1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Technische Keramik entdeckt

Technische Keramik entdeckt

Von Kornelia Privenau 06.05.2005, 15:37

Halle/MZ. - Für eine Überraschung ist auch das gegenwärtige Grabungsfeld vor dem Wöhrl-Kaufhaus am Markt gut. Rechts neben der so genannten Verwerfung, jener Bruchstelle zwischen zwei riesigen Gesteinsplatten, kann man mehrere exakte, wie mit einem Lineal abgemessene, kleine Schächte sehen. Die ausgeschachtete Erde hat drei unterschiedliche Farben.

Grabungsleiter Volker Herrmann erklärt, dass die dunklen Erdschichten auf Feuerstellen und damit auf menschliche Besiedlung hinweisen. Für die Wissenschaftler ist das ein weiterer Beleg dafür, dass der Markt im Mittelalter bei weitem nicht jene Ausdehnung, jenen Platzcharakter hatte, wie er ihn heute hat.

"Teile des Geländes waren nass und sumpfig, andere, wie jene, wo wir jetzt graben, wurden besiedelt", beschreibt Herrmann die Beschaffenheit der Fundstelle aus der frühen Bronzezeit, also etwa 2 200 bis 1 200 Jahre vor Christus. Damals gab es hier bereits die ersten Salzsieder. Freilich betrieben sie die Gewinnung des weißen Goldes nicht industriell, sondern eher mühsam mit so genannten Briquetagen. Diese kleinen, oft an die Form von Fischschwänzen erinnernden Gefäße waren aus Ton. In Fachschriften wird - ihrer Nutzung entsprechend - von technischen Keramiken gesprochen. Archäologe Herrmann stimmt dem zu: "In diesen Gefäßen wurde das an Ort und Stelle vorkommende salzhaltige Wasser eingedampft, um das Salz zu erhalten."

Die Briquetagen zählen zu den wichtigsten Funden. Alle sind deponiert worden. Die Fundstellen werden derzeit vermessen und fotografiert, ehe sie geschlossen werden. An Halles archäologisch so ergiebige "Unterwelt des Marktes" wird nach den Bauarbeiten nur noch ein Schau-Schacht erinnern, der in der Nähe des Markt-WC angelegt werden soll. Der Blick hinein soll ein Blick auf die geologische Verwerfung, die Bruchstelle der Gesteinsplatten, werden.