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Thalia-Theater in Halle Thalia-Theater in Halle: Ungewisser Spielplan

Von MICHAEL FALGOWSKI 06.12.2013, 18:05
Eingang des Thalia-Theaters in Halle.
Eingang des Thalia-Theaters in Halle. ARCHIV/DPA Lizenz

HALLE (saale)/MZ - Es gab eine Notbremse, und der Thalia-Verein hat sie gezogen: Die „Gesellschaft der Freunde des Thalia-Theaters Halle Kunst- und Kulturzentrum für Kinder und Jugendliche“ hat den Kaufvertrag für das Theater-Haus mit der Bühne in der Kardinal-Albrecht-Straße gekündigt. Das einst von der Stadt aufgegebene Bühnenhaus mit Großem Saal gehört damit wieder der Kommune.

Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) hat nun angekündigt, gemeinsam mit weiteren Interessenten bis März 2014 ein künstlerisch und wirtschaftlich tragfähiges Konzept für das Haus zu erarbeiten. Bis dahin werde der Verein das Gebäude auch weiter bewirtschaften, Veranstaltungen wie der Thalia-Fasching fänden wie geplant statt.

Wie ein solches Konzept aussehen könnte, welche realistischen Ideen es für den Weiterbetrieb der technisch vor wenigen Jahren modernisierten, aber teuren Bühne gibt, das ließ die Stadt gestern offen. „Anfang Januar wird ein gemeinsamer Steuerkreis mit Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur und Verwaltung über die nächsten Schritte beraten, teilt die Kommune auf Nachfrage lediglich mit.

Zu hohe Betriebskosten

2012 hatte der Thalia-Verein das Hinterhaus mit der Bühne von der Stadt gekauft, für insgesamt 20.000 Euro, zahlbar ab 2014. Ziel war der Weiterbetrieb der Bühne, nachdem die Kommune trotz zahlreicher Proteste die Thalia-Spielstätte, das einstige „Theater der Jungen Garde“, geschlossen hatte. Begründet wurde das seinerzeit auch mit den hohen Betriebskosten in Höhe von rund 300.000 Euro im Jahr. Nicht überraschend ist nun auch der Thalia-Verein gescheitert. Offenbar war das wirtschaftliche Risiko für den Verein völlig unkalkulierbar geworden. Denn die Mieteinnahmen durch die Nutzung des Saales durch Freie Theater und kulturelle Veranstaltungen reichen nicht aus.

Auch der Verein „Die Bude“ um den beliebten halleschen Schauspieler Jonas Schütte ist mit seinem Projekt des Weiterbetriebs für Freie Bühnen und Theatergruppen gescheitert. Im Oktober vergangenen Jahres waren Schütte und sein Team sehr enthusiastisch gestartet, um die Thalia-Bühne zu retten. Doch trotz ehrenamtlicher Tätigkeit und Helfer reichten die Eintrittsgelder nicht für einen dauerhaften Betrieb und die dauerhafte Miete an den Verein aus. „Wir lassen das Projekt jetzt zunächst ruhen“, kündigte Schütte an. Am 15. Dezember findet nun der letzte der sogenannten „Buden“-Tage mit Freien Theatern statt. Im Dezember gibt es nur noch zwei Schülervorstellungen.

Verein sagt Unterstützung trotzdem zu

„Als Verein mit ausschließlich ehrenamtlichen Mitgliedern war es uns nicht möglich, die Vermietung und den Betrieb des Theaters mit eigenen Mitteln zu sichern“, begründet Thalia-Vereinschefin Christel Riemann-Hanewinckel die Entscheidung, vom Kaufvertrag zurückzutreten. Man habe aber Unterstützung bei strategischen Fragen zugesagt, erklärte Stellvertreter Daniel Schreiner. Das Vorderhaus und das Puschkinhaus mit dem Kino gehören weiter dem Verein, wie schon seit 2002. Das Vorderhaus hängt über Versorgungsleitungen vom Hinterhaus ab.