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100.000-Euro-Erbschaft Spende an den Katzenschutzverein in Halle (Saale) : Erbschaft wird nicht ausgezahlt

Von Silvia Zöller 27.11.2016, 20:53
Christine Kaiser ist Vorsitzende des Katzenschutzvereins Halle.
Christine Kaiser ist Vorsitzende des Katzenschutzvereins Halle. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Die Nachricht hatte Anfang des Jahres für Aufsehen gesorgt: Eine Hallenserin hatte in ihrem Testament insgesamt rund 100.000 Euro für den Tierschutz vor Ort vermacht.

Davon sollte das städtische Tierheim rund 55.000 Euro bekommen, der Kleintierschutzverein Felidae und der Katzenschutzverein Halle jeweils 27.000 Euro.

Doch bis heute ist kein Cent an die Vereine und das Tierheim geflossen. Warum das so ist, darüber besteht Rätselraten.

„Stattdessen hatten wir vom Finanzamt schon eine Aufforderung bekommen, dass auf das Geld Steuern fällig sind“, sagt Felidae-Vorsitzende Renate Hohmann.

Aufgrund der Gemeinnützigkeit des Vereins, das sei schon geklärt, habe sich das Thema Steuern geklärt. Sie werden nicht fällig.

Letzter Stand der Dinge: „Offenbar fehlt noch ein Erbschein, das wurde uns vor einem halben Jahr bei einem Notartermin gesagt“, so Hohmann.

Freder Bernhardt, Ehrenvorsitzender des Felidae-Vereins, kann ebenfalls aufgrund fehlender Informationen nur mutmaßen: „Das Geld befindet sich wahrscheinlich noch unangetastet auf der Bank. Möglich ist sogar, dass der Acker als ursprüngliches Erbe, der beim Verkauf das Geld einbringen sollte, noch nicht einmal den Besitzer gewechselt hat.“

Angeblich hätten sich weitere Bürger mit Erbansprüchen gemeldet, sagt Bernhardt - das müsse der zuständige Notar prüfen.

100.000-Euro-Vermächtnis - Der Fluch der Erbschaft

Das Problem des Vereins: Durch das Bekanntwerden des Erbes sind nun weniger Spenden eingegangen. Dadurch reichen die Mittel zur Versorgung der Katzen nicht mehr aus.

Genau das beklagt auch der Katzenschutzverein. „Ich hätte den Verein längst aufgelöst, wenn ich nicht wüsste, dass die Erbschaft ansteht“, sagt Vorsitzende Christine Kaiser.

Denn zu den ohnehin knappen Mitteln kommt bei dem Verein, der derzeit noch an der Krukenbergstraße in der Nähe des Bahnhofs sein Katzenhaus führt, ein weiteres Problem: die Kündigung des Quartiers und ein Umzug.

Das Haus werde derzeit umgebaut, Eigentumswohnungen sollen dort entstehen, berichtet Christine Kaiser. Deswegen habe das Katzenhaus derzeit weder Heizung noch Telefonanschluss: „Wir müssen mit Ölradiatoren heizen, denn die Tiere frieren“, berichtet Christine Kaiser.

Und das gehe zudem ins Geld. Von der Stadt gebe es keinerlei Unterstützung in dieser Situation.

Weiter stehe auch der Keller unter Wasser - ein Umzug sei dringend notwendig. Doch der zieht sich hin: Ein Ausweichobjekt sei zwar in Sicht, aber noch habe der Verein keine Schlüssel.

Tiere sind in Not

„Die Not ist groß, weil weiter Katzen zu uns gebracht werden“, sagt sie - 50 Tiere sind zurzeit untergebracht.

Weiterhelfen würde in dieser Situation das Erbe der Hallenserin, die im Januar 2014 im Alter von 84 Jahren verstorben war und und von der nicht sehr viel bekannt ist.

Ihr Name ist Liselotte Rößler, sie ist anonym auf dem Gertraudenfriedhof begraben. In ihrem Testament verfügte sie, dass der Erlös aus dem Verkauf eines zehn Hektar großen Stücks Land bei Gröbzig dem Tierschutz in Halle zugute kommen soll.

Das Problem ist jedoch, dass Liselotte Rößler zwar keine direkten Nachkommen hat, es aber möglicherweise weitere Erbberechtigte gibt.

Zu den Einzelheiten gibt der zuständige Notar Robert Schoppmann keine Auskunft: Das sei nur gegenüber den Beteiligten möglich, heißt es aus seinem Büro. Doch die Beteiligten warten auch auf Informationen.

(mz)