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Poker um Ex-Hotel Streit um Ex-Maritim-Hotel: Warum das Maritim jetzt Halle abschreibt

Von Dirk Skrzypczak 27.09.2017, 10:00
Das einstige Vorzeige-Hotel Maritim am Riebeckplatz.
Das einstige Vorzeige-Hotel Maritim am Riebeckplatz. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Monika Gommolla kam mit einer klaren Botschaft nach Halle. Die Aufsichtsratsvorsitzende der Maritim GmbH traf sich nach MZ-Informationen in ihrem Hotel am Riebeckplatz mit Stadträten, um über den Standort zu sprechen. Die Maritim-Gruppe selbst wird das leerstehende Gebäude nicht mehr als Hotel betreiben.

Sie habe über die Jahre in Halle einen zweistelligen Millionenverlust eingefahren, erklärte Gommolla in der Runde. Entweder werde das Haus verkauft, oder man lasse es ungenutzt stehen. Die Maritim GmbH betreibt 47 Hotels in acht Ländern und ist ein Experte für große Kongresse.

Ex-Maritim-Hotel in Halle (Saale): Stadtrat soll am Mittwoch über Wiegands Pläne eines Kongresshotels entscheiden

„Ich bin zwar selbst nicht mit vor Ort gewesen, aber diese Informationen waren für uns sehr interessant“, sagte Bodo Meerheim, Fraktionsvorsitzender der Linken im Stadtrat, der MZ. Am Mittwoch soll der Stadtrat über die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Areal entscheiden, das als östliches Königsviertel beschrieben wird. In dem Papier wird die Fläche als Hotel- und Kongress-Standort festgeschrieben.

Wie die MZ aus den Fraktionen erfuhr, könnte das Thema vertagt werden. Meerheim hält das für sinnvoll: „Wir benötigen noch weitere Fakten. Und vom OB wollen wir wissen, ob er einen Investor hat.“

Maritim-Gesellschaft glaubt nicht an Potenzial eines Hotel- und Kongresszentrums in Halle (Saale)

Monika Gommolla wiederum hat offenbar keine Eile, das hat sie durchblicken lassen. Bis September 2018 läuft ihr Mietvertrag mit dem Land. Das Innenministerium hatte 2015 das Maritim als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Und obwohl seit März 2017 keine Migranten mehr in dem Objekt betreut werden, kassiert die Besitzerin weiter Miete. 5,5 Millionen Euro sind es in diesem, weitere drei Millionen Euro in 2018.

Dass sich der Riebeckplatz oder Halle generell als Standort für ein gehobenes Hotel mit angeschlossener Kongresszone eignet, glaubt Gommolla nicht - das gebe die Konkurrenz mit Leipzig aber auch Magdeburg in einem Radius von 100 Kilometern nicht her. Außerdem würde ein Neubau zwischen 60 und 80 Millionen Euro kosten und ließe sich wohl nicht kostendeckend betreiben.

Investor will ehemaliges Maritim-Hotel in studentisches Wohnheim umbauen

Das jetzige Maritim, 1966 gebaut, gilt aufgrund seiner kleinteiligen Zimmerstruktur als ungeeignet für einen weiteren Hotelbetrieb. Die Idee eines Uni-Tempels für studentisches Wohnen findet Gommolla aber interessant, ein Bauantrag wurde bereits bei der Stadt gestellt. Mit der Bankimmobilien GmbH steht ein Investor bereit, der 12,7 Millionen Euro als Kaufpreis zahlen will.

Das Maritim soll saniert und zu einer bislang einzigartigen Form des studentischen Wohnens entwickelt werden. Zudem wollen die Bankimmobilien den Saal erhalten - der sich mit bis zu 900 Plätzen auch für große Tagungen eignet. Offenbar können sich immer mehr Stadträte mit dieser Idee anfreunden, der Auftritt von Gommolla hat jedenfalls Wirkung gezeigt. „Das wäre definitiv besser, als letztlich dort eine Ruine stehen zu haben“, so Meerheim. (mz.)