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Toter Polizist von Europachaussee Toter Polizist von Europachaussee in Halle (Saale): Schock! Eltern finden im Grab fremde Urnen

Von Dirk Skrzypczak 17.05.2017, 04:00
Das Grab von Alexander befindet sich auf dem Südfriedhof.
Das Grab von Alexander befindet sich auf dem Südfriedhof. Günter Bauer

Halle (Saale) - Der Polizeiteddy hält Wache für Alexander auf dem kleinen Urnengrab. Das furchtbare Schicksal des Polizisten bewegt die Öffentlichkeit bis heute. Im April 2015 war der Beamte bei einer Verkehrskontrolle auf der Europachaussee von einem rasenden Motorradfahrer erfasst worden. Beide Männer starben.

„Der Friedhof ist für uns die einzige Verbindung, die uns noch zu Alexander bleibt“, sagt Vater Michael Sips. Umso größer ist der Schock, den er und seine Frau Marion verarbeiten müssen. Im Grab haben sie zwei fremde Urnen gefunden, die sich dort seit Jahrzehnten befunden haben. „Diese Ruhestätte ist doch unser privater Ort der Trauer. So etwas darf nicht passieren“, sagt Michael Sips. Das Vertrauen zum Friedhof sei gestört.

Schwere Schicksalsschläge: Den Schmerz überwindet man nie

Es sind vier schwere Schicksalsschläge, die die Sips vor zwei Jahren trafen. Im März 2015 starben die Väter von Michael und Marion Sips innerhalb von drei Tagen. Im April verloren sie ihren Sohn, nur wenige Monate später auch noch die Mutter von Marion Sips. Den Schmerz überwinde man nie. „Man kann nur lernen, irgendwie damit zu leben“, sagt Marion Sips. Freunde, Bekannte und ehemalige Kollegen ihres Sohnes, die noch immer den Kontakt zur Familie halten, sind eine wichtige Stütze.

Der Südfriedhof, auf dem Alexander und sein Großvater Peter in einem Grab ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist zu einem wichtigen Bezugspunkt geworden. Doch die Trauer ist gestört. Im Herbst 2015 legten die Sips die erste Urne frei, als sie eine kleine Laterne im Erdreich verankern wollten. „Das Loch war nur um die 30 Zentimeter tief“, erzählen sie.

Direkt neben dem Grabstein taucht nur wenige Zentimeter tief die nächste Urne auf

Geschämt hätten sie sich und deshalb auch niemanden davon erzählt - bis auf die Friedhofsverwaltung, die sich entschuldigt habe. „Und jetzt, als ich die Blumenrabatte verlängern wollte, tauchte direkt neben den Grabstein nur wenige Zentimeter tief die nächste Urne auf. Furchtbar“, sagt Marion Sips.

Die Stadt hat sich bereits bei der Familie entschuldigt. „Der Südfriedhof existiert seit 1887. Bei den meisten Grababteilungen handelt es sich um die dritte Nachbelegung. Es ist nicht üblich, die Urnen nach Ablauf der Nutzungszeit zu entfernen“, sagt Uwe Stäglin, Beigeordneter für Stadtentwicklung. Üblicherweise werden Urnen in einer Tiefe von 80 Zentimetern bestattet.

Neugestaltung der Friedhofsabteilung in den 1970er Jahren

Durch die Neugestaltung der Friedhofsabteilung in den 1970er Jahren sei das Erdreich abgetragen und die Anlage verändert worden. Dadurch habe sich wahrscheinlich die Tiefe der Urnen verändert. „Bei künftigen Umgestaltungen werden wir sorgfältig darauf achten, dass die Überdeckung der verbliebenen Urnen mit Erde ausreicht“, sagt Stäglin.

Darum geht es den Sips. „Wir wollen niemanden anprangern. Aber es ist wichtig, dass die Abläufe auf den Friedhöfen überdacht werden.“ Schließlich seien davon alle Nutzer betroffen. (mz)