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Symbol der Freundschaft Symbol der Freundschaft: Darum will Reiner Töpfer Blumen in alle Welt schicken

Von Bärbel Böttcher 01.11.2019, 11:00
Reiner Töpfer bemalt eine von ihm hergestellte „Rose der Freundschaft“.
Reiner Töpfer bemalt eine von ihm hergestellte „Rose der Freundschaft“. Silvio Kison

Halle (Saale) - Es ist eine Aktion, die von Herzen kommt“, sagt Reiner Töpfer. Der 80-Jährige hat das Ziel, „Rosen der Freundschaft“ aus Halle in jedes Land der Erde zu schicken. Vor gut zwei Jahren berichtete die MZ erstmals darüber. Seitdem melden sich bei ihm immer wieder Rosen-Botschafter. Sie nehmen die kleinen Kunstwerke, die er selbst herstellt, mit auf Reisen und verschenken sie an Menschen, die in den Ländern, in denen sie zu Gast sind, ihre Wege kreuzen. Die Weltkarte in seinem Hobbyraum ist bereits mit mehr als 100 Nadeln gespickt. Sie markieren Länder, in denen die Rosen schon angekommen sind.

Reiner Töpfers Idee hat einen traurigen Ursprung. Im Mai 2017 starb seine Ehefrau Erika. Sie mochte die Königin der Blumen. So legte er ihr auf dem Totenbett eine weiße Rose in die Hände. Als Zeichen der Trauer, aber gleichzeitig als Symbol der Liebe und der Freundschaft. Es sind Gefühle, die der Hallenser mit seiner Frau teilte und die er nun in die Welt tragen will. „Ich möchte“, so sagt er, „dass die Menschen statt mit Waffen mit Rosen aufeinander zugehen. Dass sie Brücken bauen. Keine Mauern oder Gräben.“

Reiner Töpfer lässt Rosen von Halle in die Welt reisen

Es sind Wünsche, die viele Menschen auf der ganzen Welt teilen. Davon zeugen zahlreiche Fotos, die die Empfänger der Rosen zeigen. Reiner Töpfer bewahrt sie in einem dicken Album auf. Sie sind die einzige Gegenleistung, die er erbittet. Manchmal erzählen ihm die Absender auch kleine Geschichten. Wie zum Beispiel eine jungen Frau aus Kolumbien, die für das Foto extra auf einen 4000 Meter hohen Berg gestiegen ist. Die Näherin aus Madagaskar, die es schafft, mit einer Nähmaschine aus dem Jahr 1920 ihre drei Kinder durchzubringen. Oder die Jordanierin, deren Rechte als Frau stark beschnitten sind und die doch nichts lieber als ein selbstbestimmtes Leben führen möchte.

Einige seiner Rosen hat Reiner Töpfer auch selbst verschenkt. Zuletzt in dem kleinen Fürstentum Andorra. Erhalten hat sie Priester Ramon, der sich um Straßenkinder kümmert. Er leitet zudem die Kirchengemeinde der Wallfahrtskirche Santuari de Meritxell (deutsch: Heiligtum Unserer Lieben Frau von Meritxell). Sie beherbergt eine Madonnenfigur, die als Schutzheilige des Landes gilt. In der Glasvitrine, in der sie zu bestaunen ist, liegt jetzt auch die Rose aus Halle.

Besonders stolz ist der Kunsthandwerker, wie er sich selbst nennt, auf ein rotes Exemplar, das zu ihm zurückgekehrt ist und nun einen Ehrenplatz in seinem Wohnzimmer erhalten hat. Weltenbummler-Rose nennt er das Stück. 34.300 Seemeilen (umgerechnet 63.523 Kilometer) habe es zurückgelegt. Gemeinsam mit der in Hannover lebenden Polin Jania Rozmiarek. Sie hat auf einer Urlaubsreise hallesche Rosen-Botschafter kennengelernt. Und sich der Aktion begeistert angeschlossen.

Aber - nicht alle Blütenträume reifen. „Fünf meiner Rosen sind im Weltraum verschollen“, sagt Reiner Töpfer mit einem Augenzwinkern. Er hatte versucht, Kontakt zu Alexander Gerst aufzunehmen. Dazu nutzte er Kontakte, die der deutsche Astronaut in seiner Heimatstadt Künzelsau in Baden-Württemberg pflegt. Fünf Blumen gingen auf die Reise. Von ihnen hat er nie wieder etwas gehört.

