld verdient.

In Sachen Präsentation der Gerichte ist er mit seinen zwei Hingucker-Gefährten sehr gut aufgestellt. „Ein Oldtimer von Mercedes-Benz aus den Sechzigern und einer von General Motors, den wir aus Kalifornien importiert und umgebaut haben. In seinem Gelb-Pink fällt er auf.“

Neben den individuellen Gefährten und Gerichten sind es oft auch die Geschichten und Menschen hinter den mobilen Küchen, die deren Reiz ausmachen. Mitunter auch Personen, die es gar nicht gibt. Womit wir wieder beim veganen Fast Food von Vincent Vegan wären. Herr Vegan ist eine Comicfigur mit Schlips und Sonnenbrille - und Verfechter rein pflanzlicher Ernährung.

Heute ist „er“ nicht mehr nur im Foodtruck unterwegs, es gibt auch ein Restaurant in Hamburg, und unter dem Titel „Vincent Vegan - 50 Rezepte aus dem Foodtruck“ ist sogar ein Buch erschienen (Christian Verlag, 192 Seiten, 24,99 Euro). Darin können die Leser aus weit mehr Vorschlägen als am Truck wählen: Rezepte vom Frühstück bis zu süßen Sünden, von „Vurst“-Wrap bis zu Beerenkuchen. (mz)

Das Streetfood-Festival in Halle findet am 29. Juli (15 - 22 Uhr), 30. Juli, (11 - 22 Uhr), 31. Juli (11 - 20 Uhr) statt.

Mit ihrem umgebauten Anhänger sind die Waffelbäcker vom „Bewaffel dich“ aus Halle auf Festivals und anderen Veranstaltungen unterwegs. 
Mit ihrem umgebauten Anhänger sind die Waffelbäcker vom „Bewaffel dich“ aus Halle auf Festivals und anderen Veranstaltungen unterwegs. 
Bewaffel dich!
Im Vincent Vegan gibt es fleischlose Delikatesen.
Im Vincent Vegan gibt es fleischlose Delikatesen.
Christian Verlag/Maria  Brinkop
In Gelb-Pink zieht der Foodtruck von hotdog.de die Blicke auf sich.
In Gelb-Pink zieht der Foodtruck von hotdog.de die Blicke auf sich.
hotdog.de
Im Buch zum Truck gibt es Köstliches wie Ofengemüse mit Avocado-Dip.
Im Buch zum Truck gibt es Köstliches wie Ofengemüse mit Avocado-Dip.
Christian Verlag/Maria  Brinkop