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Studentinnen aus Halle Studentinnen aus Halle: Aus dem Hörsaal zur Frisbee-WM

Von max zeising 17.07.2013, 21:22
Nora Poel (hinten) und Julia Krause trainieren auf der halleschen Ziegelwiese für die Ultimate-Weltmeisterschaft in Kanada.
Nora Poel (hinten) und Julia Krause trainieren auf der halleschen Ziegelwiese für die Ultimate-Weltmeisterschaft in Kanada. Eckehard Schulz Lizenz

halle/MZ - Jeder Hallenser kennt dieses Bild: Junge Leute sitzen bei sommerlichen Temperaturen auf der Ziegelwiese. Einige haben bereits den Grill angemacht, andere genießen einfach nur das schöne Wetter. Mittendrin üben sich drei junge Frauen im Frisbee. Zwei stehen sich gegenüber und werfen sich die Frisbee-Scheibe zu, die dritte steht ganz eng an der Werferin und versucht, den Wurf zu blocken. Die Damen lachen und scheinen an der Sache Spaß zu haben. So, als kämen sie gerade aus einer Vorlesung oder von der Arbeit und suchten ein wenig Entspannung. So, als passten sie perfekt zu den anderen jungen Leuten.

Doch für Nora Poel, Yen Khong und Julia Krause ist das hier kein Freizeitvergnügen im eigentlichen Sinne, sondern die Vorbereitung auf die U-23-Frisbee-Weltmeisterschaft im kanadischen Toronto, die am kommenden Sonntag beginnt. Die drei Studentinnen aus Halle wurden in den 21er-Kader der deutschen Frauen-Nationalmannschaft berufen. Ihre Sportart heißt Ultimate, sozusagen Frisbee als Mannschaftssport (siehe Layer). Und obwohl sie sich hier auf ein internationales Top-Turnier vorbereiten, so passt die Trainings-Atmosphäre doch zu diesem Sport. Denn Ultimate gilt als alternative Randsportart, die basisorientiert und weitgehend unkommerziell arbeitet. „Sie verbreitet sich aber immer mehr, in jeder Großstadt gibt es mittlerweile ein Ultimate-Team“, sagt Nora Poel. In Halle sind das die Hallunken, bei denen auch Nora, Yen und Julia spielen.

Erst seit drei Jahren aktiv

Der Weg ins Nationalteam war für die drei Studentinnen kein langer. „Ich spiele erst seit drei Jahren Ultimate“, gibt Nora Poel zu. Ihre Mannschaftskollegin Yen Khong ist sogar erst seit zweieinhalb Jahren in diesem Sport aktiv. Und es ist wohl auch nur in einer Randsportart möglich, so schnell in eine Nationalmannschaft zu kommen. Umso aufgeregter ist Nora Poel nun, wenige Tage vor Beginn des Turniers: „Bei mir steigt absolut die Vorfreude.“ Yen Khong hingegen musste mittlerweile die Segel streichen und die Weltmeisterschaft wegen Knieproblemen absagen.

Welche Mannschaft das Turnier letztlich gewinnen wird, ist schwer vorauszusagen. Dennoch legen sich die drei Mädels auf drei Favoriten fest: Kolumbien, USA und Gastgeber Kanada. „Wir haben uns einmal Videos von denen im Internet angesehen. Was die mit der Scheibe anstellen können, ist schon unglaublich“, sagen sie.

Sich selbst schätzen sie nicht als Favoriten ein: „Aber wir wollen unter die ersten Fünf kommen.“ Auf jeden Fall wird es schwer, den Erfolg von Kathleen Merx und Daniela Kathmann vom USV Halle zu wiederholen. Die holten Ende Juni mit der Nationalmannschaft im Beach Ultimate Frisbee, der Strandversion dieses Sports, im spanischen Calafell den Titel.

Hohe Kosten für die Studentinnen

Ein Problem bei Randsportarten ist die Bezahlung. So auch in diesem Fall. Nora Poel und Julia Krause haben lange nach Sponsoren gesucht, müssen aber nun selbst tief in die Tasche greifen. „Wir müssen die kompletten Reisekosten selbst bezahlen, mindestens 2 000 Euro pro Person“, sagt Nora Poel. Gerade für Studenten eine hohe Summe.

So ganz unkommerziell geht es eben auch beim Ultimate nicht zu. Und ohne eine gehörige Portion Idealismus und Liebe zum Sport wäre das nicht möglich.