Die Rosen sind zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Betätigungsfeld des Rentners. In seiner Wohnung fühlt sich der Besucher wie in einer kleinen Kunstgalerie. Skulpturen und in den unterschiedlichsten Techniken gemalte Bilder erfreuen das Auge. Zu seinen Lieblingsmotiven gehören Blumen, Vögel und Katzen. Offen bekennt er, auch Anleihen bei berühmten Künstlern wie Gerhard Marcks oder Gustav Klimt zu nehmen. Natürlich deutlich gekennzeichnet.

Reiner Töpfer wird am 2. und 3. November auf dem  Selbermacher-Kreativmarkt in Halle zeigen, wie er seine Rosen herstellt. Insgesamt werden sich mehr als 50  Aussteller auf der  Messe, zu der die MZ gemeinsam mit Wochenspiegel und SuperSonntag einlädt, präsentieren.  Die Aussteller zeigen ihre Arbeiten: Von Schmuck, selbstgenähten Taschen und Kleidungsstücken über Holz- und Töpferarbeiten bis hin zu Marmelade ist alles dabei.

Die Aussteller geben in verschiedenen Workshops aber auch praktische Tipps. Für die jüngeren Besucher gibt es eine Bastelecke
Tipps

Der Kreativmarkt öffnet am 2. November seine Türen zwischen 10 und 17 Uhr. Am 3. November kann zwischen 10 und 16 Uhr gebastelt werden.

Die Messe findet im  Medienhaus in der Delitzscher Straße 65 in Halle statt. Zu erreichen ist es mit der Straßenbahnlinie 7 in Richtung Büschdorf. Das Medienhaus befindet sich direkt gegenüber der  Haltestelle Fiete-Schulze-Straße.  Für Autofahrer stehen ausreichend kostenfreie Parkplätze zur Verfügung.

Der Eintritt beträgt zwei Euro. Für Kinder unter 14 Jahren ist er frei.

Farben und Pinsel übten schon auf den zehnjährigen Reiner Töpfer eine magische Anziehungskraft aus. Nicht immer zur Freude seiner Mutter. Sie fand die Übungen des Jungen an der Toilettenwand - das Motiv war ein Apfelbaum - nicht so toll. Doch die Schelte tat seiner Liebe zur Malerei keinen Abbruch. Gleichwohl - eine Kunstschule hat Reiner Töpfer nie von innen gesehen. Allerdings erlernte er einen Beruf, bei dem er auch mit Farben arbeiten konnte: Autolackierer. Späte war er im Kundendienst einer halleschen Firma tätig. Doch die künstlerische Arbeit kam nie zu kurz. So fertigte er etwa ein Relief für einen Kindergarten - nach Motiven, die die Kinder vorgaben. Es hat bis heute seinen Platz in einer halleschen Kita.

Damals, zu DDR-Zeiten, war seine Kreativität aber noch in ganz anderer Hinsicht gefragt. Brennöfen und Ton seien schwer zu beschaffen gewesen, erzählt er. Also entwickelte er eine selbst trocknende Masse. Die „Töpfer-Masse“ ist bis heute das Material, aus dem die Rosen entstehen.

Reiner Töpfer hofft, dass sich viele weitere Menschen bei ihm melden, dass die weißen Flecken von seiner Weltkarte verschwinden. 40 bis 50 Blüten liegen immer bereit. „Ich“, so sagt er, „bin nur die Quelle der Idee. Der Fluss sind die Rosen-Botschafter.“ (mz)

Kontakt zu Reiner Töpfer unter Telefon: 0345/1200360 oder per Mail: [email protected]

Mehr als 100 „Rosen der Freundschaft“ sind von Halle aus bereits in die Welt gegangen. Zurück kamen Fotos, die die Empfänger zeigen  - zum Beispiel von der Insel Sumatra.
Mehr als 100 „Rosen der Freundschaft“ sind von Halle aus bereits in die Welt gegangen. Zurück kamen Fotos, die die Empfänger zeigen  - zum Beispiel von der Insel Sumatra.
Archiv Reiner Töpfer
Mehr als 100 „Rosen der Freundschaft“ sind von Halle aus bereits in die Welt gegangen. Zurück kamen Fotos wie hier aus Brasilien.
Mehr als 100 „Rosen der Freundschaft“ sind von Halle aus bereits in die Welt gegangen. Zurück kamen Fotos wie hier aus Brasilien.
Archiv Reiner Töpfer
Auch in Japan kam schon eine der Rosen an.
Auch in Japan kam schon eine der Rosen an.
Archiv Reiner Töpfer