Preisexplosion bei Strom- und Spritpreisen Mitteldeutscher Verkehrsverbund warnt vor massiven Einschnitten im Bus- und Bahnverkehr
Die Verkehrsunternehmen in der Region schlagen Alarm. Durch die explodierten Rohstoffpreise fehlen im MDV-Gebiet jährlich 70 Millionen Euro. Nach Auslaufen des Neun-Euro-Tickets wird es für Fahrgäste teurer.

Halle (Saale)/MZ - Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV), zu dem auch Halle, der Saalekreis und Leipzig gehören, schlägt Alarm. „Der Fahrgastrückgang in Folge von zwei Jahren Pandemie und vor allem die enorme Teuerung im Kraftstoff- und Energiesegment stellen die Verkehrsunternehmen vor außergewöhnlich große Herausforderungen. Ab dem kommenden Jahr werden dem ÖPNV im gesamten MDV-Gebiet nach einer ersten Abschätzung circa 70 Millionen Euro jährlich für die Erbringung von Nahverkehrsleistung fehlen“, erklärte der MDV am Freitag. Diese massive und kurzfristig eingetretene Mehrbelastung sei bisher nicht in den mittelfristigen Wirtschaftsplänen der Verkehrsunternehmen abgebildet.
Nach gründlicher Analyse der aktuellen Situation komme man zu der Einschätzung, dass der unerwartete Fehlbetrag nur aus der Kombination eigener Maßnahmen der Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger sowie einer spürbaren Unterstützung durch den Bund und die Länder gestemmt werden könne. Sollten Bund und Länder hier kurzfristig nicht mitziehen, erwarte der MDV nicht nur in seinem Verkehrsraum, sondern bundesweit massivste Einschnitte im Verkehrsangebot im ersten Halbjahr 2023.
Kosten steigen massiv: Verkehrsbetrieben fehlen künftig Millionen Euro
Bereits im März hatte die Gesellschafterversammlung des MDV ab 1. August dieses Jahres eine Preiserhöhung beschlossen - die Kalkulationen waren vor Ausbruch des Ukrainekriegs erestellt worden. So erhöhen sich in Halle die Tarifprodukte durchschnittlich um 2,8 Prozent, im Saalekreis um 2,1 und in Leipzig um zwei Prozent.
„Die diesjährige Preisanpassung sollte den im MDV zusammengeschlossenen Nahverkehrsunternehmen ursprünglich ermöglichen, der bisherigen Teuerungsrate von etwa drei Prozent zu begegnen und in den weiteren Angebotsausbau investieren zu können. Nach aktueller Lage wird die Preisanpassung den Verkehrsunternehmen allerdings nur kurzfristig ermöglichen, einen Teil der deutlich gestiegenen Kosten zu decken“, heißt es.
Da im August noch das Neun-Euro-Ticket gilt, wirkt sich die Preiserhöhung erst ab September aus.