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Treffen mit Investor auf der Dauerbaustelle Treffen mit Investor auf der Dauerbaustelle: Der lange Weg zum Sportparadies in Halle

Von Dirk Skrzypczak 09.09.2019, 06:30
Blick in den Rohbau der Dreifelder-Halle: Mieter der Sportstätte soll der USV Halle werden. Der Vertrag beginnt mit der Fertigstellung des Objektes.
Blick in den Rohbau der Dreifelder-Halle: Mieter der Sportstätte soll der USV Halle werden. Der Vertrag beginnt mit der Fertigstellung des Objektes. Silvio Kison

Halle (Saale) - Zum Vor-Ort-Termin im Sportparadies am Böllberger Weg hat der Leipziger Investor Holm Lischewski prominente Unterstützung mitgebracht: Peter-Michael Diestel, letzter Innenminister der DDR und Rechtsanwalt, vertritt nun die Interessen des Apothekers und Geschäftsmannes. Und Diestel gibt nicht nur Geleitschutz für seinen Mandanten.

„Er ist ein positiv Verrückter, der diese Stadt liebt. Und dieses Projekt ist professionell, klug und durchdacht“, sagt Diestel. Dass der 13.700 Quadratmeter große Sportkomplex, der alleine sechs größere Hallen für diverse Nutzungen bekommen soll, zwölf Jahre nach dem Spatenstich noch immer nicht fertig ist, auch dafür hat Diestel eine Erklärung. Lischewski sei Apotheker und kein Baulöwe. „Wer viel macht, macht auch Fehler“ und schätze mitunter manche Situationen auch falsch ein. Das Sportparadies werde für Halle ein Gewinn sein, so Diestel.

Lischewskis neue Hoffnung

Noch ist das 180 Meter lange und 60 Meter breite Gebäude mit seinen unterschiedlichen Ebenen nur im Rohbau fertig (die MZ berichtete). Strom, Heizung, Klima und natürlich die komplette Innenausstattung fehlen. Beim Treppensteigen hilft an dunklen Stellen das Licht der Handykamera. Gut erkennbar ist die Dreifelder-Halle, die der USV Halle für 25 Jahre mieten will.

Die grauen Holzbögen an der Decke, durch Nässe grau gefärbt statt im originalen Braun, werden in diesen Tagen saniert, kündigt Lischewski an. „Wir erledigen jetzt alle notwendigen Arbeiten, damit der Innenausbau anfangen kann. Wir wollen Ende 2020, Anfang 2021 fertig sein“, sagt er.

„Aufwand war deutlich höher als erwartet“

Dass ihm zwischendurch immer wieder die Puste ausgegangen ist, begründet der Sachse mit den vielen Überraschungen, die im Vorfeld niemand kalkulieren konnte. „Der Aufwand, auf einer alten Industriebrache zu bauen, war deutlich höher als erwartet. Ursprünglich sollte das Sportparadies eine reine Freizeitsportanlage werden.

Dann kamen der USV Halle und der Alpenverein mit ins Boot und ich musste das ganze Projekt umplanen. So etwas kostet Zeit“, sagt Lischewski. Zwischendurch geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, weil die Kosten explodieren. Von 13 Millionen Euro war die Summe schon bis 2015 auf 18 Millionen Euro geklettert. Eine aktuelle Prognose wagt er nicht.

Landesrechnungshof prüft die Finanzierung

Die Finanzierung bleibt indes Lischewskis größtes Problem, auch wenn Anwalt Diestel von einer „stabilen Absicherung“ spricht. 2,7 Millionen Euro an Fördermitteln will die Stadt Halle schrittweise für die Dreifelder-Halle freigeben. Weitere vier Millionen Euro an Unterstützung für den Behindertensport- und Inklusionsbereich sind eingefroren, weil Lischewski laut Stadt noch nicht alle erforderlichen Nachweise vorgelegt hat.

Zudem befasst sich der Landesrechnungshof mit dem Sportparadies - ein Ergebnis der Tiefenprüfung gibt es noch nicht, wie ein Sprecher auf MZ-Nachfrage erklärte. Vermutlich auch deshalb lässt Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) bereits prüfen, ob und wie ausgezahlte Fördermittel zurückgefordert werden könnten.

„Ich stehe im engen Kontakt mit der Staatsanwaltschaft.“

Diestel vertritt Lischewski auch in einem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Leipzig. Der Vorwurf lautet Rezept- und Abrechnungsbetrug.

„Ich stehe im engen Kontakt mit der Staatsanwaltschaft. Da gibt es keinen akuten Handlungsdruck. Es ist völlig offen, ob an den Verdächtigungen überhaupt etwas dran ist. Wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder jeden anzeigen kann.“ Der Blicke gehe jetzt jedenfalls nach vorn. Lischewski will das Sportparadies selbst betreiben. Betriebswirtschaftlich werde sich die Anlage rechnen, meint er. (mz)

Investor Holm Lischewski (links) und sein Anwalt Peter-Michael Diestel sind vom Erfolg des Projektes überzeugt - doch dafür muss es erst einmal fertig werden.
Investor Holm Lischewski (links) und sein Anwalt Peter-Michael Diestel sind vom Erfolg des Projektes überzeugt - doch dafür muss es erst einmal fertig werden.
Silvio Kison