Spielhallenbetreiber fälschen und manipulieren Spielhallenbetreiber fälschen und manipulieren: Aus dem Las Vegas in den Roten Ochsen

Halle (Saale) - 19 Verhandlungstage hatten Hardi W. und sein älterer Bruder Ahmed geschwiegen. Doch dann, als das Urteil gegen die beiden Betrüger näher rückte, schoben sie sich gegenseitig die Schuld zu - zumindest versuchten sie es. Mindestens zehn Jahre sollen die beiden Männer Abrechnungen aus ihrer Spielhalle „Las Vegas“ gefälscht, Stadt und Finanzamt um rund 1,2 Millionen Euro betrogen haben.
Vor dem Landgericht in Halle gab es dafür die Quittung. Hardi W. soll für sechs Jahre ins Gefängnis, Bruder Ahmed für fünf Jahre. Staatsanwalt Norbert Hartge wertet die Entscheidung als Erfolg, auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist: „Da steckt viel Fleißarbeit dahinter. Es war ein Pilotverfahren für Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft.“
Kopf der kriminellen Machenschaften
Die beiden Täter, von denen Hardi W. (41) als Kopf der kriminellen Machenschaften gilt, obwohl Ahmed als Geschäftsführer eingesetzt war, hatten Umsatznachweise ihrer Spielautomaten manipuliert. Die Automaten haben Kassenbons, die den Geldfluss der Spieler dokumentieren. Anhand dieser Daten müssen die Spielhallen-Betreiber ihre Steuern zahlen. „Die Angeklagten hatten die digitalen Informationen aus den Automaten auf einen Stick gespielt, am Computer verändert und letztlich neue Kassenbons erstellt“, sagt Hartge.
Ihren Umsatz rechneten sie deutlich herunter und machten damit fleißig Kasse. Unter anderem bekam die Schwester der Brüder, die in Hannover an einer Supermarktkasse sitzt, drei Grundstücke geschenkt - die sie beim Fiskus nicht angegeben haben soll. Ihr droht daher ein separates Verfahren. Aber auch den beiden Betrügern ging es gut. Bei zwei Hausdurchsuchungen stellten die Ermittler rund 300.000 Euro an Bargeld sicher.
Justiz übt Kritik an der Stadt Halle
Sollte das Urteil rechtskräftig werden, ist die Aufarbeitung noch nicht vorbei. So müssen die Beschäftigten der Spielhalle mit Konsequenzen rechnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Falschaussage vor - im Hauptverfahren gaben sie an, nicht zu wissen, wer der Chef der Spielhalle sei. Gegen Hardi W. läuft zudem ein Ermittlungsverfahren wegen bewaffneten Drogenhandels.
Kritik übt die Justiz an der Stadt Halle. Dass in der Spielhalle nicht alles mit rechten Dingen zuging, hätte die Stadt erkennen können - wenn sie sich intensiv mit den Abrechnungen der beiden Brüder auseinandergesetzt hätte. (mz)