Niedrige Geschwindigkeiten, schlechter Service und Probleme Telefonanbieter Pÿur verärgert Kunden: Niedrige Geschwindigkeiten, schlechter Service und Probleme

Halle (Saale) - Wer einen Vertrag für Internet, Telefonie und Fernsehen abschließt und dafür bezahlt, der möchte auch telefonieren, fernsehen und im Internet surfen. Bei dem Telekommunikationsanbieter Pÿur scheint dies nicht immer möglich zu sein. Nach einem MZ-Beitrag über einen Kunden, der Ärger mit der Telefonverbindung via Pÿur hatte, haben viele weitere unzufriedene Kunden ihren Ärger geschildert: Abbrüche der Internetverbindung, nicht funktionierende Telefonleitungen, Probleme mit der von Pÿur vertriebenen Advance TV Box zum Fernsehempfang oder auch mit Kündigungen.
Ein Beispiel: Der Hallenser Walter Stuckenschnieder hat seit Mai 2018 keine regelmäßige Internetverbindung, obwohl er ein Gesamtpaket mit Telefonie, Fernsehen und Internet bei Pÿur gebucht hat. „Ich habe Mitte Mai telefonisch mit der Servicehotline Kontakt aufgenommen und das Problem gemeldet. Es begann eine bis heute endlose Odyssee“, so Stuckenschnieder.
Kunde von Pÿur: Mit Hilfe eines Rechtsanwalts gibt es jetzt eine Einigung
Angeblich sollte es am Modem liegen, er bekam ein neues zugeschickt und das Versprechen, das dafür ein neuer Vertrag abgeschlossen werden sollte. Die Vertragsänderung kam jedoch nicht - wohl aber Mahnungen. „Mit Hilfe eines Rechtsanwalts gibt es jetzt eine Einigung. Jedoch habe ich das nur mündlich, ein Schreiben von Pÿur habe ich noch nicht“, so Walter Stuckenschnieder.
Beispiel zwei: „Wir haben seit Mai 2017 eine Telefonverbindung, die den Namen nicht verdient“, sagt Kundin Ingrid Siegl. Der Ärger begann damit, dass die 76-Jährige nicht mehr nach außen telefonieren konnte und mehrfach die Kundenhotline informiert hatte, um am Ende zu erfahren, dass ein Techniker keinen Fehler feststellen konnte. Reparaturen wurden versprochen, aber Ingrid Siegl riss der Geduldsfaden.
Kunde von Pÿur: „Auf die Antwort warten wir immer noch“
„Wir kauften ein neues Telefon, einen neuen Adapter, überprüften nochmals alle Kabel - ohne Erfolg! Daraufhin bestellten wir auf private Rechnung einen Fachmann.“ Der meinte, der Fehler liege am Modem, worüber Pÿur informiert wurde: „Auf die Antwort warten wir immer noch“, so die Kundin.
Hilfe bei Problemen mit dem Kundenservice, auch in Einzelfällen, bietet die Verbraucherzentrale Halle an. Beispielsweise könne die Verbraucherzentrale einen Vermittlungsversuch starten. Wichtig sei für Kunden, immer schriftlich zu mahnen und wie im nebenstehenden Fall etwa eine kurze Frist zu setzen, innerhalb der der Vertrag erfüllt werden muss - hier also das Telefon wieder funktionieren sollte. Ein genaues Datum ist dafür wichtig, erläutert Simone Meisel von der Verbraucherzentrale. Gleichzeitig sollten Kunden ankündigen, dass sie, falls die Frist erfolglos verstreicht, von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen werden und für den Zeitraum ohne Leistung eine Gutschrift verlangen.
Mehr Infos unter:www.verbraucherzentrale-sachsen-anhalt.de
Das Unternehmen hat Stellung zu einigen der Fälle genommen und schreibt, dass Probleme mit dem Datenvolumen ab Sommer 2019 der Vergangenheit angehören werden: „Seit Anfang 2018 finden in Halle umfangreiche Ausbauarbeiten in unserem Netz statt, die bis zum Sommer 2019 abgeschlossen sein werden. Damit ist dann die komplette Signalverteilung und Netzanbindung von Halle auf dem neuesten technischen Stand.“
Pÿur-Sprecher: „Probleme mit den Internetbandbreiten werden der Vergangenheit angehören“
Ziel sei es, den heutigen wie zukünftigen Ansprüchen an eine leistungsfähige Breitbandanbindung voll zu entsprechen. „Probleme mit den Internetbandbreiten, die nur zu ganz bestimmten Tageszeiten auftreten, werden damit der Vergangenheit angehören“, so Pÿur-Sprecher Mario Gongolsky.
Häufig seien die Probleme jedoch hausgemacht von den Kunden: „Ist der Internetanschluss grundsätzlich und jederzeit zu langsam, liegt das Problem in den weit überwiegenden Fällen an minderwertigen LAN-Kabeln zwischen Kabeldose und Modem oder an einer schlechten drahtlosen W-LAN-Versorgung. Beides liegt leider nicht in unserer Hand.“ Daran hat jedoch die hallesche Rechtsanwältin Yvonne Winkler Zweifel, die bereits Pÿur-Kunden anwaltlich erfolgreich vertreten hat: „Die Vertragsabteilung ist komplett überlastet.“
Erst nach mehreren Schreiben und Telefonanrufen habe das Unternehmen reagiert. Zwar müsse man immer prüfen, ob eine Forderung rechtmäßig ist oder ob der Vertrag erfüllt wird. Sie empfiehlt jedoch in Mahnsachen, Pÿur die Einzugsermächtigung zu entziehen. (mz)