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  7. Geschichte Halles: Als die Stadt noch Venedig war, floss die Saale am Hallorenring und am Knoten 46

geschichte der Stadt Als Halle noch Venedig war, floss die Saale am Hallorenring und am Knoten 46 

Viele Hallenser wissen nicht, dass es in Halle vor langer Zeit einmal eine - später unterirdische - Wasserstraße entlang des Hallorenrings gab. Unterirdisch? Wasserstraße? Wir klären auf, was es damit auf sich hat und warum man heute am Knoten 46 sogar unbewusst über die Saale fährt.

Von Katja Pausch Aktualisiert: 07.06.2024, 16:00
Als die Gerbersaale noch zur Gänze sichtbar war: Bereits vor mehr als 100 Jahren wurde der Saalearm nahezu komplett überbaut. Heute ist von ihr nur noch ein Teil an der Klausbrücke zu sehen.
Als die Gerbersaale noch zur Gänze sichtbar war: Bereits vor mehr als 100 Jahren wurde der Saalearm nahezu komplett überbaut. Heute ist von ihr nur noch ein Teil an der Klausbrücke zu sehen. Foto: Archiv

Halle/MZ. Am Glauchaer Platz, wo heutzutage hunderte Autos täglich den sogenannten Knoten 46 überqueren, floss einst die Saale. Genauer gesagt die Gerbersaale. Von dieser ist heute noch ein Teil an der Klausbrücke zu sehen.

Der von Süden kommende Saalearm ist jedoch vor über 100 Jahren komplett überbaut worden. So gut, dass es heute kaum noch vorstellbar ist, dass sich entlang des heutigen Hallorenrings, vorbei an Moritzkirche und ehemaligem Polizeipräsidium, einst ein Fluss seinen Weg durch die Stadt bahnte.

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Unterirdische Wasserstraße von Halle wurde zubetoniert

Heute jedoch ist der Flusslauf zubetoniert. Zu verdanken haben die Hallenser dies dem expandierenden städtischen Gemeinwesen um die Jahrhundertwende.

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Nachdem der zweite Marktplatz von Halle - der von Akazien umsäumte Hallmarkt - um 1888 als Handelsplatz für die Bauern der Umgebung fertiggestellt worden war, mussten neue Verkehrswege zwischen Mansfelder Raum und dem südlichen Teil der Stadt erschlossen werden.

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Die damalige Stadtverwaltung entschloss sich deshalb, zwischen Klausbrücke und Moritzzwinger eine neue Straßenverbindung zu bauen. Dazu musste die Hallsaale kanalisiert werden.

Vor über 100 Jahren war die Wasserstraße von Halle noch gut sichtbar.
Vor über 100 Jahren war die Wasserstraße von Halle noch gut sichtbar.
Foto: Archiv

Unterirdische Wasserstraße in Halle: Hunderte Tonnen Schlamm und Unrat abtransportiert

Nach Entwürfen von Oberingenieur Robert Bacher und des Stadtbaurates Ewald Genzmer wurde am 1. Juli 1895 mit der Übertunnelung des Saalearms begonnen. Mit Handkarren, so belegen Quellen des halleschen Stadtarchivs, mussten mehrere hundert Tonnen Schlamm und Unrat aus dem Saalearm abgefahren werden, ehe der acht Meter breite und 4,10 Meter hohe Kanal ausgemauert werden konnte.

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Dabei wurden auch bis zu 1,50 Meter breite Reste der Stadtmauer beseitigt. Nach eineinhalbjähriger Bauzeit konnte am 24. Dezember 1897 die neuerbaute Straße, die 1899 den Namen Hallorenstraße erhielt, dem Verkehr übergeben werden. Darunter jedoch floss weiter die Gerbersaale. Ende der 60er Jahre, als man mit dem Bau der Hochstraße begann, wurde das Flussbett in südlicher Richtung weitgehend trocken gelegt.

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Zusammenhang zwischen Straßenbahn von Halle und unterirdischem Fluss

Bereits vor über 100 Jahren wurde auf der Hallorenstraße zugleich eine Straßenbahnlinie eingerichtet, die den Hauptbahnhof über Moritzzwinger mit der Mansfelder Straße verband. Und auch heute gibt es einen Zusammenhang zwischen Straßenbahn und Fluss: Weil das Gewölbe über der Saale bisher zwar den Straßenverkehr "ertragen" hat, aber nicht die neue Trasse der Straßenbahn, wurde bis zum Februar 2003 das alte Gemäuer unter der Fahrbahn abgerissen und der Morast unter dem verkehrsreichen Platz abgetragen.