Theaterarbeit über Zoom Theaterarbeit über Zoom: Verein erschafft mit Kindern eine utopische Gesellschaft
Halle (Saale) - Jenne Grannich hat sich eine feuerrote Perücke aufgesetzt und guckt in die Kamera ihres Laptops. Sie sitzt im Büro des Vereins „Spielmitte“ in der Geiststraße, während die rund zehn Kinder und Jugendlichen, die sie auf ihrem Bildschirm sieht, jeweils zu Hause vor ihren Rechnern sitzen. Zusammen spielen sie Utopia 4.0, ein digitales Planspiel, bei dem sich alles um die Gründung einer neuen, besseren Gesellschaft auf dem fernen Planeten Utopia dreht.
Kinder- und Jugendtheater „Spielmitte“ baut utopische Gesellschaft
Es gilt, eine unbewohnte Welt zu besiedeln, exotische Ressourcen zu entdecken, sich Wohnstätten zu erdenken oder einfach nur gemeinsam im hippen utopischen Club abzuhängen. Die Mitspieler nennen sich Utopisten und schlüpfen in selbstkreierte Rollen. Klingt nach Theater, ist es auch. In gerade einmal vier bis fünf Wochen haben sich Mitglieder des halleschen Vereins „Spielmitte“ dieses Online-Planspiel ausgedacht und aufgebaut.
Bei „Spielmitte“ handelt es sich um ein freies Kinder- und Jugendtheater. Kindern und jungen Erwachsenen von 6 bis 26 Jahren bietet der Verein an, in seinen Theatergruppen und diversen offenen Formaten mitzumachen. Junge Menschen, so der Anspruch, sollen durch die Theaterarbeit in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet werden, sollen Impulse erhalten und im Erkennen und der Entwicklung ihrer Kompetenzen gestärkt werden.
Theaterverein startet Projekt Utopia aufgrund der Pandemie-Bestimmungen
Doch der große Saal in den Räumlichkeiten in der Geiststraße sowie die zahlreichen Requisiten, Klamotten und Materialien, die in den Regalen zur Verfügung stehen, sind derzeit ungenutzt. Die Corona-Pandemie macht Abstand nötig. Deshalb gibt es nun das Projekt Utopia, mit dem der Verein die Jugendlichen zu Hause abholen will.
Für „Spielmitte“ ist dieses Online-Angebot Neuland. So schnell, wie Utopia konzipiert und auf die Beine gestellt wurde, so unfertig ist das Ganze auch noch. Vereinsmitglied Michael Morche nimmt das aber sportlich. So wird eben gemeinsam mit den Teilnehmern das Ganze live ausprobiert. Und falls etwas noch nicht so klappt, „reagieren wir spontan“.
Digitales Theater: Spielen über Zoom
Eines betont Morche allerdings: Dieses Projekt sei keine Überbrückungshilfe. „Wir fokussieren uns wirklich auf digitale Theaterarbeit.“ So ist die Corona-Situation zwar der Anlass, die aktuelle Zeit soll aber genutzt werden, um mit den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen spielerisch und technisch neue Wege zu gehen. Gespielt wird dieses halbe Rollen- und halbe Aufbauspiel über Online-Plattformen wie Zoom. Anfang März hat die öffentliche Spielphase begonnen.
Vorerst bis Ostern will der Verein damit noch arbeiten. Nicht ausgeschlossen, dass es auch danach noch weitergeht. Neben den Teilnehmenden der Theatergruppen von „Spielmitte“ steht das Projekt auch allen anderen interessierten Kindern und Jugendlichen offen. Das größte Problem waren laut Michael Morche bisher: schlechte Internetverbindungen.
Interessierte können sich unter [email protected] anmelden. (mz)