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Nach drei Jahren Sanierungsarbeiten Spielehaus in Halle ist wieder eine Treff für Zocker und Gesellige

Eine einstige Scheune ist seit fast 30 Jahren ein Eldorado für Freunde der Geselligkeit. Nun ist das historische Gebäude saniert und wieder offen. Wird denn angesichts zahlloser Computerspiele überhaupt noch gespielt? Was sich verändert hat.

Von Katja Pausch Aktualisiert: 13.07.2021, 16:58
Das Spielehaus in den Franckeschen Stiftungen ist wieder offen: Mitgründer  Paul Zaprasis und Katja Lehmann haben rund 700 Spiele zur Auswahl.
Das Spielehaus in den Franckeschen Stiftungen ist wieder offen: Mitgründer Paul Zaprasis und Katja Lehmann haben rund 700 Spiele zur Auswahl. Fotos: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Für Generationen von Hallensern ist dieses Gebäude in den Franckeschen Stiftungen Anlaufpunkt in Sachen Geselligkeit und Zeitvertreib - aber auch in Sachen Bildung und Begegnung. Denn im Spielehaus in der einstigen Scheune in der historischen Schulstadt Franckes treffen Menschen ganz verschiedener Herkunft und kultureller Prägung aufeinander und verbringen Zeit zusammen. Drei Jahre lang war das Spielehaus wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen und ein Treff nur in einem kleinen Ausweichquartier möglich - nun aber lädt das Team um Spielehaus-Chef und -Mitgründer Paul Zaprasis wieder alle Spielbegeisterten in die alten, neugestalteten Gemäuer ein.

Mit Spielhaus in Halle Vielfalt der Spiele aus aller Welt und deren kulturellen Hintergründen für anderen zugänglich machen

Gestartet war der Verein, der sich Anfang der 1990er-Jahre gegründet hat, zum ersten Lindenblütenfest 1993. „Wir waren eine Handvoll Leute, die sich nach der Wende getroffen haben und gemeinsam die Welt der Spiele für sich entdeckt hatten“, erinnert sich Paul Zaprasis. Damals wollte man den internationalen Spielegedanken, die Vielfalt der Spiele aus aller Welt und deren kulturellen Hintergründen auch anderen zugänglich machen.

„Und wir wollten mit Hilfe der Spiele andere Länder kennenlernen“, so Zaprasis. Auf der Suche nach Räumen für ihren Verein fanden die jungen Leute im ersten Stiftungsdirektor Paul Raabe, der von 1992 bis 2000 im Amt war und dem maßgeblich der Wiederaufbau der Stiftungen zu verdanken ist, einen begeisterten Befürworter der Welt und Kulturen verbindenden Spiele-Idee. Und so konnte der junge Verein in die alte, leerstehende Scheune einziehen.

Hallenser haben im Lockdown Spiele gespendet, um Verein zu helfen

Wie viele Spiele anfangs in den selbstgebauten Regalen standen, wissen Paul Zaprasis und Katja Lehmann, ebenfalls von Anfang an dabei und im Laden die Spiele-Expertin schlechthin, nicht mehr genau. „120 bis 200“, schätzt Katja Lehmann. Heute sind es rund 700 - „wir mussten inzwischen eine Garage anmieten, um alle unterzubekommen“, so die Hallenserin begeistert. Natürlich würden Spiele auch aussortiert oder ergänzt. „Da können im Lauf der Jahre schon mal Karten abgegriffen sein oder Spielfiguren fehlen“, sagt sie. Während der Lockdowns, in dem kein Spielbetrieb möglich war, hätten viele Stammgäste gespendet, um dem Verein zu helfen. „Dadurch konnten wir dankenswerterweise den Bestand aufstocken“, so Katja Lehmann.

Neben etlichen Spielklassikern wie die allseits bekannten Brett- und Kartenspiele haben Zaprasis und Lehmann Neuerscheinungen aller Art und für alle Nutzergruppen im Angebot - zum Spielen vor Ort als auch zur Ausleihe. „Eine abendliche Spielerunde will natürlich etwas anderes spielen als eine Familie oder Großeltern mit ihren Enkelkindern“, weiß Spiele-Expertin Lehmann, die für Gäste stets einen Tipp parat hat - sowohl was Neuheiten angeht als auch dazu, welches Spiel für wen gut passt.

Spiele-Expertin Katja Lehmann sortiert neue Spiele ins Regal
Spiele-Expertin Katja Lehmann sortiert neue Spiele ins Regal
(Foto: Silvio Kison)

Wird denn angesichts zahlloser Computerspiele überhaupt noch gespielt?

Neben länderspezifischen Spielen wie „Carrom“, eine Art „Finger-Billard“ aus dem indisch-pakistanischen Kulturkreis, Bohnenspiele mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen aus Afrika oder auch alten deutschen Spielen wie „Himmel und Hölle“ oder das beliebte „Gänsespiel“ gibts im Spielehaus auch manch Eigenkreation, die eigens für bestimmte Anlässe gebaut oder gar getöpfert worden ist.

Im Jahr der Mathematik, gleichzeitig Maya-Jahr, wurde zum Beispiel ein Spiel der Maya quasi wie „Lebend-Schach“ aufbereitet. „Für das Themenjahr der Stiftungen hatten wir anfangs der Jahrtausendwende ein Spiel passend zum Thema Religion gesucht - und sind mit dem uralten ,Schlange und Reiter‘ fündig geworden“, erzählt Katja Lehmann, die weiß, dass kooperative Spiele, die ein Mit- statt ein Gegeneinander verlangen, im Kommen sind.

Wird denn angesichts zahlloser Computerspiele überhaupt noch gespielt? „Na klar“, sagt Paul Zaprasis. Das Spielen, das unersetzliche Gemeinschaftserlebnis und auch das Haptische eines echten Spiels werde es immer geben, davon ist auch Katja Lehmann überzeugt. Das gut gefüllte Spielehaus an fast allen Nachmittagen gibt den beiden Recht.

Spielehaus mit Café, Mo.-Fr. 15 bis 24 Uhr, Sa. 16 bis 24 Uhr, So geschlossen.