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Städtische Vermieter Städtische Vermieter: Die Wut am Waldrand von Halle wächst

Von Jan Möbius 30.10.2013, 09:05

Halle (Saale)/MZ - Der halleschen Rathausspitze und der kommunalen Wohnungsgesellschaft GWG bläst ein rauer Wind aus dem Nordwesten der Saalestadt entgegen. In Dölau haben sich etliche Anwohner zur Bürgerinitiative „Heideschlösschen“ zusammengeschlossen. Sie protestieren gegen ein großes Bauprojekt der GWG auf dem Gelände des ehemaligen Ausflugslokals mitten im alten Ortskern nahe der Dölauer Heide. Wie groß die Wut der Anwohner am halleschen Stadtrand ist, zeigte sich auf einer Bürgerversammlung am Montagabend.

HFC-Präsident als Moderator

GWG und Stadtverwaltung hatten sich als Moderator den HFC-Präsidenten Michael Schädlich ins Boot geholt. Doch selbst der hatte große Mühe, die Bürgerversammlung in geordneten Bahnen zu halten. Schon zu Beginn, als Uwe Beele vom Stadt-Planungsbüro H+B das Projekt und die Gestaltung aus der Hand des halleschen Architekten Uwe Graul vorstellen wollte, kochten die Emotionen hoch. Mit Zwischenrufen und einer Trillerpfeife wurde der Vortrag immer wieder unterbrochen. Von schlechtem Stil sprach Beele nach nur wenigen Minuten sichtlich angespannt. Moderator Schädlich sprang dem Planer zur Seite: „Trotz aller Emotionen bitte ich darum, nicht beleidigend zu werden.“

Die GWG will im historischen Ortskern am Heiderand viergeschossige Mehrfamilienhäuser mit mehr als 50 Wohneinheiten und einem Tiefgaragenkomplex bauen. Die Höhen der einzelnen Gebäude variieren zwischen neun und zwölf Metern. Grund genug für die Bürgerinitiative, auf die Barrikaden zu gehen. Die neuen Häuser würden ortsunüblich groß sein, an Neustädter Plattenbauten erinnern und den dörflichen Charakter Dölaus zerstören. Doch nicht nur die Ausmaße der Gebäude sorgen für Ärger. Weil 60 Prozent der Grundstücksfläche zwischen dem Heideweg und der Straße Am Waldrand bebaut werden, befürchten die Anwohner zudem, dass über den kleinen Hechtgraben abfließendes Regenwasser für Überschwemmungen sorgen könnte.

Wegen der üppigen Bebauung sinkende Grundstückspreise, zunehmende Parkplatznot durch die steigende Verkehrsbelastung rund um das Baugebiet und die ohnehin bereits überfüllte Schule waren weitere Sorgen, die die Dölauer umtrieben. Es würden Tatsachen geschaffen und Lügen verbreitet, waren einige der Vorwürfe an Stadt und GWG. Dem Unternehmen wirft die Bürgerinitiative fehlende Sensibilität bei der Planung vor. Kurzfristiger Kommerz würde vor Integration stehen. Die Langzeitfolgen derartiger Bauwut für die Gemeindestruktur seien unabsehbar, argumentierte Projekt-Gegnerin Cornelia Gerlieb. „Für mich war die Debatte bei allen Emotionen durchaus konstruktiv. Man muss die Sorgen auch mal loswerden. In Neustadt reißt man solche Häuser ab, hier will man sie neu bauen.“ Gerlieb kündigte weitere Aktionen gegen das Vorhaben an.

Projekt ist erst in einer frühen Phase

Halles Baudezernent Uwe Stäglin wies zurück, dass bereits Tatsachen geschaffen würden. „Wir kommen nicht mit einer Vorzugsvariante. Die Hinweise, auch aus den 70 bereits eingegangenen Zuschriften, werden wir analysieren. Sie fließen in die Planungen mit ein.“ Stäglin wies auch darauf hin, dass sich das Projekt erst in einer frühen Phase der Vorplanung befinde. Über den Bebauungsplan müsse der Stadtrat abstimmen. Erst dann bestehe überhaupt Baurecht.