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Spacecurl im Uniklinikum Halle Spacecurl im Uniklinikum Halle: Raumfahrt hilft gegen Rückenleiden

Von Felix Knothe 11.09.2014, 06:33
Zum ersten Mal im Kreisel: Falk Cierpinski.
Zum ersten Mal im Kreisel: Falk Cierpinski. Felix Knothe Lizenz

Halle (Saale) - Nur mit der Kraft des eigenen Körpers schwingt der Athlet um alle drei Achsen. Beinahe schwerelos sieht das aus. Es fehlt eigentlich nur die unverwechselbare Umgebung eines Moduls der Raumstation ISS, sonst könnte Falk Cierpinski als Astronaut durchgehen. Doch der Marathonläufer ist nicht im All, und das Gerät, das ihn kreiseln lässt, steht fest auf dem Boden im halleschen Uniklinikum.

Klinik für Orthopädie, Sektion Physikalische und Rehabilitationsmedizin - hier will man erforschen, wie dieses Gerät namens Spacecurl bei der Behandlung von Rückenleiden eingesetzt werden kann. In diesen Tagen startet dazu eine wissenschaftliche Studie. Und Falk Cierpinski ist der, der die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken soll.

„Das ist eine tolle Sache“

Cierpinski selbst ist fit - keine Spur von Rückenschmerzen. Deshalb kann er auch die volle Funktion des Spacecurl vorführen, obwohl er noch nie zuvor in so einem Kreisel gestanden hat. Kopfüber, schräg, mal schnell, mal langsam in allen möglichen Winkeln - den Reportern wird schon vom Zusehen schummrig, und auch Cierpinski ist es irgendwann nicht mehr einerlei. „Das ist eine tolle Sache“, bilanziert er nach seinem fünfminütigen Einsatz, „wir wollen das Gerät im Winter ins Training einbauen. Aber jetzt ist mir ein bisschen schwindelig.“

„Eigentlich gehört so ein Gerät in jede Reha-Klinik und in jeden großen Sportverein“, sagt René Schwesig, Leiter des orthopädischen Forschungslabors am Uniklinikum. Bei einem Stückpreis zwischen 15 000 und 16 000 Euro natürlich eine Anschaffung, die gut kalkuliert sein will. Doch glaubt man Anke Steinmetz, Oberärztin in der Uni-Orthopädie, gibt es fast nichts Besseres, um Muskeln, von denen man oft gar nicht weiß, dass man sie hat, die aber dennoch enorm wichtig sind, zu trainieren.

Im Spacecurl belastet

„Uns geht es aber nicht darum, mit unseren Patienten irgendwelche Loopings durchzuführen“, sagt Steinmetz. Man wolle eine Therapie für Patienten entwickeln, denen wegen eines Rückenleidens ein stabilisierendes Implantat verpasst werden muss. In der Reha sei es wichtig, die Rückenmuskeln so zu trainieren, dass später nicht weitere Wirbelsäulenschäden auftreten. Solche Patienten würden nur im medizinischen vertretbaren Rahmen im Spacecurl belastet.

„Wir zielen auf die kleinen Rückenmuskeln, die direkt an den Wirbelkörpern sitzen. Durch die Therapie lernt der Patient, diese Muskeln wieder zu benutzen“, so Steinmetz. Dass auch kleine Muskeln eine große Wirkung haben können, ist auch Falk Cierpinski klar: „Denn auch beim Marathon macht die schwächste Muskelgruppe als Erstes schlapp.“ (mz)