Tod von Peter Sodann Trauer um Halles Ehrenbürger
Der beliebte Schauspieler Peter Sodann, der einst das Neue Theater gegründet hat, ist gestorben. Die Reaktionen auf seinen Tod zeigen, wie hochgeschätzt er speziell in Halle war.
Halle (Saale)/MZ. - Im Jahr 2005 hat die Stadt Halle Peter Sodann zum Ehrenbürger ernannt. Die Nachricht von seinem Tod „hat mich sehr traurig gemacht“, teilt Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) am Sonntag mit.
„Wir verlieren einen ebenso streitbaren wie politischen, ebenso kreativen wie kritischen Geist, einen engagierten Theater-Intendanten, Regisseur und preisgekrönten Schauspieler“, so Geier. Sodann habe allein 45 Mal als Kommissar Bruno Ehrlicher im Tatort ermittelt, außerdem von 1981 an aus einem alten Kinosaal ein kulturelles Zentrum geschaffen, „das unsere Stadt bis heute prägt“.
Geier zufolge strahlt die Kulturinsel als poetisch-musisches Aushängeschild ins ganze Land aus. Der Bürgermeister verspricht: „Die Stadt Halle wird Peter Sodann ein ehrendes Andenken bewahren.“
Auch Halles suspendierter Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) drückte seine Dankbarkeit für das Wirken des Schauspielers aus – für den Bau der Kulturinsel und „sein“ Neues Theater. Wiegand nennt Sodann zudem einen „liebenswerten Grantler“. „Er selbst sah sich als provokanten Theatermann, der mit manch kulturpolitischer Entscheidung im Rathaus haderte“, so Wiegand. Als „scharfer Beobachter und unerschrockener Kritiker“ habe Sodann das Herz auf der Zunge getragen und gesagt, was ist.
Ein um Halle verdienter Mann
Matthias Brenner, der spätere Intendant des Neuen Theaters, nennt ihn „einen verdienten Mann um Halle“. Mitte der 80er Jahre hat Brenner Sodann erstmals getroffen in Halle. Und ihn als einen erlebt, der macht, was er will. Das machte Eindruck auf ihn. Brenner sagt, er selbst habe damals zum ersten Mal gesehen, was Neues Theater heißt. Erzählt habe man bei diesem ersten Treffen gleich die ganze Nacht lang.
Brenner hatte sich auch schon mit der Frage beschäftigt, was Georg Friedrich Händel und Peter Sodann gemeinsam haben, und kam zu dem Schluss: „Sie haben beide während ihres Schaffens die Stadt Halle verlassen.“ Am Ende habe das vielleicht nicht nur schlechte Gründe, so Brenner, der sich nun sogar an einer Sodann-Formel versucht hat.
Bestandteil dieser Formel sind das Erleben, das Empfinden und das Erlernen, was zu Wissen führe, zu dem sich das mutige Handeln aus Überzeugung geselle. Mittelmaß gibt es in der Formel nicht. Hinzu kommen außerdem Bier, Zigaretten und Möhrensuppe und schließlich noch, dem Publikum aufs Maul zu schauen und Feinden aufs Maul zu hauen.
Tom Wolter, Chef des Wuk Theaterquartiers, ist Anfang der 90er wegen Peter Sodann aus Leipzig nach Halle ans Neue Theater gekommen. In der Nachwendezeit sei Sodann jemand gewesen, „der das Theater mit Vehemenz verteidigt hat“. Für Wolter ist er ein Vorbild, habe er doch gezeigt, was man auch gegen Widerstände erreichen kann. Sein Tod ist für Wolter Anlass, Peter Sodann zu ehren.
Die Dackel der Sodanns
Der Buchhändler Raimund Müller sagt am Sonntag kurzum: „Das ist keine schöne Nachricht.“ Für ihn seien die Peter-Sodann-Tatorte immer Pflicht gewesen. Es sei auch immer schön gewesen, wenn Sodann im Buchladen war.
Müller muss auch an die Dackel denken. Sowohl die Familie seiner verstorbenen Geschäftspartnerin Antje Jacobi als auch die Sodanns hätten Dackel gehabt und seien häufig zusammen spazieren gegangen. Über das Neue Theater sagt er: „Ich bin immer ein Fan gewesen.“
Müller, selbst kein Ostalgiker, stellt sich zudem hinter die Überzeugung Sodanns, dass Bücher aus der DDR als Kulturgut erhalten werden müssen. Denn daran sehe man das Gute und das Schlechte der DDR.
Gesamtdeutsche Fernsehgeschichte geschrieben
Als „eine herausragende Persönlichkeit der Stadt bezeichnet die Stadtratsvorsitzende Katja Müller (Die Linke) Peter Sodann. Mit der von ihm gegründeten Kulturinsel und dem Neuen Theater habe er Halle bereits zu Lebzeiten ein Vermächtnis hinterlassen.
Sodann sei zudem immer auch eine politische Person gewesen. „Oftmals eigenwillig und streitbar, aber immer geradlinig und auf seine Art.“ Laut Müller war er für viele Menschen im Osten ebenso authentische Stimme wie Identifikationsfigur. Als erster ostdeutscher Tatort-Kommissar habe er zudem gesamtdeutsche Fernsehgeschichte geschrieben.
Halles Ehrenbürger Peter Sodann wurde 87 Jahre alt.