Suche nach klarer Form
Halle/MZ/go. - Ihre Arbeiten erzählen auch keine Geschichten, "da ist nichts Narratives", sagt die Keramikerin. Diese Eigenschaft eint fast alle Werke der Künstlerin, die derzeit im von ihr vor einem Jahr mitgegründeten "Forum für zeitgenössische Keramik" in der Neuen Residenz zu sehen sind. Form statt Geschichte - das bedeutet: Quader, Dreiecke, Kreise, mal aufgebaut aus schamottiertem Ton - einem sehr weichen Ton, der der Künstlerin viele Möglichkeiten der Bearbeitung lässt -, mal an der Töpferscheibe gedreht. Dem Betrachter freilich lassen die Arbeiten reichlich Raum zur Interpretation: Steht da eine Vase? Ein Turm? Oder doch ein menschlicher Torso?
Denn dies ist der erstaunliche Effekt, den Ute Brade mit ihrer Konzentration auf die Form beim Betrachter erreicht: In dessen Kopf entwickeln sich eben jene Geschichten, die die Künstlerin für sich selbst meidet. Da werden zum Beispiel ihre gedrehten und wieder aufgeschnittenen Objekte wahlweise zum Rohbau eines Wolkenkratzers oder zum Teil der menschlichen Wirbelsäule. Licht und Schatten tun ihr Übriges und lassen die Werke, je nach Tageszeit, in neuen Facetten erstrahlen.
Der weiche Ton lässt viele Möglichkeiten und verlangt folglich viele Entscheidungen. "Das ist manchmal schwierig." Denn zur Entscheidung gehört auch der Irrtum - und "ich habe mich schon oft geirrt", sagt die Keramikerin, die 1942 in Potsdam geboren wurde und nach einer Töpferlehre von 1963 bis 1968 an der Burg Giebichenstein studiert hatte. Darum lässt sie ihre Arbeiten inzwischen etwas länger stehen, bevor sie zum Brennen in den Ofen kommen.
Ute Brade: Keramik. Zu sehen bis 14. September im Forum für zeitgenössische Keramik in der Neuen Residenz am Domplatz: donnerstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr.