Stadtparteitag Stadtparteitag: Linke in Halle will der AfD Paroli bieten

Halle (Saale) - Swen Knöchel sitzt beim Stadtparteitag der Linken in der dritten Reihe, und sein Gesicht spricht Bände. "Es geht mir den Umständen entsprechend", sagt der Politiker, der nach einem Zerwürfnis mit dem Landes- und Fraktionsvorstand am Freitag als Chef der Linken-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt zurückgetreten war.
Der Parteitag am Samstag im Neustädter Kulturtreff ist für den Hallenser Knöchel Balsam auf die offenen Wunden. Er habe viel Zuspruch erhalten, meint der 44-Jährige. Aufmunternde Worte kommen von der Bundestagsabgeordneten Petra Sitte. "Ich habe auch mal Scheiße gebaut, aber den Rückhalt der Partei gehabt. Und die Partei steht hinter Dir."
Personell setzt die Linke in Halle auf Kontinuität statt Grabenkämpfen um Machtpositionen. Marianne Böttcher (53), Bibliotheksassistentin, wird mit großer Mehrheit als Vorsitzende im Amt bestätigt. Auch ihre Stellvertreter Matthias Bode (35) und Dirk Gernhardt (32) sowie Schatzmeisterin Jana Bauermann (48) kommen souverän durch die Wahl.
Linke in Halle: Kein Gegenkandidat für ehrenamtliche Posten
Gegenkandidaten für die ehrenamtlichen Posten hatte es nicht gegeben. "Ich freue mich über das klare Votum und sehe mich in der Arbeit der vergangenen zwei Jahre bestätigt." Zeit zum Durschnaufen nach Landtags- und Bundestagswahlen hat die Linke wie andere Parteien nicht. 2019 werden in Halle Stadtrat und Oberbürgermeister neu gewählt. "Wir werden unverzüglich ein Wahlprogramm erarbeiten und nach geeigneten Kandidaten suchen. Je eher wir damit anfangen, umso gründlicher können wir sein", sagt Böttcher.
Ob Bodo Meerheim, Fraktions-Chef im Stadtrat, als Herausforderer für Amtsinhaber Bernd Wiegand (parteilos) antreten wird, lässt sie offen. Meerheim scheint nicht abgeneigt zu sein, das hatte er im Sommerinterview mit der MZ durchblicken lassen. "Diese Diskussion kommt zu früh. Erst zählen die Inhalte. Wir müssen sagen, wofür wir in Halle stehen. Erst danach werden wir schauen, welche Leute dafür geeignet sind", meint die Vorsitzende.
Stadtpartei in Halle: Linke will Vertrauen zurückgewinnen
Natürlich spielt auf dem Stadtparteitag auch die Bundestagswahl eine Rolle. 19,9 Prozent hatte die Linke bei den Zweitstimmen eingeholt und war damit hinter der CDU zweitstärkte Kraft geworden - vor der AfD. Mit der AfD werde und müsse man sich inhaltlich auseinandersetzen, betonten sowohl Sitte als auch Böttcher.
Einen Rechtsruck der Linken, etwa in der Flüchtlingsfrage, werde es nicht geben. "Die CDU in Sachsen ist am weitesten rechts und hat dennoch gegen die AfD verloren. Positionen der AfD besetzen zu wollen, bringt nichts", so Sitte. Böttcher wiederum mahnt, dass auch die Linke nicht nur Stimmen an die AfD verloren habe, sondern auch Vertrauen. Um das zurückzugewinnen, müsse man mit linken Inhalten auf die Menschen zugehen, direkte Gespräche suchen. Das gelte in Halle vor allem für die Neustadt, die Silberhöhe und die Neustadt. (mz)