Theater, Kino, Konzerte Theater, Kino, Konzerte: Offizielle Studie zeigt: Das vermissen Hallenser am meisten
Halle (Saale) - In Halle gehen angesichts des monatelangen Lockdowns nicht nur die Kulturschaffenden auf dem Zahnfleisch, auch sehr viele Hallenser vermissen Theater-, Konzert-, Museums- und Kinobesuche schmerzlich. Wie stark dieser Verlust empfunden wird, zeigen erste Zwischenergebnisse einer breit angelegten Studie der Universitätsmedizin Halle. Demnach nehmen die Teilnehmer einer Befragung das fehlende kulturelle Leben als besonders einschränkend wahr.
Online-Befragung zu Auswirkungen der Pandemie bei Hallensern
Noch belastender sei nur, dass die Kontakte zu Freuden oder Familienmitgliedern außerhalb des eigenen Haushalts extrem limitiert sind. „Uns war bewusst, dass Halle eine vielschichtige kulturelle Szene hat. Uns hat aber dennoch überrascht, welchen hohen Stellenwert sie bei den Hallenserinnen und Hallensern einnimmt und wie sehr das kulturelle Angebot vermisst wird“, sagt Professor Rafael Mikolajczyk.
Der Direktor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik leitet die Studie zusammen mit einem Team aus fünf Kliniken und vier Instituten der Unimedizin.
Die Untersuchung trägt den Titel „DigiHero“, die englische Kurzform für eine digitale Gesundheitsforschung. Sie läuft seit Ende Januar dieses Jahres, als 50.000 Hallenser in einem Brief gebeten wurden, sich an einer breit angelegten Online-Befragung zu den Auswirkungen der Pandemie zu beteiligen.
Bis Mitte Februar wurden rund 4.000 Hallenser befragt
Das Fragespektrum reichte von Angaben zur Gesundheit, über Veränderungen im Alltag bis hin zu Angaben zum allgemeinen Lebensgefühl. Das Besondere an der Untersuchung: In den kommenden Monaten sollen sich die Teilnehmer auch zu weiteren Fragestellungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie äußern.
Bis Mitte Februar haben rund 4.000 Hallenser die digitalen Fragebögen ausgefüllt. Er habe sich, sagt Studienleiter Mikolajczyk, eigentlich eine etwas höhere Beteiligung erhofft. Die Zwischenergebnisse zur Stimmungslage in der Saalestadt seien zwar nicht repräsentativ, aber dennoch aussagekräftig.
Fehlende Sportmöglichkeiten und Kontaktbeschränkungen belasten Menschen
Die Teilnehmer konnten unter anderem ankreuzen, wie stark sie die Corona-Einschränkungen wahrnehmen. Die Skala reichte von eins („überhaupt nicht eingeschränkt“) bis zehn („sehr stark eingeschränkt“). 95 Prozent der Befragten kreuzten nicht nur allgemein den Punkt „keine kulturellen Veranstaltungen“ an, sondern stuften diesen Mangel auch als stark einschränkend ein.
Einige hätten ergänzend angegeben, „dass ihnen der spontane Kino-Besuch oder Tanzveranstaltungen fehlen oder dass sie traurig sind, dass sie Karten für Konzerte hatten, die dann nicht stattfinden konnten“, erläutert Bianca Klee. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Epidemiologie. Ähnlich belastend oder als noch gravierender als das daniederliegende kulturelle Leben wurden nur noch fehlende Sportmöglichkeiten sowie die fehlenden Begegnungen mit Menschen eingestuft, die einem nahestehen.
Homeoffice schneidet bei der Mehrheit der Befragten eher positiv ab
Zum Vergleich: Erschwerte Arztbesuche, Maskenpflicht in Geschäften und Straßenbahnen oder fehlende Kontakte zu Arbeitskollegen fielen weit weniger negativ ins Gewicht. Dass Restaurants und Läden geschlossen sind, störte dagegen sehr.
Die Wissenschaftler haben auch erste Ergebnisse zur veränderten Arbeitswelt vorgelegt.
Danach schnitt das Homeoffice bei der Mehrheit der Befragten eher positiv ab. 53 Prozent äußerten sich zufrieden mit dem Homeoffice, 26 Prozent waren unzufrieden, 22 Prozent hatten sich noch keine Meinung gebildet. Wobei die Hälfte der Befragten zum ersten Mal die Möglichkeiten des Homeoffice nutzen.
Teilnahme an Umfrage weiterhin möglich
Die Online-Befragung geht weiter. Mikolajczyk hofft darauf, dass der Kreis der Studienteilnehmen noch größer wird. Vor Kurzem sind noch einmal 17.000 Hallenser angeschrieben worden. Zudem ist eine Online-Anmeldung möglich. Teilnehmen können alle volljährigen Personen, die in der Stadt wohnen. „Je mehr Menschen mitmachen, umso differenzierter wird das Bild, das wir erhalten“, so der Studienleiter.
Mikolajczyk hat auch ein neue Befragung im Blick. Dabei soll es um die Corona-Schnellteststrategie und die Erfahrungen gehen, die Hallenser bisher damit gemacht haben. Die Studie sei in Vorbereitung, so Mikolajczyk. Wenn alles klappt, könne sie in wenigen Wochen starten.
Weitere Infos: medizin.uni-halle.de/digihero (mz)