Stadt stoppt Abriss der alten Brauerei

Halle/MZ. - Eine Nachricht löste am Mittwoch Geschäftigkeit in der Stadtverwaltung aus: "Die alte Brauerei in der Glauchaer Straße wird abgerissen!" Anwohner wie Christian Rathey und Bärbel Grube waren äußerst aufgebracht. "Geht das denn so einfach, diese Industriebauten stehen doch unter Denkmalschutz?" fragten sie.

"Wir haben den Abriss nicht genehmigt, was da passiert, ist illegal", hieß es in der Verwaltung auf MZ-Anfrage. Das Bauordnungsamt verhängte "mündlich an Ort und Stelle einen Baustopp". Der verhallte offenbar ungehört. Die beiden Bagger setzten den Abriss fort. Stadtsprecher Klaus Pankow: "Der Münchner Investor wurde von der Behörde informiert, dass wir das Gelände versiegeln. Der Mann erklärte, alles sei ein Missverständnis, und er werde selbst die Baufirma informieren."

Der Münchner Investor ist Sindel Weiner. Er hatte 2001 das denkmalgeschützte Ensemble der ehemaligen Meisterbräu-Brauerei gekauft. Nach eigenen Worten plante er gehobenen Wohnungsbau auf 12 000 Quadratmetern, eine Tiefgarage mit 200 Stellplätzen, ein Schwimmbad und Fitness-Center sowie Boots-Anlegeplätze zur Saale hin. "Ich stelle mir eine Stadt in der Stadt vor", hatte Weiner gegenüber der MZ erklärt. Halle sei eine schöne Stadt und die Lage der Brauerei an der Saale phantastisch. Ähnliche Projekte habe er bereits in Berlin und Dresden umgesetzt. Er wolle keine Luftschlösser bauen, sei Realist. Das hatte Weiner im Jahr 2001 gesagt.

Der Bayer ist in Halle nicht gänzlich unbekannt. Von ihm stammt das Konzept für die Umgestaltung des Brauereilagers in der Torstraße zu einem Einkaufspark, in dem unter anderem Rewe einzog.

Das Motiv für den illegalen Abriss der Brauerei in der Glauchaer Straße "ist uns nicht bekannt", so Stadtsprecher Pankow. Eine Stellungnahme dazu war am Mittwoch von Investor Weiner nicht zu bekommen. Er war trotz mehrfacher Bemühungen der MZ weder in Halle noch in München erreichbar.

Mit der Versiegelung des Brauereigeländes ist der Abriss gestoppt. Nun werden wohl die Juristen zum Zuge kommen. Das Schicksal der alten Industriebrache steht offenbar in den Sternen.