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Straußenhof in Stichelsdorf  Straußenhof in Stichelsdorf : Der Fuchs wird immer frecher

10.12.2015, 09:58
Sabine Scholz präsentierte beim weihnachtlichen Hoftag den Besuchern ihre Vögel.
Sabine Scholz präsentierte beim weihnachtlichen Hoftag den Besuchern ihre Vögel. Jens Schlüter Lizenz

Stichelsdorf - Man mag es kaum glauben, aber der aus dem heißen Afrika stammende Vogel Strauß hält mühelos unseren winterlichen Wetterverhältnissen stand. Zumindest tagsüber, die Nacht verbringt er im Stall. Windzerzaust standen die Vögel auch jüngst auf dem Gelände des Straußenhofs Scholz in Stichelsdorf und beäugten neugierig die Besucher. Der letzte Hoftag in diesem Jahr wurde veranstaltet, mit Glühwein, Eierlikör vom Straußenei und Gegrilltem. Straußenfleisch natürlich, dessen Vorzüge ein geringer Cholesterin- und Fettgehalt sind.

Seit zehn Jahren schon betreibt Sabine Scholz ihre Farm. 40 Vögel gehören inzwischen dazu, angefangen hat sie mit Zuchttieren aus Sachsen und Mecklenburg sowie Küken aus Portugal. „Es gab damals hier keine zu kaufen.“ Straußenküken seien begehrt, auch die bei ihr geschlüpften könne sie allesamt verkaufen. Etwa 100 Stück seien es jedes Jahr. Aller zwei Tage, von März bis Ende August etwa, legen ihre Strauße ein Ei. In einer Kuhle, die vom Hahn gegraben wurde und jedes Jahr wieder genutzt wird. Die Eier werden allerdings von Sabine Scholz einkassiert und in einem Brutschrank verstaut.

„Wenn die Hennen selber brüten, legen sie keine Eier mehr.“ Nur die Eier, die gegen Ende der Saison gelegt werden, dürfen die Hennen behalten. Die Küken bleiben auf der Farm und werden nach gut einem Jahr geschlachtet. Noch drei Vögel sind in diesem Jahr dran, dann ist die Schlachtgruppe perdu. Bis zum nächsten Jahr. Weil zumindest Sabine Scholz von Anfang an klar ist, dass die letzte Stunde der Vögel mit der Bestimmung, einst als Steak oder Wurst zu enden, schon bald schlägt, gibt sie ihnen erst gar keine Namen.

Den Zuchttieren aber schon. „Igor“ heißt der älteste Hahn. Sechs Zuchtgruppen gehören zur Farm mit jeweils einem Hahn und zwei bis drei Hennen. Die Gruppen sind voneinander getrennt. „Jede hat ihr eigenes Revier. Wenn die Tiere geschlechtsreif werden, mit drei bis vier Jahren, verteidigen sie ihr Revier aggressiv. Auch die Weibchen.“ Und das ist dann nicht lustig.

Immerhin können die Vögel mit bis zu 80 Kilometern pro Stunde auf ihren Feind zurasen, und mit ihren 2,50 Metern Körperhöhe sind sie durchaus bedrohlich. Auch für den Menschen übrigens, wenn der zum Beispiel beim Eierklau erwischt wird. Deshalb sind zwischen Erde und Zaun, der die Gehege umgibt, etwa 40 Zentimeter Platz. Ein Strauß passt da nicht durch, ein Mensch auf der Flucht aber schon.

Die Strauße der Zuchtgruppen werden ihre Herrin bis zu deren Rentenalter begleiten. 30 bis 40 Jahre werden sie alt. Vorausgesetzt, sie werden nicht vorher vom Fuchs gemeuchelt. Zehn Küken in einer Nacht gingen in diesem Jahr verlustig, der Fuchs war in den Stall eingedrungen und frönte offenbar seinem Blutrausch. „Der tötet erst mal alle, die er kriegen kann“, sagt Sabine Scholz.

Das Problem scheint größer zu werden: „Die Füchse sind frech geworden“. Ein elftes Küken hat den Angriff mit einem abgebissenen Flügel bezahlt. Es hat überlebt und ist heute ein großer Vogel - nur „einarmig“ eben. Die Flügel brauchen die Tiere sowieso nicht unbedingt. „Nur zum Schönsein“, sagt Sabine Scholz, „und als Ruder beim Laufen“. (mz)