Stadtteil "Deutsche Bahn" Stadtteil "Deutsche Bahn": Der Mann an den Gleisen

Halle (Saale) - Er ist für einen Abschnitt der größten Baustelle Deutschlands verantwortlich und kann sich doch auch über kleine Erfolge freuen. Vermeintlich kleine. Denn angesichts dessen, was seit 2013 auf der Riesenbaustelle der Deutschen Bahn mit dem etwas sperrigen Namen VDE 8 - Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 - geleistet wird, erscheint die neu gebaute Unterführung am Birkhahnweg zwar manchem vielleicht kaum der Rede wert.
Halle hat mehr als 60 Stadtteile, Viertel und Stadtquartiere. Wir stellen alle vor: hier „Deutsche Bahn“
Doch für viele Hallenser ist die Möglichkeit, gefahrlos über das komplett neu gestaltete Gleis-Areal am ehemaligen, bald abgerissenen Stellwerk AS nordöstlich des Güterbahnhofs zu gelangen, immens wichtig. Schließlich stellt der Tunnel - zumindest für Fußgänger und Radfahrer - künftig die schnellste Verbindung zwischen Halle-Ost und der Frohen Zukunft her und ist auch Teil des Radwanderwegenetzes der Stadt Halle.
Bauüberwachung des gesamten Um- und Neubaus des halleschen Verkehrsknotenpunktes in Halle
Und so ist es für Bauingenieur Ronald Kaiser, dem die Bauüberwachung des gesamten Um- und Neubaus des halleschen Verkehrsknotenpunktes seit Baubeginn 2013 obliegt, eine große Freude, das Ende der zweijährigen Bauarbeiten am Birkhahnweg verkünden zu können. Zwar dürfen jetzt schon Fußgänger und Radfahrer die modern und barrierefrei gestaltete Unterführung passieren und tun dies auch, doch offiziell ist es erst im Juni so weit.
Bis dahin werden noch „Restarbeiten“ erledigt: Ein Geländer wird angebracht, Schallschutz und letzte Arbeiten folgen, bevor die Bauleute - die allerdings im August noch das 1920 erbaute und dank moderner elektronischer Stellwerkssteuerung nun nicht mehr benötigte Stellwerk AS abreißen - endgültig abrücken. Sicher zur Freude der Anlieger, denn die hatten in den vergangenen zwei Jahren auf diesem Teilstück des Großprojekts der Deutschen Bahn große Einschränkungen und Belastungen hinzunehmen.
Ronald Kaiser: „Wir möchten uns für die Geduld der Anwohner am Birkhahnweg bedanken“
„Wir möchten uns für die Geduld der Anwohner am Birkhahnweg bedanken“, sagt denn auch Ronald Kaiser, der über den gesamten Zeitraum mit den Bewohnern rund um Stellwerk AS in gutem Kontakt war. „Bald wird’s ruhiger“, verspricht der Bauleiter, dem der hohe Lärmpegel und die Behinderungen, den seine Bautrupps baubedingt verursacht haben, wohl bewusst ist.
Doch nicht nur am Birkhahnweg geht das von Nürnberg bis Berlin über insgesamt 500 Kilometer Streckenlänge führende Projekt VDE 8 in die letzte, heiße Phase. Schließlich konnte Ende vergangenen Jahres der Knoten Halle dank einer kompletten Runderneuerung des gesamten Gleissystems an das schnelle Netz angeschlossen werden. Nunmehr sind hier Züge mit bis zu 300 Stundenkilometer unterwegs - die Ein- und Ausfahrtgeschwindigkeit am Knoten Halle hat sich von teilweise 40 (wie am Birkhahnweg) auf 80 bis 160 Stundenkilometer erhöht.
Knoten Halle: 50 Kilometer Gleise neu verlegt, 200 Weichen eingebaut und neun Brücken saniert oder gebaut
Allein am Knoten Halle wurden, so Kaiser, auf einer Bauabschnittslänge von über neun Kilometern Gleise mit einer Gesamtlänge von rund 50 Kilometern neu verlegt, 200 Weichen eingebaut und neun Brücken saniert oder gebaut. Und nicht nur Eisenbahn-Fans verfolgen seit 2014 vom Beobachtungspunkt Berliner Brücke die Fortschritte beim Entstehen der neuen Zugbildungsanlage (ZBA) - dem ehemaligen Güterbahnhof. Seit 1889 bereits verfügt Halle über eine Zugbildungsanlage, die als zweiseitiges Rangiersystem mit über 40 Richtungsgleisen gebaut wurde.
Aufgrund von Alter und Abnutzung müssen nun sämtliche Gleisanlagen und alle technischen Anlagen erneuert werden: mehr als 130 Weichen und 42 Kilometer Gleise. „Künftig wird die ZBA aus einer Einfahrgruppe mit acht Einfahrgleisen, einem Ablaufberg und 36 Richtungsgleisen bestehen“, sagt Kaiser. Alle Richtungsgleise werden mit vollautomatischer Bremstechnik ausgerüstet. Arbeitsrichtung der Anlage, die mit neuester Zugbildungstechnik ausgestattet wird, ist von Nord nach Süd. Zwei Elektronische Stellwerke regeln dann Ein- und Ausfahrt sowie den Ablaufbetrieb. Wenn die Zugbildungsanlage im Juni in Betrieb genommen wird, zählt sie zu den modernsten Anlagen des schienengebundenen Güterverkehrs in Europa. (mz)