Staffelei statt Ware Staffelei statt Ware: So wird das einstige Xenos-Kaufhaus künftig genutzt

Halle (Saale) - Es gehört mit seiner farbigen Glasdecke und den drei Verkaufsetagen wohl mit zu den schönsten noch erhaltenen historischen Kaufhäusern der Stadt, und viele Hallenser werden sich an Einkaufserlebnisse im ehemaligen Xenos in der Großen Ulrichstraße erinnern, während Ältere vor allem den Namen „Schlesinger & Leonhardt“ mit dem Gebäude in der halleschen Innenstadt verbinden. Nun haben dort Studierende der Kunsthochschule Burg Giebichenstein ein Zuhause auf Zeit gefunden - zunächst für ein Semester.
Aufgrund von Corona: einstiges Xenos-Warenhaus wird zum Atelier für Burg-Studenten
„Um den derzeit gültigen Coronaanforderungen wie dem Mindestabstand gerecht zu werden und die Hygieneregeln einhalten zu können, haben wir für unsere Studierenden zusätzliche Atelier- und Arbeitsflächen angemietet“, erklärt Julia Kröpelin, Prodekanin Fachbereich Kunst und Professorin für Bildnerische Grundlagen/Zeichnung an der Kunsthochschule.
Und so finden sich auf den fast überall mit schützendem Papier ausgelegten drei Etagen des Kaufhauses Staffeleien, Computer- und andere Arbeitsplätze, an denen fast rund um die Uhr gezeichnet und geschnitten, fotografiert, gemalt und künstlerisch experimentiert werden kann - und auch wird.
Erstsemester-Studenten der Burg können im Kaufhaus frei frei und miteinander arbeiten
In sechs Gruppen arbeiten täglich jeweils zwölf Studierende der Fachrichtung Kunst während ihres Grundlagenstudiums an ihren Kunstwerken, bekommen Unterstützung und Hilfestellung von ihrem Lehrpersonal und tauschen sich - innerhalb ihrer jeweiligen Kohorte - untereinander aus. Tomomi Yoshizawa zum Beispiel ist eine der rund 70 Studierenden des Erstsemesters. Die junge Japanerin studiert in der Fachrichtung Schmuck und experimentiert mit Licht und Schatten.
Ihren Arbeitsplatz, an dem geknüpfte Wollfäden über einem Blatt Papier schweben, hat sich die Studentin individuell und praktikabel eingerichtet. „Wir können hier sehr gut frei und trotzdem gemeinsam arbeiten“, freut sich Tomomi Yoshizawa. Raum zum Arbeiten, aber auch die Möglichkeiten zum kreativen Dialog miteinander - das begeistert auch Hannah Götschel, Martha Cuber und Ina Panknin. Nicht jeder habe zu Hause so viel Platz, um kreativ zu arbeiten, sagt etwa Hannah Götschel, die aus München an die Burg gekommen ist und Keramik studiert.
Kaufhaus nicht nur akzeptable Alternative, sondern auch Raum für Inspiration, Austausch und Motivation
Und auch Kunst-Lehramtsstudentin Ina Panknin, in Stendal zu Hause, lobt das großzügige Angebot der Hochschule. „An der Unterburg, wo der Fachbereich Kunst sein Domizil hat, gibt es zwar hervorragend ausgestattete Ateliers und Werkstätten“, so Zwaantje Beer, Studentin der Bildhauerei im siebten Semester und Tutorin. Doch derzeit könne dort der Abstand für Studierende und Lehrkräfte nicht gewährleistet werden, so dass das Kaufhaus nicht nur eine akzeptable Alternative, sondern dank der Sichtbarkeit der Studierenden untereinander auch kreative Inspiration, Austausch und Motivation biete.
Gleiches gilt übrigens auch für den am Neuwerk beheimateten Fachbereich Design. Dort hatte Klaus Michel, Prodekan und Professor für Innenarchitektur an der Burg, bereits im Sommer die Schaffung von zusätzlicher Arbeitsfläche für die rund 100 Design-„Erstis“ angeregt. „Jetzt haben wir vier Container à 120 Quadratmeter für Seminare und noch einmal vier Container mit jeweils 60 Quadratmetern mit einfacher Werkstattausrüstung zur Verfügung“, so Michel. Die zentralen Werkstätten am Neuwerk indes können weiterhin nach einem getakteten Zeitplan genutzt werden - von jeweils maximal 20 Studierenden zeitgleich. (mz)