Streit um FKK-Strand Streit um FKK-Strand in Halle: Nacktbader fordern Badehosenverbot - Betreiber denkt nicht daran

Halle (Saale) - Am Nacktstrand des Nietlebener Heidebads braut sich Ärger zusammen: Jahrzehntelang waren die FKK-Schwimmer unter sich, badeten ohne Bikini oder Badehose im See, sonnten sich oder spielten Volleyball. Doch ihr Refugium, das mehrere Hundert Meter hinter dem Textil-Strand beginnt, sehen sie nun offenbar in Gefahr.
„Als während des heißen Sommers im vergangenen Jahr Besucher mit Badekleidung am FKK-Strand auftauchten, gab es Ärger“, erinnert sich Heidebad-Betreiber Mathias Nobel.
„Es waren einige Alteingesessene, die sich aufgeregt und mich aufgefordert haben, ein Schild aufzustellen. Darauf sollte stehen, dass nur Nackte am FKK-Strand erlaubt sind.“
FKK am Heidesee: Unterschriften gesammelt und Bad-Betreiber bei der Stadt angeschwärzt
Doch Nobel kam dem nicht nach, woraufhin die FKK-Anhänger auf die Barrikaden gingen. Sie hätten Unterschriften gesammelt und ihn bei der Stadt angeschwärzt. Dort habe der Badbetreiber vorsprechen müssen, doch auch die Stadt habe ihm bestätigt, was er schon wusste: „Ich kann niemanden zwingen, hier nackt zu sein“, so Nobel. Zu DDR-Zeiten sei das anders gewesen, zumal FKK eine Art Staatskultur gewesen sei.
Nobel hat sogar ein Buch, das sich der FKK-Kultur in der DDR widmet, in dem auch ein historisches Foto aus dem Heidebad abgedruckt ist. Hunderte nackte Badegäste tummeln sich dort am Ufer.
Doch mit welcher Verbohrtheit manche Gäste heutzutage Badehosenträger vom Strand verbannen wollten, könne er nicht verstehen. „Selbst mich haben einige belöffelt, weil ich in Badehose am FKK-Strand herumgelaufen bin“, sagt der Betreiber des Bades.
FKK-Stand am Heidesee: Schild am Beginn des Nacktstrandes
Nobel wusste sich nicht anders zu helfen, als Anfang des Jahres tatsächlich ein Schild am Beginn des Nacktstrandes aufzustellen - allerdings eines, das manchem FKK-Besucher nicht gefallen dürfte. Es verkündet den Beginn des „Strandes der Toleranz“. „Jeder ist willkommen. Nacktheit ist erlaubt, aber nicht vorgeschrieben“, heißt es nun.
Und Nobel geht noch einen Schritt weiter. Er will Gäste, die bis jetzt noch nichts mit der Freikörperkultur zu tun hatten und die Alteingesessenen aneinander gewöhnen.
Deshalb trainiere bereits eine Kinder- und Jugend-Kanugruppe der SG Einheit auf dem FKK-Gelände. Geplant ist außerdem, einem Kindergarten den Strand und den angrenzenden Wald als Spielfläche zu öffnen. Wie alle anderen Gäste auch sollen die Kinder nicht gezwungen werden, sich auszuziehen.
Bad-Betreiber: „Mir wird von manchem FKK-Gast vorgeworfen, diese Kultur kaputt zu machen.“
„Mir wird von manchem FKK-Gast vorgeworfen, diese Kultur kaputt zu machen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wenn man nichts tut, stirbt FKK aus. Der Durchschnittsgast ist zwischen 50 und 80“, so Nobel.
Außerdem habe sich bei manchen das Gefühl verfestigt, ihnen gehöre der Strand. Davon zeugen jeweils ein bis zwei angekettete Plastikstühle und Sonnenschirme - quer über dem gesamten FKK-Gelände verteilt. Die Stühle, die eigentlich ihm gehörten, seien von einigen Gästen in Beschlag genommen worden.
Trotz des Ärgers, den es bisher um die Badehosen gab: Nobel ist sicher, dass sein „Strand für Toleranz“ das Klima unter den Badegästen verbessern wird. Erste positive Erfahrungen habe er schon gemacht. Und er selbst habe ja auch nichts gegen die Freikörperkultur. „Ich bin selbst FKK-Fan. Ich springe auch mal nackig in den See, aber natürlich nicht während der Arbeitszeit“, sagt er. (mz)
