1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Stadtteil Nördliche Innenstadt: Stadtteil Nördliche Innenstadt: Historische Bauwerke schmiegen sich um die Altstadt

Stadtteil Nördliche Innenstadt Stadtteil Nördliche Innenstadt: Historische Bauwerke schmiegen sich um die Altstadt

Von Katja Pausch 05.06.2018, 05:00
Lieblingsort mit Rosen: Stadtführerin Beate Krauße vor dem Gebäude der Leopoldina
Lieblingsort mit Rosen: Stadtführerin Beate Krauße vor dem Gebäude der Leopoldina Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Aufzählung liest sich wie das „Who is Who“ der Kultur und Wissenschaft: Der Stadtteil mit dem etwas holprigen, wenig romantischen Namen „Nördliche Innenstadt“ kann wohl die meisten und zum Teil auch die ältesten und schönsten Gebäude vorweisen, die Halle als kulturelles und wissenschaftliches Zentrum ausmachen.

Halle hat mehr als 60 Stadtteile, Viertel und Stadtquartiere. Wir stellen alle vor: hier „Nördliche Innenstadt“

Angeschmiegt an den nördlichen Teil der Altstadt und begrenzt durch die Straßen der Klaustorvorstadt, durch Moritzburgring, Mühlweg und Universitätsring, durch Joliot-Curie-Platz, Hansering, Franckestraße und Riebeckplatz, durch Volkmann- und Berliner Straße und die Ludwig-Wucherer-Straße (vom Hallenser gern liebevoll Lu-Wu genannt), liegen auf dem Areal so bedeutende Bauten wie die Moritzburg und der Dom, die Leopoldina und die Oper und auch das altehrwürdige Steintor-Varieté.

Stadtpark, Stadtgottesacker und Botanischer Garten als grüne Hotspots

Das sind allerdings längst nicht alle, denn auch mehrere Gebäude der Martin-Luther-Universität, darunter die bis in die Nachtstunden von Studenten besuchten Universitäts- und Landesbibliothek in der August-Bebel-Straße, gehören dazu. Und: Auch wenn man es nicht glauben mag - das Viertel ist trotz seiner dichten Bebauung schön grün: Stadtpark, Stadtgottesacker und der Botanische Garten sind sozusagen die grünen Hotspots der nördlichen Innenstadt.

Eine, die sich mit dem Stadtviertel und seinen zahlreichen historischen Bauten besonders gut auskennt, ist Beate Krauße. Seit 2011 ist die gebürtige Hallenserin selbstständig: als „Geprüfte Gästeführerin Sachsen-Anhalts“. Der klassische Altstadtbummel, den sie neben vielen anderen Touren durch die Stadt in ihrem Programm hat, ist der beliebteste. Kein Wunder: Auf der am Markt beginnenden und in nördliche Richtung führenden Route bekommen Besucher einen kleinen Überblick zu den wichtigsten Plätzen, Personen und Gebäuden der Stadt.

Stadtführerin: „Die Moritzburg gehört auf jeden Fall zu den Highlights“

„Eineinhalb Stunden dauert die Führung, die reichen natürlich längst nicht für alles“, weiß Beate Krauße. Doch sie würden Lust auf mehr machen. „Nach fast jeder Stadtführung sagen die Leute: Das hätten wir nicht erwartet! Hier kommen wir auf alle Fälle noch mal her“, fasst die 49-Jährige die Begeisterung über Halle in Worte.

Doch was ist es, was die Leute begeistert? „Die Moritzburg gehört auf jeden Fall zu den Highlights“, so Beate Krauße - auch wenn es manchmal geteilte Meinungen zur Verbindung von Historie und Moderne an der einstigen Residenz der Magdeburger Erzbischöfe gibt. Denn von 2005 bis 2008 wurden Nord- und Westflügel des wohl imposantesten, ab 1484 errichteten Bauwerks Halles nach Plänen der Architekten Enrique Sobejano und Fuensanta Nieto erweitert und ausgebaut.

Rundum aufwendig sanierte Gebäude noch aus DDR-Zeiten

Auch der unweit gelegene Dom, seit einiger Zeit endlich ganzjährig für Besucher zugänglich, sei begehrtes Besuchsobjekt. Allerdings sei er bei vielen Hallensern kaum im Bewusstsein: „Wenn Gäste von außerhalb nach dem Weg zum Dom fragen, antworten Hallenser oft mit der Gegenfrage: Was, Halle hat einen Dom?“, erzählt Beate Krauße.

Vor der Leopoldina indes gebe es vor allem bei Gästen, die früher in Halle studiert oder gewohnt haben, große Augen. Das soll das ehemalige „Tscherny-Haus“ sein? Viele Gäste würden das inzwischen rundum aufwendig sanierte Gebäude noch aus DDR-Zeiten kennen - so auch Beate Krauße, die den Anblick des grauen, tristen Baues noch im Gedächtnis hat.

Leopoldina-Gebäude hat eine lange Geschichte

Dabei hat das Leopoldina-Gebäude eine lange Geschichte: Das Gelände, auf dem das Hauptgebäude steht, wurde im 16. Jahrhundert als schützender Wall um den Nordteil der Moritzburg aufgeschüttet. Darauf ließ Herzog August von Sachsen im 17. Jahrhundert ein Jagdhaus errichten - heute noch erkennbar am Namen „Jägerberg“. 1792 erwarb die Freimaurerloge „Zu den Drei Degen“ das Grundstück. Es wurden Konzerte, Bälle und Feste veranstaltet.

In der Zeit des Nationalsozialismus übertrug die Loge das Anwesen unter dem Druck der Nazis auf die Stadt Halle. Nach Kriegsende nutzte zunächst die sowjetische Militäradministration das Gebäude als Kulturhaus, ab 1952 war es Hörsaalgebäude der halleschen Universität und erhielt nach dem russischen Philosophen und Schriftsteller den Namen Tschernyschewskij-Haus.

1998 erhielt die gemeinnützige Weltkugelstiftung als Rechtsnachfolgerin der Loge das Grundstück zurück. Nachdem das Gebäude seit 2001 leer stand, konnte es die Leopoldina im Jahr 2009 von der Stiftung erwerben. Heute nun gehört das „Weiße Haus“ von Halle in seiner ganzen Pracht zu den schönsten Gebäuden der Stadt - und ist wie viele andere weit mehr als einen Stadtrundgang wert. (mz)